Das System der Managed Futures

Fragt man nach den Assoziationen im Zusammenhang mit der Anlageklasse „Managed Futures Fonds“ fallen Begriffe wie „computergesteuerte Handelssysteme“, „derivative Instrumente“ und „hohes Risiko“. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass die Geschichte dieses Investmentansatzes bis ins Jahr 1949 zurück reicht. Funds | 20.08.2009 04:59 Uhr
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Die Anfänge der Managed Futures

Ausgehend von den Erfahrungen des langen Bärenmarktes im Zuge der großen Depression der 30er Jahre suchte man nach profitablen Veranlagungsmöglichkeiten, die nicht unbedingt ein positives Marktumfeld benötigen, sondern im Gegenteil auch in negativen Marktphasen absolute Erträge erzielen können.

Schon damals gab es Terminkontrakte – zu dieser Zeit vornehmlich solche auf Rohstoffe -die gegenüber dem Direktinvestment den Vorteil bieten, dass man diese sowohl „long“ kaufen als auch „short“ verkaufen kann und somit von beiden Marktrichtungen profitieren kann, sofern man die Richtung korrekt prognostiziert hat.

Das Universum der Terminkontrakte

Das Universum an zu handelnden Terminkontrakten hat sich seit dieser Zeit stark ausgeweitet. Neben den traditionellen Agrar- und Rohstoffmärkten gibt es mittlerweile Terminkontrakte auf Währungen, Zinsen, Aktien- und Aktienindizes, CO2 – Emissionen und vieles mehr. Zusammen mit der sicheren Infrastruktur und der hohen Liquidität spezialisierter Futuresbörsen sind dies ideale Instrumente für das Umsetzen von Handelsstrategien aller Art.

Computer gibt Handelsentscheidungen vor

Der Großteil der erfolgreichen Managed Futures Fonds – wie auch unser seit knapp 13 Jahren bestehender SMN Diversified Futures Fund – treffen ihre Handelsentscheidungen auf Basis eines automatisierten Handelssystems. Die Anlageentscheidungen werden vom Computer vorgegeben und idealer Weise nicht hinterfragt. Dies führt bei vielen Investoren zu Unbehagen, das nach aller Erfahrung aber unberechtigt erscheint. Warum? Weil gerade der Faktor Mensch sehr viele typische Fehler in der Geldanlage macht und sie auch immer wieder gerne wiederholt. Einige Beispiele sollen dies illustrieren:

Ein systematisches Handelssystem

Ein systematisches Handelssystem ist nichts anderes als ein Regelwerk, das von Menschen mit langer Markt- und Handelserfahrung entwickelt wurde, um ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu objektivieren und sie damit von emotionalen Einflussfaktoren zu befreien. Gier, Angst, Übermut oder wie immer die Gefühlsstufen heißen mögen, sind meist keine guten Ratgeber. Eben diesen Faktoren wird wohl jeder von uns schon einige seiner schlechtesten Anlageentscheidungen verdankt haben.

Grundlegende Punkte werden dem System beigebracht

Dem System wird „beigebracht“, unter welchen objektiven Umständen man eine Position eingehen würde (es kann sich auch um eine Short Position handeln, wenn objektive Gründe vorliegen, die fallende Kurse erwarten lassen) und unter welchen Umständen man sie wieder auflösen würde. Zudem wird bei jeder Transaktion vorab festgelegt, wann man einzusehen bereit ist, dass die Entscheidung falsch war und man sie daher zu revidieren hat, auch wenn es schmerzt (Stop loss Limit). Genau diese Entscheidungen werden dann auch umgesetzt. Dies ohne darüber zu diskutieren, ob man nicht in diesem Fall eine Ausnahme machen sollte oder es eben als „Langfristinvestment“ anzusehen und abzuwarten (auch diesen Fehler kennen wir Investoren alle, oder?).

Weiters wurde dem System eine entsprechende Diversifikation des Portfolios vorgegeben. Managed Futures Fonds handeln üblicher Weise 100 oder mehr verschiedene Märkte, um den Erfolg oder auch Misserfolg der einzelnen Investitionsentscheidung nicht spielentscheidend zu machen, sondern die Beständigkeit der Grundidee. Jeder Einzelposition ist ein Risikobudget zugeordnet, das weder erhöht wird, nachdem man mehrmals in Folge erfolgreich war, noch vermindert im Negativfall. Wir haben im Gegensatz dazu zumindest alle einen guten Bekannten oder kennen jemanden, der jemanden kennt, der nach langer Erfolgsstrecke an den Märkten mit ein paar wenigen Trades alles wieder verloren hat, oder?

Typische Anlagefehler werden vermieden

Die Delegation der Handelsentscheidung an das System soll also in erster Linie die Disziplin mit sich bringen, jene typischen Anlagefehler zu vermeiden, die uns allen gut bekannt sind. Die Entscheidungsparameter selbst können technischer oder fundamentaler Natur sein. Am weitesten verbreitet sind Managed Futures Fonds, die einen technischen Trendfolgeansatz verfolgen. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich Märkte aufgrund wirtschaftlicher und marktpsychologischer Phänomene in kurz- mittel bzw. langfristigen Trends bewegen. Dies widerspricht einigen anderen Markttheorien (Random Walk, Effiziente Markthypothese), der langjährige Anlageerfolg von Managed Futures Fonds bestätigt aber eindrucksvoll, dass diese Phänomene existieren (und unsere oben geführte Diskussion über die menschlichen Fehler im Anlagegeschäft legt nahe, dass genau diese Verhaltensweisen solche Trends ermöglichen).

Rein technische Entscheidungen

Diese Konzentration auf rein technische Entscheidungsgrundlagen macht Managed Futures Fonds auch zu einer sehr interessanten Beimischung in jedem traditionellen Portfolio. Einerseits ist ein Großteil der sonstigen Portfolioentscheidungen fundamental gewählt, wodurch sich gute Diversifikationseigenschaften ergeben, andererseits bringt die geringe Korrelation und die Möglichkeit, auch in negativen Marktphasen positive Erträge zu erzielen, verblüffend positive Portfolioeffekte mit sich.

SMN Diversified Futures Fund

Der SMN Diversified Futures Fund wurde am 1. November 1996 aufgelegt und weist in dieser knapp 13-jährigen Zeitspanne einen durchschnittlichen Nettoertrag von 9,73% p.a. (Stand 31.7.2009) auf. Insbesondere in den schwierigen Jahren für Aktieninvestoren 2001 bis 2003, sowie im Krisenjahr 2008 konnten weit überdurchschnittliche Erträge erzielt werden. Ein Grund, weshalb insbesondere institutionelle Großanleger Managed Futures Fonds als Portfoliobeimischung schätzen. Das Investment verspricht langfristig einen Ertrag, der deutlich über jenem traditioneller Anlageklassen liegt und dient in schwierigen Marktphasen als „Versicherung“ für das Portfolio.

Klingt fast zu schön um wahr zu sein? Die vergangenen 13 Jahre haben die oben aufgestellten Thesen sehr schön untermauert. Es ist sicher richtig, dass die Erträge in Einzeljahren volatil sein können und Vergangenheitsdaten sind kein verlässlicher Indikator für die Zukunft. Dennoch zeigen gerade Jahre wie 2008, dass Märkte nach wie vor Massenphänomenen unterliegen und Trends auftreten, die wahrscheinlichkeitstheoretisch als denkunmöglich anzusehen sind. Ich bin daher persönlich der tiefen Überzeugung, diesen Gastkommentar auch in 10 Jahren noch mit ruhigem Gewissen durchlesen und vollinhaltlich unterschreiben zu können.

Tips für Anleger

1) Managed Futures Fonds sind immer als Beimischung zu einem Portfolio zu verstehen, niemals als ausschließliche Veranlagung

2) Je höher der Aktienanteil am Portfolio, desto höher sollte die Beimischung betragen

3) Der Anlagehorizont von Managed Futures Investoren sollte 5 Jahre oder länger betragen

4) So Erfolg versprechend die Strategie langfristig ist, wird es immer auch negative Marktphasen (=„Drawdowns“) geben. Richtiges Timing ist aus unserer Sicht unmöglich, weshalb schrittweiser Aufbau und langfristige Haltedauer anzuraten ist


Zum Autor:

Mag. Gernot Heitzinger, Geschäftsführer SMN GmbH, Wien, ist seit 1990 im Fonds- und institutionellen Portfoliomanagement, sowie leitenden Funktionen in verschiedenen Bereichen des Asset Managemen tätig.
Seit 5 Jahren in der Geschäftsführung bei SMN für das Kundengeschäft verantwortlich.


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