Positiv: Trotz des weltweiten Konjunkturabschwungs weisen Märkte wie China und Indien äußerst robuste Wachstumsraten auf. Auf der anderen Seite dürften Brasilien und Russland von der wieder steigenden Nachfrage nach Rohstoffen profitieren.
Schwellenländer konnten die Krise besser meistern
Wie die jüngsten Entwicklungen deutlich aufzeigen haben viele Schwellenländervolkswirtschaften die Krise besser gemeistert als die entwickelten Märkte. So erwarten Experten das China und Indien für 2009 wieder ein Wirtschaftswachstum von acht bzw. sechs Prozent erzielen werden. „Die hohen Devisenreserven verbessern die Voraussetzungen der Schwellenländer externe Schocks zu verarbeiten erheblich“, so Mark Mobius, Manager des Templeton BRIC Fund, gegenüber e-fundresearch.
Anhaltender Aufwärtstrend erkennbar
Selbst nach der Rallye der vergangenen Monate sehen Experten für die BRIC-Staaten einen anhaltenden Aufwärtstrend. „Ich glaube, dass wir in einem Jahr höher dastehen werden als jetzt. Dass die Entwicklung in einer geraden Linie ablaufen wird, bezweifle ich jedoch“, so Thomas Gerhardt, Manager des DWS Invest BRIC Plus LC. Kurzfristig sieht er das Potenzial für eine Korrektur. Seine positive Einschätzung führt Thomas Gerhardt auf zwei Faktoren zurück: Einerseits sei die Korrektur im Vorjahr übertrieben ausgefallen. Dazu komme, dass sich die BRIC-Länder deutlich besser entwickelt haben als erwartet.
Indien für Reformen bereit
Positiv stimmt Constanze Fay, Managerin des ESPA Stock Brick (aus Diversifikationsgründen ist Südkorea im Fonds enthalten, Anmerkung), der Wahlsieg der Kongresspartei in Indien. Durch das Erzielen einer knappen einfachen Mehrheit wären jetzt seit längeren anstehende Reformen möglich. „Angefangen von der Liberalisierung ausländischer Investitionen, IPOs oder Spin-Offs – die Liste ist lang und wird für jede Menge positiven Newsflow sorgen“, so die Expertin.
Brasilien ist bereit für die „Party“
An Brasilien schätzt Fay besonders die Zinspolitik: „Die Zinssenkungen haben sich sehr positiv auf die konsumorientierten Sektoren ausgewirkt.“ Bei einem aktuellen Stand von 8,75 Prozent gebe es noch genügend Potenzial für weitere Senkungen. Auch Thomas Gerhardt sieht Brasilien in einer sehr guten Verfassung. Das Land würde nicht nur von riesigen Öl- und Gasfunden profitieren, sondern auch davon, dass die Banken überhaupt kein Subprime-Exposure aufweisen. Zudem sei die Inflation sehr stabil. „Ich sehe hier praktisch nichts was die Party trüben könnte“, so Gerhardt.
Russlands Politik eng mit Wirtschaft verkettet
Dass sich in Russland alles rund um Öl und Gas dreht, steht für Experten fest. Ist der Ölpreis hoch, so gehe es dem ganzen Land gut. Problematisch sei hingegen die vergleichsweise starke Verzahnung von Politik und Wirtschaft. Nichtsdestotrotz gehört die russische Börse zu den weltweit performancestärksten seit Jahresbeginn. Trotzdem ist das Land noch immer mehr als 100 Prozent von seinen einstigen Höchstständen entfernt.
Risiken auf Unternehmensebene
Während Experten die langfristige Wachstumsstory der BRIC-Staaten als intakt bezeichnen, sehen sie das größte Investment-Risiko auf Unternehmensebene. So lag etwa im Vorjahr die Bandbreite der Einzeltitel-Performance zwischen +400 und -65 Prozent. Dementsprechend hebt Fay die Notwendigkeit hervor bei Investmententscheidungen neben fundamentalen Faktoren auch technische Indikatoren zu berücksichtigen. „Zwischen den einzelnen Sektoren gibt es fundamentale Unterschiede. So ist etwa bei IT-Werten die Entwicklung der operativen Margen wichtig, bei Rohstoffen wiederum Preise und Bewertungen.
Gewichtung des ESPA Fonds
Der ESPA Stock Brick hat Anlegern seit Jahresbeginn ein Plus von +43,25 Prozent erzielt. Fay hat den insgesamt sehr rohstofflastigen Fonds nach eigenen Angaben derzeit sehr breit diversifiziert und defensiv ausgestellt. Die größte Position auf Länderebene stellt Brasilien dar mit einem Anteil am Fondsvolumen von 22,79 Prozent, gefolgt von Südkorea mit 20,85 Prozent und China mit 19,94 Prozent.
Über- und Untergewichtungen des DWS Fonds
„China habe ich im Fonds mit einem Anteil von 30 bis 35 Prozent paradoxerweise untergewichtet“, erklärt DWS-Fondsmanager Gerhardt. Das liege jedoch nur daran, dass das Land in der Benchmark (MSCI BRIC) sehr hoch gewichtet ist. Er bevorzugt dagegen eine gewisse Diversifikation im Portfolio. Da Gerhardt auf den Ölpreis sehr positiv gestimmt ist, hat er derzeit Russland auf Länderebene übergewichtet. Seit Jahresbeginn hat der DWS Invest BRIC Plus LC eine Performance von starken +53,05 Prozent hingelegt.
Empfehlung von Templeton
„Obwohl wir in Bezug auf die Chancen für das langfristige Aufwärtspotenzial optimistisch sind, ist unbedingt zu berücksichtigen, dass nach wie vor – und vermutlich noch eine ganze Weile – Volatilität herrscht“, so Marc Mobius. Daher empfiehlt er die Marktzugänge zu nutzen, um Aktien billig zu erwerben. Die aktuellen Bewertungen empfindet der erfahrene Fondsmanager nicht als übertrieben, da sie noch unter den Höchstwerten der letzten fünf Jahre liegen.