Seit März ist der MSCI China Index um mehr als 50 Prozent gestiegen und hat damit die Aktienmärkte der westlichen Industrieländer deutlich outperformed. Beflügelt haben die Märkte neben der höheren Liquidität die erwartete Verbesserung der Unternehmenserträge.
Chinesisches Konjunkturpaket
„Die chinesische Regierung muss keine Anreize setzen, damit die Banken Geld verleihen. Sie haben genug Geld“, stellt Ho klar. Als weitere Indikatoren für ein Comeback Chinas bezeichnet Ho den steil nach oben gerichteten Einkaufsmanagerindex, eine starke Ausweitung des Stromproduktion sowie eine deutliche Belebung des Auto- und Immobilienabsatzes. Eine wesentliche Rolle würde in diesem Zusammenhang das chinesische Konjunkturpaket spielen. Bekanntlich umfasst das vier Billionen RMB schwere Paket fiskal- und geldpolitische Maßnahmen und direkte Subventionen für ausgewählte Sektoren wie die Auto- und Immobilienbranche.
Kultur des Sparens
Obwohl Ho mit dem Vorgehen der Regierung grundsätzlich zufrieden ist, glaubt sie, dass noch mehr gemacht werden kann. Besonders wichtig sei es jetzt den Konsum anzukurbeln. „Die Sparquote ist nach wie vor zu hoch in China“, sagt Ho. Sie führt das nicht nur auf die chinesische Kultur des Sparens zurück, sondern auch auf das Fehlen eines guten Sozialsystems. Angesichts von Devisenreserven von knapp zwei Millionen US-Dollar hätte die chinesische Regierung jedenfalls ausreichend Spielraum für weitere konjunktur- und fiskalpolitische Maßnahmen. Bekanntlich ist das Ziel für 2009 ein BIP-Wachstum von acht Prozent zu erreichen.
Subventionen auf ausgewählte Produkte?
Um den Konsum voranzutreiben kann sich die Expertin etwa Subventionen auf ausgewählte Produkte wie Autos vorstellen. Davon würden auch andere Sektoren wie etwa die Stahlindustrie profitieren. Sorgen machen Ho die mit dem Konjunkturabschwung zusammenhängenden Überkapazitäten. 20 Millionen arbeitslose Chinesen wären mittlerweile in ihre Dörfer zurückgekehrt. „Nimmt dieser Trend zu, könnte das zu einem großen Problem werden“, so Ho. Insgesamt wäre das Wichtigste die soziale Stabilität des Landes zu bewahren. Daher müsse das Wachstum in China behalten werden.
Kein Inflationsrisiko ersichtlich
Ein Inflationsrisiko sieht Ho auf mittlere Sicht nicht. Dementsprechend wären auch Sorgen, dass die Regierung auf eine restriktivere Politik umschwenken könnte, derzeit nicht begründet. Das Zinsniveau in China ist bekanntlich noch nicht so niedrig wie in den westlichen Industrieländern und die chinesische Regierung wird das soeben erst anziehende Wachstum kaum dämpfen wollen.
China hat starke Fundamentaldaten
Für Ho entspricht die relativ starke Performance der chinesischen Aktienmärkte seit Jahresanfang den vergleichsweise starken Fundamentaldaten Chinas. Ein wesentliches Abwärtsrisiko sieht sie – auch im Falle einer kurzfristigen Korrektur – nicht. Voraussetzung dafür sei jedoch, dass sich die Lage der Industrieländer nicht weiter verschlechtert. Nach wie vor sei das Land stark von Exporten abhängig. „Die Welt darf nicht erwarten, dass sie China retten wird“, bringt es Ho auf den Punkt.