Unter BilMoG (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz) müssen ab dem nächsten Jahr nämlich auch viele mittelständische Unternehmen ihre Pensionsverpflichtungen realistischer – d.h. im Normalfall höher – bewerten als es heute vielfach der Fall ist. Und dies zu einer Zeit, in der die Finanzmarktkrise die Vorsorgesysteme der Unternehmen zusätzlich belastet.
Pensionsmanagement muss zur Chefsache werden
Infolge der Krise sind bei vielen Unternehmen die Pensionsvermögen fühlbar zurückgegangen. Bei den nach dem internationalen Standard IFRS bilanzierenden Dax-Unternehmen sank die Deckungsquote der Pensionsverpflichtungen 2008 zwar nur leicht von 71% auf 65%, ein stärkeres Absinken wurde lediglich durch den krisenbedingt sprunghaft gestiegenen Referenzzinssatz verhindert, auf dessen Grundlage die Pensionsverpflichtungen hochgerechnet werden. Im Zuge der Normalisierung der Zinslandschaft werden die Pensionsverpflichtungen wieder steigen, sodass sich die Deckungslücke ausweitet. Dr. Thomas Wiesemann, CEO von Allianz Global Investors Deutschland: „Das Thema Pensionsverpflichtungen ist ein zentraler Werttreiber und gehört damit auf die Agenda eines jeden Finanzchefs. Durch die Annäherung der deutschen HGB-Bilanzierung im Zuge von BilMoG an die internationalen Bilanzierungsstandards erreicht das Thema jetzt auch den deutschen Mittelstand, sodass die Unternehmen ihre Strukturen und Prozesse bei der Kapitalanlage und Finanzierung grundsätzlich überdenken müssen. In unseren Gesprächen mit Kunden stellen wir immer wieder fest, dass Pensionsverpflichtungen das größte finanzielle Risiko außerhalb des Kerngeschäfts sind.“
Es geht um beträchtliche Summen. Allein bei den 30 Dax-Unternehmen machten die Pensionsverpflichtungen 2008 ein Volumen von über 190 Mrd. Euro aus, das entspricht rund 57% ihres Eigenkapitals. Und in Zukunft dürften die Verpflichtungen weiter ansteigen, gerade bei mittelständischen Unternehmen. Tobias Pross, Geschäftsführer Pension Markets bei Allianz Global Investors KAG: „Unsere Berechnungen sowie Erfahrungswerte zeigen, dass die Pensionsverpflichtungen infolge einer erstmaligen Anwendung von BilMoG um die Hälfte ansteigen können. Ein rechtzeitiges Gegensteuern ist daher ein Muss.“
Dynamische Risikosteuerung als Schlüssel für erfolgreiches Pensionsmanagement
Was können die Unternehmen tun, um sich langfristig wetterfest aufzustellen? Voraussetzung hierfür ist zunächst einmal eine grundlegende Bestandsaufnahme, zum Beispiel im Rahmen einer Asset-Liability-Analyse. Diese dient nicht nur zur Abschätzung der voraussichtlichen Entwicklung von Pensionslasten und Planvermögen. Vielmehr werden diese auch einer umfassenden Risikoanalyse unterzogen, wobei die Volatilität auf der Passivseite der Bilanz genauso gründlich untersucht wird wie die auf der Aktivseite. Auf Basis der Analyseergebnisse können Unternehmen dann unter Berücksichtigung der spezifischen Situation geeignete Maßnahmen einleiten, um ein langfristiges Bedienen der Pensionsverpflichtungen zu gewährleisten. Dr. Reinhold Hafner, Geschäftsführer der AllianzGI-Tochter risklab, unterstreicht in diesem Zusammenhang aber auch die Notwendigkeit, die kurzfristigen Risiken zu adressieren und zu steuern. „So verlangt das Zusammenspiel von langfristigen Renditezielen und kurzfristigen Risikozielen eine aktive und dynamische Risikosteuerung im Rahmen eines integrierten Aktiv-/Passiv-Managements.“ Ziel einer derartigen Steuerung ist das Erreichen einer Zielrendite oder eines bestimmten Zieldeckungsgrades unter der Bedingung, dass ein bestimmtes Vermögen bzw. Deckungsniveau mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht unterschritten wird. Entsprechende Risikomanagementkonzepte mit dynamischen Risikobudgets haben sich in der Praxis und im Zuge der Finanzkrise bewährt.
Asset Manager als langfristige Partner im Pensionsmanagement
Die deutschen Unternehmen stehen damit vor großen Herausforderungen: Um der zunehmenden Komplexität Herr zu werden, sind ganzheitliche Lösungen gefragt und die Unternehmen müssen erhebliche Ressourcen und spezifisches Know-how investieren, um Pensionsverpflichtungen und –vermögen aus einer Hand zu managen. Diese Aufgaben gehören bei den meisten Unternehmen nicht zum Kerngeschäft. Gerade für mittelständische Firmen dürfte es daher oft nicht optimal sein, eine derartige Expertise selbst vorzuhalten. Hier bietet sich die Einbeziehung eines Asset Managers als externen Experten an, der als treuhänderischer Partner die Unternehmen an den komplexen Schnittstellen zwischen Pensionsmanagement und Kapitalmarkt berät und entlastet. Dr. Michael Korn, Geschäftsführer Allianz Global Investors KAG, sieht einen Trend zum Outsourcing des Pensionsmanagements: „Die Verbesserung der Deckungsquoten und die Optimierung der Finanzierungskosten sind derzeit die wichtigsten Treiber auf Seiten der Unternehmen. Welche Funktionen und welche Wertschöpfungstiefe das so genannte Fiduciary Management abdeckt, hängt von der individuellen Situation des Kunden ab, insofern bietet sich eine modulare Herangehensweise an.“ Das mögliche Leistungsspektrum reicht dabei vom Advisory und der Analyse von Ist- und Sollzustand über das Management komplexer Kapitalanlagestrukturen, Risikomanagement und -controlling bis hin zum Reporting. „Unabhängig von der Nachfrage nach einzelnen Modulen werden sich nur Asset Manager mit tiefem und breitem Leistungsangebot im Pensionsmanagement langfristig als natürliche Partner der Unternehmen positionieren können“, ist Wiesemann überzeugt.