2010 sollen Wasseraktien laut Jean Ryan, Eco-Investmentspezialistin bei KBC, von den im Zuge der Krise geschnürten milliardenschweren Konjunkturpaketen profitieren. „Im Vorjahr mussten die meisten Projekte noch genehmigt werden. 2010 und 2011 werden sich die Ausgaben in den Orderbüchern der Unternehmen niederschlagen“, so die Expertin. „Auch Projekte, die aufgrund der Krise verschoben worden sind werden in den kommenden Monaten voraussichtlich wieder angegangen“, so Denis Schmidli, Produktmanager Nachhaltigkeits- und Themenfonds bei Pictet.
Infrastruktur muss erneuert werden
Zu den langfristigen Treibern der Assetklasse gehören laut Experten nicht nur die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur in pulsierenden Schwellenländern wie China und Indien, sondern auch deren Erneuerung in den entwickelten Ländern. So werden laut Schätzungen in den USA durch überaltete Pipelines bis zu 50 Prozent des Wassers verloren. Um das künftige Angebot zu sichern müssen bis 2016 150 Milliarden Dollar investiert werden. Innerhalb der EU sollen wiederum bis 2025 350 Milliarden Euro in die Wasserinfrastruktur gepumpt werden.
Landwirtschaft ist größter Wasserverbraucher
Der größte Wasserverbraucher ist mit Abstand die Landwirtschaft. Sie zeichnet sich für rund 75 Prozent des weltweiten Verbrauchs verantwortlich – Tendenz stark steigend: aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums steigt auch der Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten. Stark auf den Wasserverbrauch wirken sich auch die im Zuge des Wohlstandswachstums in den Emerging Markets ändernden Essgewohnheiten. Eine besondere Rolle kommt hier dem steigenden Fleischkonsum zu. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu erzeugen werden 16.000 Liter Wasser benötigt. Zum Vergleich: Für ein Kilogramm Weizen werden 4.000 Liter Wasser gebraucht.
Wasserbedarf der Industrie wird weiter steigen
Auch der Wasserbedarf der Industrie – auf die rund 20 Prozent des Wasserverbauchs fällt – sollte nicht unterschätzt werden. So verbraucht etwa eine Mikrochip-Fabrik unglaubliche 400.000 Liter Wasser pro Stunde. Diese Fertigungsstellen werden in der Regel in der Nähe von Wasserquellen aufgezogen, da sie nicht nur immens viel Wasser für die Produktion, sondern auch eine Top-Qualität benötigen. Experten gehen davon aus, dass der Wasserbedarf der Industrie in den kommenden Jahren hoch bleiben bzw. weiter steigen wird.
Outsourcing führt zu mehr privaten Wasserdienstleistern
Ein weiterer Treiber ist nach Angaben von Schmidli der Trend zum Outsourcing. „Angesichts der weltweit knappen Staatsbudgets und des oft fehlenden Fachwissens ist der Bedarf an kreativen und effizienten Lösungen groß“, so der Experte. Dies spreche für private Wasserdienstleister. Während in Ländern wie Österreich und der Schweiz nach wie vor staatliche Unternehmen den Ton angeben, wurde bekanntlich die Wasserversorgung in England zu hundert Prozent privatisiert und in Frankreich nahezu vollständig an Privatunternehmen übertragen. Laut dem Hudson Institute Center for Science in Public Policy können dadurch die Gesamtkosten um 30 Prozent reduziert werden.
Steigende Preise sind vorprogrammiert
Während die Nachfrage nach Wasser steigt, nimmt das Angebot aufgrund der nicht nachhaltigen Nutzung sukzessive ab. Zudem ist das weltweite Angebot bekanntlich ungleich verteilt. „Mit der Verknappung des Angebots und der teurer werdenden Aufbereitung muss mit steigenden Preisen im Bereich Trinkwasser und Abwasser gerechnet werden“, so Dieter Küffer, Manager des SAM Sustainable Water Fund. Bei Pictet weist man zudem darauf hin, dass aufgrund der staatlichen Subventionen viele Endverbraucher nicht den vollen Preis für die Bereitstellung von Wasser mit der entsprechenden Qualität zahlen müssen. Um die steigenden Infrastrukturinvestitionen zu decken, müssten die Wasserpreise steigen.
Wie Pictet Unternehmen für Investitionen auswählt
Im Rahmen des Anlageprozesses versucht das Pictet-Investment-Team für den PF(Lux) Water börsenotierte Unternehmen zu finden, die ein möglichst hohes Exposure zum Thema Wasser haben und auch das entsprechende Kurspotenzial aufweisen. Laut Schmidli müssen mindestens 20 Prozent des Gewinns von Steuern mit Wasser erzielt werden, damit ein Titel Teil des Anlageuniversums wird. Dementsprechend würden Unternehmen wie Siemens oder General Electric für den Fonds nicht in Frage kommen. Für sie sei zwar das Segment Wasser durchaus wichtig, aber kein Schlüsselgeschäft. „Wir wollen ein defensives Produkt und schauen uns die Titel im Rahmen eines sehr stringenten Prozesses an“, so der Pictet-Experte.
Gewichtungen des PF(Lux) Water
Derzeit ist der Fonds in knapp 80 Unternehmen, die in den Sektoren Versorger, Industrie und Basiskonsumgüter tätig sind, investiert. Das Verhältnis von defensiven Titeln zu Wachstumstiteln hält sich in etwa die Waage und ist laut Schmidli der beste Ansatz für ein ausgewogenes Gleichgewicht aus Risiko und Ertragspotenzial. Konkret sind 46 Prozent des Fondsvolumens in Versorger investiert und 42 Prozent in Unternehmen, die im Bereich Wassertechnologie tätig sind. Weitere elf Prozent fallen auf Dienstleister. Auf Länderebene hat mit einem Fondsanteil von knapp 40 Prozent die USA klar die Nase vorn, gefolgt von Großbritannien (elf Prozent) und Frankreich (9,8 Prozent).
SAM Sustainable Water Fund 2010 setzt auf defensive Bereiche
Küffer investiert nach eigenen Angaben in gute, nachhaltige Unternehmen, die attraktiv bewertet sind. „Da nach der Kurserholung die Bewertungen einiger zyklischer Unternehmen weniger attraktiv geworden sind, haben wir in den letzten Wochen den defensiveren Bereich der Wasserversorger erhöht“, so Küffer. Er glaubt, dass sich der SAM Sustainable Water Fund 2010 besser entwickeln wird als der MSCI World Index. Das Kurs-/Gewinnverhältnis der Aktien im Fonds sei zwar leicht tiefer als jenes der globalen Aktienmärkte, die langfristigen Wachstumsaussichten allerdings höher. Im langfristigen Vergleich wären Wasseraktien nach wie vor günstig bewertet.
KBC sieht keine Rezessionsgefahr
Auch Ryan ist weiterhin von der Assetklasse überzeugt. „Die Gelegenheiten ein signifikantes Alpha sowie eine anhaltende Outperformance zu produzieren sind nach wie vor gegeben“, so die KBC-Expertin. In den letzten sieben Jahren hat der KBC Eco Fund Water den MSCI World Index jährlich um sechs Prozent outperformed. Ein Risiko für eine weiterhin positive Entwicklung 2010 sieht Jean in einem erneuten starken Rezessionsschub. „Diese Gefahr sehe ich jedoch nicht. Allerdings wird die Straße der Erholung holprig verlaufen“, so Ryan weiter.
Positionen im KBC Eco Fund Water
Laut Ryan investiert der KBC Eco Fund Water ausschließlich in Unternehmen mit starken Bilanzen und führenden Marktpositionen. Das Fondsmanagement habe zudem eine starke Präferenz für Unternehmen, die seit dem Ausbruch der Krise ihre Kostenbasis reduziert haben. „Sie werden besser dastehen, wenn die Konjunktur wieder anspringt“, so Ryan. Der Fonds hat im Vorjahr nach dem turbulenten Jahr 2008 eine Performance von +30 Prozent erzielt. Küffers SAM Sustainable Water Fund USD hat für 2009 ein Plus von 33 Prozent zu Buche stehen, der PF (Lux) Water ein Plus von 20 Prozent