Bis zum Jahresende sei nach Einschätzungen von Analysten ein Preis zwischen 60 und 80 US Dollar für ein Pfund Uranoxid möglich.
Bau von Atomkraftwerken wird vorangetrieben
Für Erste Bank-Analyst Ronald Stöferle ist das Szenario für den Uranpreis relativ klar. „Es befinden sich derzeit viele Atomkraftwerke im Bau und in Planung“, so der Rohstoffexperte. Konkret werden knapp 40 Reaktoren – die meisten davon in Indien und China – gebaut. Weitere hundert Projekte befinden sich in der Planungsphase. Laut Stöferle müssen für den Bau eines Atomkraftwerkes Kosten zwischen zwei und drei Milliarden Euro veranschlagt werden. Die laufenden Urankosten würden nur einen marginalen Anteil von zwei bis drei Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Verdoppelt sich also der Uranpreis, sei das noch kein Thema.
Uranpreis wird stetig steigen
Dass der Uranpreis – ähnlich wie während des Hypes der letzten Jahre – in naher Zukunft große Sprünge macht ist für Experten wenig wahrscheinlich. Manuel Tenekedshijew, Manager des DWS Rohstofffonds, glaubt etwa nicht, dass der Preis angesichts der reichhaltigen Vorkommnisse langfristig über 60 Dollar steigen kann. „Kurzfristig ist das jedoch möglich, da die Produzenten eine gewisse Zeit brauchen, um auf die Nachfrage zu reagieren“, erklärt der Fondsmanager. Die Fördermenge sei mehr als stabil und stieg zuletzt beispielsweise in Kasachstan zwischen zehn und 15 Prozent pro Jahr. Stöferle hält einen Uranpreis zwischen 60 und 80 Prozent bis zum Jahresende für wahrscheinlich.
Wie News den Markt beeinflussen können
Wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind jedoch kurzfristige Preisausschläge nicht unwahrscheinlich. „Das liegt daran, dass der Markt für Uran sehr klein ist“, so Stöferle. Würden etwa größere Banken auf den Trend aufspringen order einschlägige Zertifikate emittiert werden, so könnte es zu deutlichen Preissprüngen kommen. Auch Nachrichten wirken sich bekanntlich stark auf den Preis aus. Besonders deutlich hat sich das während des Uran-Hypes gezeigt, der im Juli 2007 bei einem Rekordpreis von 140 Dollar sein vorläufiges Ende fand. Für einen zusätzlichen Schub sorgten damals News, dass der weltgrößte Uranproduzent Cameco Probleme mit einer Mine hat.
Nachfrage seitens der Atomindustrie
Für ein Investment spricht neben der steigenden Nachfrage seitens der Atomindustrie die vergleichsweise wenig anspruchsvolle Produktion. „Während etwa bei Kupfer eine Anlaufzeit von mehr als fünf Jahren benötigt wird, können Uranminen in der Regel nach drei Jahren in Produktion gehen“, erklärt Tenekedshijew. So sei etwa in Australien oder an manchen kanadischen Förderstätten auch ein offener Tagebau möglich. Weitaus komplizierter sei freilich der Abbau in unterirdischen Minen. Zum mittlerweile dritten Male wurde etwa eine Mine des Uranspezialisten Cameco in Australien überflutet.
Rohstofffonds mit Uran Investments
Der DWS Rohstofffonds hat nach Angaben von Tenekedshijew derzeit kein Exposure zu Uran. „Angesichts der Bodenbildung des Uranpreises ist jetzt jedoch der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken, eine Position aufzubauen“, so Tenekedshijew. Möglich ist das über einschlägige Produzenten wie Cameco und Denison Mines oder den französischen Kraftwerkbetreiber Areva, der auch Minen betreibt. Ganz dem Thema Uran hat sich etwa der Uranium Focused Energy Fund der Middlefield Group (ISIN: CA9170011097) verschrieben. Er befindet sich aktuell nach einem dramatischen Absturz zwischen Mai und November des Vorjahres wieder am aufsteigenden Ast. Neben zahlreichen Zertifikaten können Anleger auch über die kanadische Uranium Participation Company direkt in den Rohstoff investieren.