Was wissen die Österreicher über Fonds? Dieser Frage ging AXA Investment Managers (AXA IM) auch in diesem Jahr wieder mit einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage nach. Zum vierten Mal in Folge hat das Unternehmen das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest beauftragt, die Österreicher zu ihrem Wissen und ihrer Einstellung gegenüber Investmentfonds zu befragen.
AXA IM Wissensindex
Erstmals wurde im Rahmen der Studie ein „AXA IM Wissensindex“ entwickelt. Das Ergebnis: Der Wissensstand der Österreicher bleibt mit lediglich 44 von 100 Indexpunkten auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres. (2007: 47 Punkte). Knapp die Hälfte der Österreicher (46 %) ist in punkto Geldanlage „Anfänger“, 19 Prozent sind sogar als „Unwissende“ einzustufen.
2009 liegt vor allem der Anteil der „Fortgeschrittenen“ mit 31 Prozent auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Erhebung (2008: 32 %, 2007: 45 %). Die Anzahl derjenigen, die sich wirklich gut auskennen, die so genannten „Profis“, bleiben mit vier Prozent 2009 gegenüber den Vorjahren (2008: 4 %, 2007: 5 %) stabil. „Personen, die wirklich Bescheid wissen, lassen sich folglich auch in Krisenzeiten nicht so leicht verunsichern“, so Karin Kleinemas, Leiterin Marketing Nordeuropa bei AXA Investment Managers.
Trotz mangelnden Wissens: Österreicher halten sich für „Experten“
Obwohl das tatsächliche Wissen der Österreicher in den vergangenen Jahren gesunken ist, hat die subjektive Einschätzung nicht gelitten. Ganze 52 Prozent stufen 2009 ihr Finanzwissen als gut oder sogar sehr gut ein. Österreicher halten sich somit für „Experten“ in Finanzangelegenheiten. Ein Trugschluss wie folgende Untersuchungsergebnisse zeigen.
Finanz- und Wirtschaftskrise führt zu großer Verunsicherung
Die Menschen sind verunsichert und trauen sich beim Thema Investmentfonds keine Entscheidungen mehr zu. So ist das Wissensniveau in Österreich nicht etwa deshalb so niedrig, weil viele Fragen falsch beantwortet wurden. Vielmehr waren sich die Österreicher so unsicher, dass sie wie bereits im Vorjahr oft mit „weiß nicht“ geantwortet haben. Dies spiegelt sich vor allem bei konkreten Fragen zu Investmentfonds wider. So antworteten beispielsweise 15 Prozent (2008: 17 %) mit „weiß nicht“ auf die Frage, ob Fondsanteile in der Regel täglich, also ohne die Einhaltung von Fristen verkauft werden könnten. 42 Prozent der Befragten verneinten diese korrekte Aussage sogar. Damit glaubt über ein Drittel der Österreicher nicht an die tägliche Verfügbarkeit von Fonds.
Ebenfalls bedenklich: 64 Prozent der Befragten stimmten der Falsch-Aussage zu: „Wenn eine Fondsgesellschaft in Konkurs geht, verlieren Anleger ihr dort angelegtes Geld“. Elf Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Somit wissen nur 25 Prozent der Österreicher, dass Fonds nicht zur Konkursmasse gehören. „Offenbar ist in der breiten Bevölkerung nicht bekannt, dass Fonds als so genanntes „Sondervermögen“ von der Fondsgesellschaft verwaltet werden und die Gelder sogar getrennt bei einer Depotbank liegen. Der Wert eines Fonds berechnet sich ausschließlich über den Wert der Wertpapiere, die im Fonds enthalten sind und hat nichts mit der Situation des Vermögensverwalters zu tun. Gerade das ist ja der Vorteil zum Beispiel gegenüber Bankeinlagen oder Zertifikaten“, sagt Karin Kleinemas. Paradox: Trotz der Skepsis gegenüber Fonds sind 53 Prozent der Befragten der Meinung, dass es jetzt wegen der niedrigen Einstiegskurse attraktiv sei, in Fonds zu investieren.
Aus den Augen aus dem Sinn
So wie das Wissensniveau ist auch die Anzahl der Fondsbesitzer in Österreich nach wie vor auf niedrigem Niveau. Weniger als ein Fünftel der Österreicher (17 %), und damit genauso viele wie im Vorjahr, hält derzeit Anteile an Investmentfonds. Markus Mündel, Senior Consultant bei der Finanzforschung von TNS Infratest überraschen diese Ergebnisse nicht: „Der Zusammenhang zwischen Fondsbesitz, Fondsaffinität und dem Wissensstand der Menschen ist ein typisches Ergebnis. Die Menschen sind verunsichert, ziehen sich aus Fonds zurück und antworten daher weniger selbstsicher.“ Mündel vergleicht dies mit dem Kauf einer Digitalkamera. Vor dem Kauf beschäftige man sich meist intensiv mit der Thematik, den Vor- und Nachteilen und vergesse die Details dann wieder schnell. Nach dem Motto „Aus den Augen, aus dem Sinn“. Es sei also nicht verwunderlich, dass die Österreicher sich mit Antworten zurückhalten, so Mündel. „Fonds sind aktuell einfach nicht so präsent für viele Menschen.“
Wissensniveau in vier europäischen Ländern weitestgehend identisch
Der Vergleich mit anderen Ländern, in denen die Studie durchgeführt wurde, zeigt deutliche Parallelen beim Wissensstand der Menschen. Das Wissensniveau ist in Österreich mit 44 Indexpunkten gegenüber 45 Punkten in Deutschland und jeweils 44 in der Schweiz und den Niederlanden weitestgehend identisch. Interessant ist dabei, dass 52 Prozent der Österreicher ihr Finanzwissens selbst als gut oder sogar sehr gut einschätzen. Diesen Optimismus teilen sie mit den Schweizern mit ebenfalls 52 Prozent. In Deutschland denken dies nur 47 Prozent, in den Niederlanden optimistische 70 Prozent. „Die Deutschen schätzen ihr Wissen wesentlich realistischer ein als ihre europäischen Nachbarn“, kommentiert Karin Kleinemas das Ergebnis.
Altersvorsorge als Zukunftsthema
Der starke Anstieg der Staatsverschuldung in Europa verstärkt bei euorpäischen Bürgern die Sorge vor einer deutlichen Reduktion der staatlichen Pensionsvorsorge. Investmentfonds eignen sich generell sehr gut als Instrument zum längerfristigen Aufbau einer privaten Altersvorsorge. Umso erstaunlicher ist es, dass im Rahmen der Studie ein signifikanter Vertauensverlust hinsichtlich der Altersvorsorgetauglichkeit von Fonds festgestellt wurde.
Im Jahr 2007 gab es noch hohe Zustimmungswerte für die Fragen: "Die Geldanlage in Fonds eignet sich gut für die Altersvorsorge." 74 Prozent der Fondsbesitzer und auch 66 Prozent der auch die Nicht-Fondsbesitzer stimmten zu. Im Jahr 2008 lagen die Werte bei 75 Prozent für die Fondsbesitzer und 64 Prozent für die Nicht-Fondsbesitzer. Wahrscheinlich aufgrund der starken Schwankungen und zum Teil starken Kursverlusten im Herbst 2008 und zu Beginn des Jahres 2009 (Erhebungszeitraum für die Studie: 20. 2. bis 16. 3. 2009) sanken diese Werte deutlich. Im Jahr 2009 stimmten nur 55 Prozent der befragten Fondsbesitzer und 40 Prozent der Nicht-Fondsbesitzer der obigen Aussage zu.
Die demographische Entwicklung weist darauf hin, dass dieses Thema noch eine sehr große Herausforderung für die nächsten Jahrzehnte darstellen wird - v. a. auch vor dem Hintergrund der aktuell sehr stark steigenden Staatsverschuldung.