„Was kommt nach der großen Krise?“ – diese Frage haben sich die Investment-Strategen von AmpegaGerling gestellt und eine Reihe von möglichen Szenarien definiert. Dazu gehören etwa eine Phase mit relativ geringem Wachstum und hoher Inflation genauso wie ein unerwarteter Aufschwung, ähnlich wie vor zehn Jahren nach dem Platzen der Technologieblase. „Für letzteres wäre ein positiver Technologieschock Voraussetzung. Eine Art Internetrevolution auf Energieebene, was derzeit schwer zu glauben ist“, so Sven Werner, Senior Investment Strategist.
Mögliche Szenarien
Ein Deflationsszenario schließt Werner dezidiert aus. Eine Double Dip Rezession wäre hingegen dann möglich, wenn die Banken nach dem Auslaufen der Konjunkturprogramme die Zinsen zu früh wieder anheben. Für viel wahrscheinlicher hält er eine längere Phase mit angemessener Inflation und positivem Wachstum, das jedoch mit jenem vor der Krise nicht zu vergleichen ist. „Für dieses Szenario gibt es eine ganze Menge Gründe“, so der Experte.
Hauspreise sind wichtiger Indikator
Nach Angaben von Werner deutet sich neben einem Rebound der Investitionen auch das Zurückkehren des Konsumentenvertrauens an. Um letztere Entwicklung zu stärken wäre jedoch eine deutliche Trendwende am Arbeitsmarkt notwendig. Als positiv bezeichnet er, dass die Hauspreise in Relation zu den Mieten wieder auf einem fairen Niveau sind. „Ein wichtiges Indiz ist, dass sogar in der Krisenstadt Detroit die Hauspreise nicht mehr weiter fallen“, so Werner.
Phase der Refinanzierung notwendig
Mit einem ähnlichen Konsumrausch wie vor der Krise könne ebenso nicht gerechnet werden wie mit einem hohen Produktionsniveau. Vielmehr sei jetzt eine Phase der Refinanzierung angesagt. „Das Deleveraging wird sich in allen Sektoren fortsetzen“, so Werner. Eine ähnlich freizügige Kreditvergabe wie vor der Krise würde es mit Sicherheit nicht mehr geben, vielmehr soll es eine Form der Regulierung geben. Für den Aktienmarkt ist Werner positiv gestimmt: „Wir sind am Anfang eines neuen Zyklus.“
Steht uns ein heißer Herbst bevor?
Ein etwas pessimistischeres Bild zeichnet Conrad Mattern, Portfolio Manager der Conquest Investment Advisory GmbH. Aus Sicht der Behavioral Finance würde die Luft immer dünner werden. „Das Chance/Risiko-Verhältnis geht eindeutig in Richtung Risiko“, so Mattern. Allerdings könne die Marktliquidität die Kurse noch etwas treiben, der Bankenbereich ist jedoch aufgrund der fundamentalen Faktoren gefährdet. Der Experte empfiehlt Aktienpositionen mit Hilfe von Optionen oder engen Stopps abzusichern. Alles in allem würde die Erwartung eines heißen Herbstes weiterhin bestehen.
Management des Conquest Behavioral Finance AMI
Den Conquest Behavioral Finance AMI managt Mattern mithilfe von Ansätzen aus der Behavioral Finance-Theorie sowie mit etablierten und bewährten Investmentmethoden. Die Basis dafür bilden nach Angaben von Mattern Fundamental- und Sentimentanalysen der Gesellschaft. Die Verbindung der Finanzmarktentwicklungen und der Verhaltensweisen der Marktteilnehmer würde mithilfe von Datenbanken hergestellt.
Quantitativ-technische Einzeltitelauswahl
Als zweiten Performancetreiber bezeichnet Mattern den selbst entwickelten quantitativ-technischen Auswahlprozess bei der Einzeltitelselektion. Das Modell wählt aus einem Universum von rund 1.000 Euro die besten und schlechtesten Werte nach vorgegebenen Kriterien aus. „Schritt für Schritt analysieren erfahrene Spezialisten dann weitere Kriterien und nehmen diejenigen Titel ins Portfolio auf, die absolutes Kurspotenzial versprechen oder verkaufen Derivate auf diejenigen, die Verluste erwarten lassen“, so Mattern. Im Krisenjahr 2008 hat der Fonds auf diesem Weg immerhin eine Performance von 3,04 Prozent erzielt.
„Die Zinsmärkte waren in den letzten zwei Jahren so interessant wie nie zuvor“, so Oliver Jepsen, Senior Portfolio Manager bei AmpegaGerling. Der Rentenexperte erwartet eine anhaltend positive Entwicklung der Fixed Income-Märkte. Industrial Bonds wären trotz der Rallye der letzten Monate noch immer eine interessante Assetklasse – wenngleich das rasante Wachstum sich einpendeln wird. Er erwartet bei Laufzeiten zwischen ein und fünf Jahren ein Renditeniveau zwischen vier und 4,5 Prozent.
Gewichtung im Fonds
Im Rahmen der Fixed Income Allokation soll die Nullgewichtung von Staatsanleihen auf Grund der erwarteten positiven Spreadentwicklung der anderen Assetklassen beibehalten werden. Erst im Juli wurde die Gewichtung von Agencies/Covered Bonds um acht Prozent auf insgesamt 48 Prozent aufgestockt. Ebenfalls im Juli wurde die Emerging Markets-Investitionsquote erhöht. „Die seit Jahresanfang bestehende 25-prozentige Gewichtung von Financials gegen die Benchmark wird ebenso beibehalten wie die 20-prozentige von Industrial Corporates“, erklärt Jepsen.