Der chinesische Binnenmarkt ist der Schlüsselfaktor für die Region - die Abhängigkeit von der OECD ist jedoch weiterhin groß.
Asien ex Japan noch attraktiv
Francis Chung, Product Specialist bei Halbis Capital Management in Hong Kong: "Wir sind der Meinung, dass die strukturelle Erfolgsgeschichte von Asien ex Japan immer noch vollständig intakt ist. Zuletzt haben die Bewertungen angezogen und deshalb sind diese nicht mehr so günstig wie noch vor einigen Monaten. Das Verhältnis zwischen Risiko und Ertrag ist schlechter geworden, jedoch bleibt das Potenzial von Asien immer noch sehr deutlich sichtbar."
Im aktuellen Börsenumfeld in Asien bieten sich vor allem risikoärmere Strategien an. Francis Chung: "Wir fokussieren unsere Strategie derzeit auf Investments mit geringerer Volatilität. Dabei bevorzugen wir Länder und Sektoren, deren Bewertungen noch relativ attraktiv sind, und einzelne Unternehmen, deren Bilanzen von guter Qualität sind, die das Potenzial haben, ihr Wachstum zu entwickeln und derzeit trotzdem noch mit einem Bewertungsabschlag zum Gesamtmarkt notieren." Dabei kommt Dividenden auch eine besondere Rolle zu, da durch das niedrige Zinsniveau die Renditen für Anleger stark gesunken sind.
China´s Inlandsmarkt als Schlüsselfaktor
Francis Chung: "China hat die Entwicklung des Inlandsmarktes zur Priorität gemacht. Dies stellt einen bedeutenden strukturellen Wandel dar, der sich jedoch wahrscheinlich nur über einen längeren Zeitraum realisieren lassen wird. Das wird sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen."
Die Abhängigkeit von China gegenüber den USA und anderen Märkten hat sich in den letzten zehn Jahren deutlich verändert. Während China im Jahr 1999 noch 21,9 Prozent der Exporte in die USA lieferte, liegt dieser Wert heute nur mehr bei 17,8 Prozent. Exporte nach Europa haben sich jedoch im selben Zeitraum von einem Anteil von 15,7 Prozent auf 19,6 Prozent erhöht. Der Anteil Japans fiel von 1999 bis 2009 von 15,2 Prozent auf nur mehr 7,4 Prozent. Dafür stieg der Anteil der Emerging Markets von 10,2 Prozent auf 16,6 Prozent. Nach Asien ex Japan lieferte China im Jahr 1999 noch 37,0 Prozent und aktuell 38,6 Prozent. Somit hatte Europa in den letzten zehn Jahren die USA als Exportmarkt Nr. 1 für China abgelöst.
Die Struktur der chinesischen Exporte hat sich in den letzten Jahren auch sehr stark gewandelt. Heute dominiert bereits die Kategorie "Maschinen und Transportausrüstungen" mit knapp 50 Prozent, deutlich vor Fertigwaren oder sonstigen Gütern. Im Jahr 1993 lag der Anteil der Maschinen noch unter 20 Prozent.
Auf der Importseite zeigen sich ebenfalls starke Veränderungen. Der Anteil der Importe von China aus den USA sank im Zehnjahreszeitraum von 11,6 Prozent auf 7,2 Prozent und jene aus Europa von 14,7 Prozent auf 13 Prozent. Der Importanteil von Japan sank von 19,9 Prozent auf 12,6 Prozent. China importierte zuletzt auch mehr aus anderen Emerging Markets (20,7 Prozent vs. 12,5 Prozent) und aus Asien ex Japan (41,2 Prozent vs. 46,5 Prozent).
China kann Wachstum managen
China wird sich in Zukunft auch sehr stark auf das Management des Wachstums konzentrieren. Die politische und wirtschaftliche Führung in Peking hat auch zuletzt bewiesen, dass sie Wachstum managen und kontrollieren können. Nach der Verabschiedung von Investitionsplänen in Rekordhöhe liegt die Herausforderung jedoch in Zukunft vor allem auch in der Kontrolle der Geldmenge und in der Steuerung des Kreditvolumens.
Die Erfahrungen im letzten Jahr haben allerdings deutlich gezeigt, dass die Exporte von China im Gleichklang mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums in der OECD eingebrochen waren. Francis Chung: "Trotz all der Diskussionen über die Bedeutung des Binnenwachstums in China, die Bedeutung der inländischen Konjunkturpakete und die gesunkene Abhängigkeit gegenüber den USA, sollte man nicht den Fehler machen zu glauben, dass die Entwicklung der Weltwirtschaft nicht mehr wichtig wäre. Ganz im Gegenteil."
Asien ex Japan Aktien: attraktiv aber nicht mehr so günstig
Die Bewertungen in China haben sich wieder leicht über den langjährigen Durchschnitt entwickelt. Francis Chung: "Während im März - auf dem Tiefpunkt vor der Kursrally - die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust über die kommenden 12 Monate nur bei 7,6 Prozent lag, is dieser Wert bereits jetzt auf 29,4 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit für einen mehr als 10-prozentigen Ertrag liegt auf Basis der aktuellen Prognosen und Marktpreisen heute bei 60,5 Prozent, während sie im März noch bei 79,4 Prozent lag."
Obwohl die wenigsten Vermögensverwalter und Fondsmanager eine spezifische Market-Timing Strategie verfolgen, ist der Einstiegszeitpunkt ex-post betrachtet sehr wichtig. Die Unterschiede können enorm sein, wenn sehr günstig oder bereits teuer in einen Markt investiert wird. Dies kann anhand von einfachen Backtest Berechnungen dargestellt werden. Beispielsweise läge die jährliche Performance eines Aktieninvestments in der Region Asien ex Japan bei +23,4 Prozent, wenn man zwischen 1996 und 2009 auf Bewertungsniveaus - gemessen am Preis/Buchwertverhältnis - gekauft hätte, die nur eine Standardabweichung unter dem Mittelwert waren. Zum Vergleich dazu hätte man -11,3 Prozent jährliche Performance erzielt, wenn man nur eine Standardabweichung über dem Durchschnitt gekauft hätte.
Globale Liquidität als Faktor
Neben der Bewertung der Aktienmärkte spielen auch die Entwicklung der globalen Risikoeinschätzung der Investoren sowie die globalen Liquiditätsflüsse eine große Bedeutung. Francis chung: "Asien profitiert generell von einer höheren Liquidität in den internationalen Finanzmärkten, weil dann einfach mehr Kapital in Emerging Markets und in Asien investiert wird. Zuletzt gab es aufgrund niedriger Zinsen und steigender Geldmenge deutlichen Rückenwind für die Aktienbörsen. Der Risikoappetit internationaler Investoren ist auch angestiegen und davon profitiert auch die Region Asien ex Japan."