Outperformer in der Krise

Aktien in Lateinamerika konnte sich in der Finanzkrise sehr gut gegen die negativen Einflüsse der Kreditklemme in den USA schützen und sich gegenüber anderen Regionen eine deutliche Outperformance liefern. Funds | 10.11.2009 04:30 Uhr
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Robert Nemr, Banco Itaú, Fondsmanager des Nordea 1 - Latin American Equity Fund und sein Kollege Luis Otavio D. Oliveira mit einem Update aus der Region.

Brasilien als wichtigster Aktienmarkt der Region

Brasilien Aktienfonds waren im laufenden Jahr - gemessen am Gesamtertrag - die beste Assetklasse. Mit einer Performance von +100,84 Prozent gegenüber dem Jahresende 2008 lagen brasilianische Aktienfonds noch vor Russland Aktienfonds, Indonesien Aktienfonds und indischen Aktienfonds (siehe auch: Asset Allocation Rennen - Oktober 2009.)

Der brasilianische Aktienmarkt repräsentiert auch den wichtigsten Anteil in der Lateinamerika Region. Die Marktkapitalisierung des brasilianischen Aktienmarktes beträgt 87,6 Prozent der gesamten Region, gefolgt von Mexiko mit 16 Prozent und Chile mit 10,6 Prozent. Robert Nemr, Banco Itaú, Fondsmanager des Nordea 1 - Latin American Equity Fund: "Argentinien ist nach der Klassifikation von MSCI kein Emerging Market mehr, sondern ein Frontier Market und repräsentiert nur mehr 2,2 Prozent der Index Marktkapitalisierung."

Auch hinsichtlich der Bevölkerungszahlen (Brasilien: 199 Mio., Mexiko: 111 Mio., Kolumbien: 46 Mio. und Argentinien: 41 Mio.) und der gesamten Wirtschaftsleistung, die rund 45 Prozent der Gesamtleistung Lateinamerikas repräsentiert (Brasilien: USD 1.575 Mrd., Mexiko: USD 1.088 Mrd. und Argentinien: USD 327 Mrd.) ist Brasilien eindeutig die führende Volkswirtschaft in der Region. 

Luis Otavio D. Oliveira, Banco Itaú: "Lateinamerika ist heute eine Wachstumsregion, die zwar 10 Prozent der Bevölkerung, 7 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung, jedoch erst 4,8 Prozent der globalen Marktkapitalisierung repräsentiert. Wir erwarten und hier in den nächsten Jahren die sukzessive Schließung der Lücke zwischen Wirtschaftsgröße und Marktkapitalisierung." (siehe auch Lateinamerika trotzt der Krise und bleibt auf Kurs)

Rohstoffe - Inlandsmarkt - Finanzstärke

Robert Nemr: "Die wichtigsten Faktoren, die für eine Veranlagung in der lateinamerikanischen Region sprechen, sind einerseits die großen Rohstoffvorkommen und der wachsende Bedarf an Rohstoffen aus Asien, v. a. aus China. Die Unternehmen können gesunde Fundamentaldaten präsentieren und sind sehr stark auf den großen und laufend wachsenden Inlandsmarkt fokussiert - vor allem in Brasilien. Für einen Lateinamerika Fondsmanager ergeben sich auch gute Möglichkeiten zur Diversifizierung des Risikos."

Lateinamerikanische konnten sich in Zeiten der globalen Finanzkrise sehr gut behaupten, da großteils von der Kreditklemme in den USA nicht betroffen wurden. Der weiterhin wachsende Inlandskonsum sollte nach Einschätzung der Fondsmanager der Banco Itaú den Rückgang aus den USA abfedern können. Ein wichtiger Faktor in der aktuellen Beurteilung der Region ist natürlich auch die solide Fiskal- und Geldpolitik der Unternehmen und vor allem auch des Staates.

Die Gesamtverschuldung (Unternehmen und private Haushalte) betrug 2008 in Brasilien nur 43 Prozent des GDP und in Mexiko nur 17 Prozent, während Chile bei 80 Prozent lag. Vergleichbare Werte in Japan lagen bei 83 Prozent, in Deutschland 97 Prozent, in China 106 Prozent, in Spanien bei 176 Prozent und in den USA bei 182 Prozent. Aufgrund der in den letzten Jahren gewachsenen Devisenreserven der wichtigsten lateinamerikanischen Länder wirkten sich Abwertungen in der Krise sogar noch positiv aus, da der Wert der externen Reserven ansteigen konnte.

Politische Situation in der Region gespalten

Die drei wichtigsten Ländern (Brasilien, Mexiko und Chile) verfügen über ein Investmentgrade Rating und bieten somit ausländischen Investoren eine solide Basis. Obwohl die aktuellen Wirtschaftsdaten sehr positiv sind, wird in Lateinamerika auch immer wieder die politische Entwicklung als Risiko bezeichnet. Aktuell ist die Region in zwei Teile gespalten - einerseits die populistischen Machthaber aus Venezuela (Chávez), Cuba (Castro), Argentinien (C. Kirchner) und Ecuador (Correa) und andererseits die Präsidenten und Regierungschefs, die auf eine verantwortungsvolle Politik setzen, wie beispielsweise Präsident Lula (Brasilien), Präsidentin Bachelet (Chile) und Präsident Calderon (Mexiko) bzw. auch Präsident Uribe Vélez (Kolumbien). Luis Otavio D. Oliveira: "Umfragen haben gezeigt, dass in den letzten Jahren jene Regierungen beliebter waren, die eine wichtige und verantwortungsvolle Makropolitik verfolgt haben."

Brasilien: Inlandsmarkt wichtiger als Rohstoffe

Robert Nemr: "Die Rohstoffgewinnung ist natürlich ein wichtiger Bestandteil der brasilianischen Wirtschaft. Der Anteil der Rohstoff-Unternehmen im MSCI Brazil Index liegt auch bei mehr als 50 Prozent - obwohl der Anteil der Rohstoffe an der gesamten Wirtschaftsleistung in Brasilien nur 11 Prozent beträgt. Der Anteil des Inlandskonsums an der Wirtschaftsleistung in Brasilien beträgt rund zwei Drittel. Dieses Wachstumspotenzial wird auch durch Marko-Kennzahlen untermauert. Beispielweise stieg das Pro-Kopf Einkommen in Brasilien von USD 3.600 im Jahr 1995 auf USD 9.700 im Jahr 2008. Im Jahr 2009 wurde ein neues Programm zur Förderung des Wohnungsbaus gestartet ("My Home, My Life"), wodurch sich ein Wachstum im wohnbausektor von 5-7 Prozent p. a. ergibt.

Luis Otavio D. Oliveir: "Die Arbeitslosenrate in Brasilien liegt heute bei nur 7,7 Prozent. In den USA ist die Arbeitslosenrate deutlich höher und in Spanien auf dem doppelten Niveau."

Investments in lateinamerikanischen Aktienmärkten

Als Benchmark für den Nordea 1 - Latin American Equity Fund wird der MSCI EM Latin America 10/40 - Net Return verwendet. Robert Nemr, Banco Itaú, Fondsmanager: "Unser Ziel ist die Outperformance des Index. Wir streben eine Outperformance von rund 3 Prozent an. Die Zahl der Aktien im Fonds schwankt zwischen 40 und 60 Aktien - ohne Short-Selling. Grundsätzlich sind wir jeweils voll investiert. Wir setzen keine Derivate ein - auch nicht für Währungsabsicherungen. Unser Investmentansatz ist aktiv und fundamental orientiert. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch unser lokales Know-how und unsere fundamentale Einschätzung einen Mehrwert schaffen können."

Robert Nemr verfügt über mehr als 19 Jahre Erfahrung, davon seit 2006 bei Itaú Asset Management. Das investierbare Universum in der lateinamerikanischen Region sind aktuell 221 Aktien von Unternehmen. Im Fondsmanagement wird ein DCF-Modell eingesetzt. Zusätzlich werden Meetings mit Unternehmen auf Quartals-, Halbjahres- oder Jahresbasis abgehalten - insgesamt mehr als 500 pro Jahr. Die Portfolio Konstruktion erfolgt auf Basis der Einschätzungen des Research und Fondsmanagement Teams. Die Vorgaben des Risk Managements sehen einen Tracking Error von maximal 8 Prozent vor, wobei mit rund 6 Prozent gerechnet wird.

Die aktuellen Ländergewichte sind wir folgt: Brasilien (68,48 Prozent), Mexiko (17,87 Prozent), Chile (6,87 Prozent), Peru (4,79 Prozent) und sonstige Veranlagungen. Die Gewichtung in Peru resultiert aus einer Veranlagung in einer peruanischen Bank und einem wichtigen Goldproduzenten.

Zur Zeit der Finanzkrise waren ausländische Investoren auf der Verkäuferseite und inländische Investoren hatten Aktien gekauft. Nach der sehr starken Rally am Aktienmarkt im laufenden Jahr hat sich das Bild wieder gedreht und inländische Investoren realisieren zum Teil die Gewinne aus den letzten Monaten des Jahres. 

Nordea 1 - Latin American Equity Fund

Die Performance des Fonds in den letzten Monaten seit der Übernahme des Fondsmanagements durch Robert Nemr per 27. November 2008 76,9 Prozent Performance vs. 70,9 für den Index.

Robert Nemr: "Die Bewertungen sind aktuell noch attraktiv und liegen für das Jahr 2010 zum Teil sogar unter den längerfristigen Durchschnitten. In Brasilien beispielsweise liegt die P/E Ratio für 2010 bei 13,3 vs. 12,8 für die letzten 5 Jahre, während in Mexiko die Bewertung für 2010 mit 13,9 unter dem längerfristigen Durchschnitt von 14,4 liegt, wie auch in Chile, wo für 2010 mit einer P/E Ratio von 17,3 vs. 18,1 gerechnet wird.

Alle Performancedaten per 06.11.2009:

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