Nach dem regelrechten Massaker im Vorjahr haben Wandelanleihen von der Rückkehr des Bond-Floors profitiert. Vorteilhaft hat sich auch die Einengung der Credit Spreads ausgewirkt. Laut Experten sind die Spreads im historischen Vergleich noch hoch. Geholfen hat der Assetklasse nicht zuletzt auch die vielen Neu-Emissionen. Seit Jahresbeginn betrug das weltweite Emissionsvolumen rund 60 Milliarden US-Dollar.
Performance in Europa sehr stark
Besonders gut entwickelt hat sich nach Angaben von Experten der Markt in Europa, wo auch die Emissionstätigkeit mit einem Gesamtvolumen von 27 Milliarden Euro stark war. Georg Kratochwil, Manager des Convertinvest ALL CAP Convertibles Fund ist nicht überrascht über die gute Performance der Assetklasse. „Für Wandelanleihen läuft es oft nach schlechten Jahren außerordentlich gut“, so der Experte. Seit Jahresbeginn hat sein Fonds eine starke Performance von +32,36 Prozent hingelegt.
Wie werden sich die institutionellen Investoren verhalten?
Nach Angaben von Kratochwil konnten die Verluste des Vorjahres im Frühsommer wieder ausgeglichen werden. Die weitere Zukunft der Assetklasse würde in erster Linie vom Verhalten der institutionellen Investoren abhängen. „Heuer hat vielen der Corporate Bonds-Markt gereicht. Dieses Reservoir ist nun ausgeschöpft“, so Kratochwil. Zuletzt hätten viele Institutionelle nur in sehr geringem Umfang wieder in den Aktienmarkt investiert. Insgesamt sieht er zu viele schlecht investierte institutionelle Investoren.
Trend bei Neu-Emissionen wird anhalten
„Ich bin dem Markt gegenüber sehr positiv gestimmt und sehe trotz der bislang starken Performance weiteres Wachstumspotenzial“, so Gianluca Biggi, Manager des Jefferies Europe Convertible Bonds. Es sei jetzt nämlich möglich ein Portfolio mit attraktivem Delta (Aktienexposure einer Wandelanleihe, Anmerkung) und positivem Yield zu konstruieren. Anfang 2003 wäre dagegen das Delta tief und die Yields positiv gewesen. „Das zeigt, dass wir uns nach wie vor auf einem sehr attraktiven Niveau bewegen“, so Biggi weiter. Er glaubt, dass der Trend bei den Neu-Emissionen anhalten wird. Dies würde weiterhin für positiven Rückenwind für die Assetklasse sorgen.
Unternehmen werden genau geprüft
Bei der Titelselektion schaut sich Biggi nach eigenen Angaben das gesamte Qualitätsspektrum an Convertible Bonds an. „Dabei stellen wir uns Fragen wie: verstehen wir das Geschäftsmodell, können wir die Strategie nachvollziehen, wie schaut die Geschäftsentwicklung aus“, so der Jefferies-Experte. Gebe es bei einem Unternehmen zu viele Fragezeichen, so würde man die Finger davon lassen. Zu Event-abhängigen Investments würde es auf keinem Fall kommen.
Die Performances ausgewählter Convertible Bonds
Der von Biggi gemanagte Jefferies Europe Convertible Bonds hat seit Jahresbeginn eine Performance von +22,7 Prozent zu Buche stehen. Der DWS Invest Convertibles LC hat Anlegern über die letzten zwölf Monate eine Performance von knapp +20 Prozent gebracht. Im Gegensatz zu dem Jefferies Europe Convertible Bonds sowie dem ALL CAP Convertibles Fund investiert Fondsmanager Skander Chabbi nicht ausschließlich in europäische Wandelanleihen.
Angebot in den USA eher schwach
„Mit Ausnahme der USA, wo das Angebot schwach ist, nahmen wir an einigen Neuemissionen teil. Unser Delta blieb mit 40 bis 45 Prozent moderat stabil und wir haben unser Engagement in asiatischen Rohstoffen und Wetten auf eine Erholung im Technologiesektor erhöht“, so Chabbi in einem aktuellen Kommentar. Sein Fonds ist zu 17,2 Prozent in den USA und zu 14,9 Prozent in Europa investiert. Verhältnismäßig gering ist mit 6,9 Prozent der Anteil asiatischer Wandelanleihen im Portfolio.
Convertible Bonds als sehr gute Instrumente
Für Kratochwil ist derzeit Europa der stärkste Markt für Wandelanleihen, was die rege Emissionstätigkeit seit Jahresbeginn unterstreicht. „Zu Jahresbeginn waren die Deals noch sehr billig, zuletzt haben sie sich wieder normalisiert“, sagt der Experte. Er bezeichnet Convertible Bonds als sehr gute Instrumente, die jedoch – wie das Vorjahr gezeigt hat – nicht immer nach dem Lehrbuch funktionieren. Dementsprechend würde er beim Management seines Portfolios eine Vielzahl von Einflussfaktoren berücksichtigen.
Ziel: kontinuierliche Bewegung und Partizipation am Aktienmarkt
„Unsere Erfahrung zeigt uns, dass Wandelanleiheninvestoren im Großem und Ganzem von der Anleihenseite kommen und die starke Volatilität der Wandelanleihenindizes nicht schätzen. Unser Ansatz ist auf dieses Bedürfnis zugeschnitten“, so Kratochwil. Das ausgesprochene Ziel sei eine kontinuierliche Bewegung und Partizipation am Aktienmarkt bei einer niedrigen Volatilität von drei bis vier Prozent. „Das besondere an unserem Ansatz ist, dass wir das Delta antizipativ bewegen“, so der Experte weiter.