Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich in Russland in den letzten zehn Jahren stark verbessert. Das BIP hat sich über diesem Zeitraum nahezu verfünffacht auf 1.200 Milliarden USD. Gleichzeitig konnten auch die hohen Staatsschulden abgebaut und und die drittgrößten Fremdwährungsreserven der Welt aufgebaut werden. Positiv: Während 1999 noch Hyperinflation herrschte, liegt die Inflationsrate mittlerweile auf einem historischen Tiefstand.
Wenn es China und Indien gut geht, geht es auch Russland gut
„Solange China und Indien weiterhin wachsen, wird es der russischen Wirtschaft auch in Zukunft gut gehen“, meint Abromavicius. Auch von der Erholung der US-Wirtschaft könne das Land profitieren. Das von vielen Seiten gerne angeführte politische Risiko hält der East Capital-Experte für übertrieben: „Präsident Dmitri Medvedev und Premierminister Wladimir Putin werden von rund 70 Prozent der Bevölkerung unterstützt. Welches andere Staatsoberhaupt der Welt hat solche Beliebtheitswerte?“
Gewaltiger Aufholprozess im Gange
Den gewaltigen Aufholprozess führt Abromavicius auf eine Mischung aus Ölpreis, Reformen und das Erwachen der Konsumfreude der Russen zurück. Das rohstoffreiche Land ist nach Saudi Arabien der zweitgrößte Ölproduzent der Welt. Über eine hohe Exportsteuer auf Rohöl fließt viel Geld in die Staatskassen zurück, was letztlich auch den Reformprozess vorantreibt. Hier gibt es bekanntlich eine Reihe von Baustellen. „Die Regierung ist sich der Probleme durchaus bewusst und geht sie Stück um Stück an“, weiß Abromavicius.
Rohstoffe als wichtigste Einnahmequelle
Neben Öl sind auch Erdgas, Metalle und Holz wichtige Einnahmequellen. Die starke Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen – und besonders vom Ölpreis – will Abromavicius nicht leugnen. „Wenn man glaubt, dass der Ölpreis zusammenbrechen wird, dann sollte man nicht in Russland investieren“, so der East Capital-Experte weiter. Allerdings sieht er eine Reihe von interessanten Unternehmen aus anderen Branchen, die sich in den letzten Jahren im Windschatten der großen Ölunternehmen etabliert haben.
Attraktive Unternehmen entdecken
Besonders interessant findet Abromavicius etwa das Einzelhandelsunternehmen Magnit, das eine Marktkapitalisierung von fünf Milliarden USD aufweist und durch ein besonders rasantes Wachstum auffällt. „Vor zehn Jahren hat es dieses Unternehmen noch nicht gegeben. Jetzt werden täglich zwei neue Filialen eröffnet“, sagt er. Ein attraktiver Pick sei auch der Nahrungsmittelerzeuger Wimm-Bill-Dann.
Russen verdienen mehr und geben es auch aus
Dass sich Abromavicius in den kommenden Jahren viel vom Inlandskonsum erwartet erscheint einleuchtend: Seit 1999 hat sich der Durchschnittslohn der Russen verzwölffacht – Tendenz: weiter steigend. Dazu kommt, dass laut Abromavicius die Russen von Natur aus eher dazu tendieren Geld auszugeben als zu sparen. „Positiv ist in diesem Zusammenhang auch die mit 13 Prozent vergleichsweise sehr niedrige Einkommenssteuer“, so der Fondsmanager.
Portfolio-Gewichtungen im East Capital Russian Fund
Dem Lithauer gefallen nach eigenen Angaben besonders kleinere und mittlere Unternehmen, die einen starken Unternehmergeist an den Tag legen. Nichtsdestotrotz geben im Portfolio Indexschwergewichte wie Sberbank (Anteil am Fondsvolumen: 8,7 Prozent), Lukoil (6,5 Prozent), Gazprom (6,5 Prozent) und Trans Neft (5,9 Prozent) den Ton an. Auf Sektorenebene stellen Öl und Gas (41 Prozent), Banken und Finanz (15,5 Prozent) sowie Telekom (10,3 Prozent) die größten Positionen dar.
Sich trauen gegen den Strom zu schwimmen
„Wir sind beim Treffen unserer Anlageentscheidungen auch dazu bereit gegen den Strom zu schwimmen“, sagt Abromavicius. Als Beispiel führt er die VTB Bank (Portfolioanteil: 4,6 Prozent) an. Obwohl zum damaligen Zeitpunkt nur einer von 22 Analysten für die Aktie eine Kaufempfehlung ausgesprochen hatte, habe man Aufwärtspotenzial gesehen. „Wir waren davon überzeugt, dass im Falle eines Managementwechsels sich die Dinge zum Besseren ändern würden“, so Abromavicius.
Top-Bewertung für Russland
Für das kommende Jahrzehnt erwartet sich Abromavicius ein jährliches Wachstum von rund fünf Prozent. „Da reichlich Kapital vorhanden ist, werden die Investitionen – und hier vor allem in die Infrastruktur – zunehmen.“ Auch die Importe würden zu Lasten der Exporte zunehmen. Abromavicius glaubt auch, dass Russland bis 2050 zu den reichsten Ländern der Welt aufschließen wird. Für Investoren positiv: Punkto Bewertungen ist Russland derzeit mit Abstand das attraktiveste BRIC-Land.