Nicolas Chaput, Global Head of Fixed Income Investments bei BNP Paribas Asset Management, sieht noch keine klaren Indizien für ein Ende der Wirtschafts- und Finanzkrise. „Dafür ist eine Stabilisierung des US-Housing-Marktes Voraussetzung. Hier fallen jedoch die Preise nach wie vor“, so der Experte. Was er jedoch ausmachen will, sind erste Anzeichen für eine Bodenbildung sowie für eine Rückkehr des Vertrauens. Statt einer Depression rechnet er mit einer tiefen Rezession.
Banken Leverage vs. individueller Leverage
Derzeit gilt es für Chaput vor allem zwei Probleme zu bewältigen: Den Banken-Leverage sowie den individuellen Leverage. Letzterer sei vor allem in den angelsächsischen Ländern ein großes Problem. „Die Menschen müssen hier ihren Lebensstil ändern und das wird seine Zeit brauchen. Einige wenige Monate werden dafür nicht ausreichen“, so Chaput. Diesen schwierigen Adaptionsprozess wird voraussichtlich die ganze Welt zu spüren bekommen. Bekanntlich hat der US-Konsum einen Anteil von 20 Prozent am Welt-BIP.
Das Problem des Banken-Leverage kann nach Ansicht des Experten weitaus leichter gelöst werden. Wie man weiß, haben seit dem Fall von Lehman Brothers die Regierungen und Zentralbanken auf der ganzen Welt gewaltige Summen in den Sektor gepumpt um ein Depressions-Szenario wie in den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zu verhindern. Wie hoch die Kosten dieser Rettungsmaßnahmen wirklich ausfallen, wird sich weisen. Dazu Chaput: „Egal ob wir es letztendlich mit Inflation oder einem erhöhten Steueraufkommen zu tun bekommen werden, die Maßnahmen waren die einzige Möglichkeit den Sektor zu retten.“ Ein gesundes Banksystems sei schließlich Voraussetzung für einen neuerlichen Aufschwung.
Argument für Staatsanleihen
Das derzeit als realistisch erscheinende Rezessionsszenario ist laut Chaput ein klares Argument für Staatsanleihen. Konkret bevorzugt er Euro-Staatsanleihen gegenüber japanischen oder US-Treasuries. Wichtig wäre es auch hier das Risiko entsprechend einzuschätzen. Investoren empfiehlt er Faktoren wie die Sparquote-, den Wert des Bankensektors-, sowie das Emerging Market-Exposure eines Landes zu berücksichtigen. Schließlich würde es Länder geben wo es zu Zahlungsausfällen kommen könnte. „Das werden die sprichwörtlichen nahen Verwandten auch zu spüren bekommen“, so Chaput.
Gelegenheiten bei staatlich garantierte Anleihen
Interessante Chancen sieht der Experte bei staatlich garantierten Anleihen. Hier sollten Investoren im Falle von Emissionen Gelegenheiten wahrnehmen. Weiters sollte – wenn möglich – Kapitalgarantie gegenüber Liquidität der Vorzug gegeben werden. Chaput geht davon aus, dass die Ausfallsrate von Unternehmensanleihen im High Yield-Bereich in den kommenden Monaten drastisch zunehmen wird. Nichtsdestotrotz bleibe die Asset Klasse interessant. Besonders wenn sich ein Licht am Ende des Tunnels abzeichnet. „Das war immer schon so. Werden die Nachrichten besser, ist es ein guter Zeitpunkt um bei High Yields einzusteigen“, findet Chaput. Eine rigorose Risikokontrolle sei hier gemeinsam mit einer defensiven Positionierung besonders wichtig.
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