e-fundresearch: Hr. Mag. Kampitsch, Sie sind Head of Alternative Investments bei der ERSTE Bank. Welche Entwicklungen erwarten Sie auf dem Hedge Fonds Sektor in nächster Zeit?
Christoph Kampitsch: Die Sektoren die wir derzeit übergewichten sind etwa Distressed Investing, weil wir glauben das die Spreads in Zukunft zurückkommen werden. Deswegen denken wir das in diesem Bereich schöne Renditen erzielt werden können. Der unserer Ansicht nach zweite Sektor, den wir für interessante halten – möglicherweise aber erst in mittlerer Zukunft – sind Emerging Marktes. Hier denken wir das ein Aufschwung der amerikanischen Konjunktur auch die Emerging Markets überproportional mitziehen wird.
Die Sektoren die wir derzeit auf unsere Watchlist gesetzt haben sind Convertible Arbitrage und Merger Arbitrage. Convertible Arbitrage deshalb, weil einfach zu viel Geld in diese Industrie fließt. Bei Merger Arbitrage gibt es derzeit einfach zu wenige Deals und auch die Spreads werden weiter zurückgehen was die Renditen nicht mehr so attraktiv macht, wie sie früher einmal waren.
Hedge Fonds Hype
e-fundresearch: Wie sehen Sie den aktuellen Boom bei Hedge Fonds? Sind Sie dem gegenüber eher kritisch eingestellt?
Christoph Kampitsch: Auf alle Fälle. Es fließt derzeit sehr viel Geld in die Industrie, sehr viel Geld das sich die Investmentmöglichkeiten vorher vielleicht nicht so genau anschaut. Wir folgen diesem Boom nicht, unser Risiko- und Auswahlprozess bleibt wie er immer war. Wir sind sehr risikoavers eingestellt und versuchen den „Hype“ zu vermeiden.
e-fundresearch: Werden Hedge Fonds in absehbarer Zeit salonfähig – d.h. legen Sie Ihren „bösen“ Ruf ab – und deswegen auch dem sogenannten kleinen Mann zugänglich sein?
Christoph Kampitsch: Das ist immer eine Definitionssache: Was versteht man unter dem kleinen Mann? Bei uns liegt das Minimuminvestment bei Euro 10.000. Ich denke nicht dass es sinnvoll ist diese Grenze weiter zu senken, da sonst Hedge Fonds einen zu großen Anteil am Portfolio darstellen.
Branche wird transparenter werden
e-fundresearch: Glauben Sie dass ein sehr großes Manko von Hedge Fonds, nämlich die fehlende Transparenz, in nächster Zeit behoben wird?
Christoph Kampitsch: Ja, ich glaube dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Der Grund ist unter anderem das das viele Geld das zur Zeit von den Instituten in diese Industrie fließt hilft das die Manager sehr offener werden. Das ermöglichte etwa eine viel größere Transparenz als noch vor etwa 2 Jahren.
e-fundresearch: Was würden Sie einem Investor, der überlegt in Hedge Fonds zu investieren, raten?
Christoph Kampitsch: In erster Linie sollte man sich vorher sehr genau informieren – entweder persönlich oder mit Literatur bzw. bei seinem Bankberater. Weiters muss er seinen eigenen Anlagehorizont festlegen. Ich rate davon ab Hedge Fonds als kurzfristige Spekulation zu sehen, das ist es nicht. Denn Hedge Fonds die richtig gemanagt sind werden nie spektakuläre Renditen erzielen. Hedge Fonds wie wir sie bei der ERSTE Bank sehen, sind dazu da, um über einen langen Zeitraum einen kontinuierlichen Ertrag abzuwerfen. Der Investor sollte sich natürlich auch im Klaren darüber sein, wie viel Risiko er gewillt ist einzugehen. Der dritte, und mit Abstand wichtigste Punkt, ist der des Multi-Manager Ansatzes. Ich rate von Single-Manager Produkten ab weil Fund of Fund Investments das Risiko diversifizieren. Bei Hedge Fonds ist der Spread zwischen den Top 5% und den Bottom 5% Fonds so massiv, dass die Gefahr mit einem einzelnen Fonds falsch zu liegen extrem groß ist.
e-fundresearch: Herr Mag. Kampitsch. Vielen Dank für das Gespräch!