Aktuell ist Deflation ein Faktum - die Angst der Investoren ist jedoch Inflation.
Während der Finanzkrise galt in den USA die Sorge fast ausschließlich der möglichst raschen Rückkehr auf den Wachstumspfad. In Europa gibt es auch eine Diskussion über die mittelfristigen Auswirkungen und Folgen der "unkonventionellen Maßnahmen" der Notenbanken.
1923: 26 Milliarden Mark für einen Liter Milch
Mit der massiven Ausweitung der Liquidität ist letztendlich die Angst vor Inflation verbunden und diese stützt sich auf die leidvollen Erfahrungen mit der Weimarer Hyperinflation des Jahres 1923 wo ein Liter Milch zeitweise 26 Milliarden Mark kostete.
2009: 9 Billionen Euro für neue Liquidität
Manch skeptischer Analyst kann auch heutzutage die Summe von 9 Billionen Euro, die bislang für Bailouts, Liquiditäts-, Garantie- und Kreditzusagen der USA aufgestellt wurden, nicht mehr sinnvoll interpretieren. Alexander Froschauer, Senior Client Portfolio Manager / Fixed Income bei LGT Capital Management, verglich im Rahmen einer Präsentation zum Thema "Inflation - historische Anektote oder nächste Monsterwelle?" vor einigen Tagen in Wien die Zahl von 9 Billionen Euro wie folgt: "Wenn man 500-Euro-Scheine aufeinander stapeln würde, dann wären 9 Billionen Euro ungefähr die Höhe von 210 x Mount Everest. Dies entspricht ungefähr 20 Prozent des Welt-GDP und ist aus diesem Blickwinkel betrachtet eine beeindruckende Zahl, die schwer zu fassen ist."
Inflationsgeschützte Anleihen als Portfoliobaustein
Im Rahmen der LGT Asset Allocation sind inflationsgeschützte Anleihen in einem global ausgerichteten Portfolio mit einer strategischen Allokation von 6,5 Prozent gewichtet und aktuell taktisch mit 7,5 Prozent übergewichtet.
Das Management von inflationsgestützen Anleihen ist ein Gebiet, das nur wenige Asset Manager bereits seit längerer Zeit aktiv verfolgen. Wilfried Marco Thoerner, Österreich Repräsentant bei KBC: "Wir zählen zu jenen Anbietern von Inflation-Linked Bond Fonds, die über eine lange Erfahrung und umfangreiche Expertise verfügen. Der KBC Teilfonds investiert nur in inflationsgeschützte Anleihen, die auf Euro lauten. Derivate werden nicht genutzt." (Basisinformationen zu inflationsgeschützten Anleihen (Quelle: KBC).
Während sich Investoren vor allem Sorgen vor Inflation in der Zukunft machen, ist derzeit vor allem eine deflationäre Entwicklung zu beobachten.
Deflation als seltenes Phänomen?
Alexander Froschauer LGT Capital Management: "Wäre Deflation eine Tierart, müßte sie längst auf der ´Liste der ausgestorbenen Tierarten´ stehen. Sowohl in den USA, als auch in Deutschland liegt die letzte Sichtung der Deflation bereits 60 Jahre zurück." Faktum ist auch, dass Notenbanken in der Vergangenheit vor allem Deflation und nicht Inflation bekämpft hatten." (Siehe auch Interview mit Rainer Ottemann, KBC, zum Thema inflationsgeschützte Anleihen)
Der Markt für inflationsgeschützte Anleihen
Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung der inflationsgeschützten Staatsanleihen mehr als USD 1.200 Mrd. Der größte Anteil entfällt auf die USA mit 24 Emissionen und USD 498 Mrd. Volumen. UK htte seit 1981 bislang 14 Emissionen mit einem Volumen von USD 309 Mrd. begeben und Frankreich liegt mit 11 Emissionen seit 1998 und USD 205 Mrd. an dritter Position.
Alexander Froschauer: "Wir setzen im Bereich der inflationsgeschützten Anleihen auf eine globale Diversifikation und nützen dadurch Inflationszyklen in verschiedenen Regionen."
Globale Megatrends sind inflationär
Christopher Iggo, Chief Investment Officer, AXA Investment Managers, London: "Im aktuellen Marktumfeld gibt es aufgrund der Rezession noch ausreichend Überkapazitäten und noch deflationäre Risiken. Die globalen Megatrends sind jedoch inflationär. Dazu zählen einerseits das Wachstum in den BRIC-Staaten und die damit zusammenhängenden Währungsaufwertungen, steigende Rohstoffpreise, höhere Kosten für Umweltschutz, höhere Gebühren im öffentlichen Sektor als Antwort auf die hohen Staatsschulden sowie weitere Trends und Entwicklungen, die das Risiko von Inflation ansteigen lassen." Aus der Sicht der AXA Analysten sind inflationsgeschützte Anleihen aktuell relativ günstig bewertet, weil die Inflationsprämie niedrig ist bzw. der Markt geringe Inflationserwartungen hat.
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