Ertragskraft der Unternehmen zählt
Für Tom Stubbe Olsen ist die Analyse der mittel- und langfristigen Ertragskraft eines Unternehmens von großer Bedeutung. Tom Stubbe Olsen: "Es zählen nicht so sehr die aktuellen Ertragszahlen, sondern vielmehr das Ertragspotenzial in der Zukunft. Wir stellen uns immer die Frage, wie hoch die Gewinne und Ertragszahlen sind, die nachhaltig erwirtschaftet werden können. Wichtig ist vor allem auch, dass wir die Unternehmen genau verstehen." Dies ist sicherlich auch einer der Gründe, warum Tom Stubbe Olsen bereits seit längerer Zeit nicht in Banken investiert. "Das hat im Jahr 2009 sicher geschmerzt, allerdings im Jahr 2010 bislang wieder geholfen", erklärt der Fondsmanager, der seit Auflegung des Fonds für das Management verantwortlich ist. "Wir werden sicher wieder einmal Finanzwerte und Banken in den Fonds aufnehmen, jedoch nicht zum aktuellen Zeitpunkt und erst dann, wenn wir einen interessanten und attraktiven Einstiegspunkt sehen. Wir schätzen Asset Manager, Privatbanken und Vermögensverwalter als attraktivere Investments ein als Banken", ergänzt Tom Stubbe Olsen im Rahmen einer Präsentation vor Investoren.
Rückblick: Die Gründe für die Krise
Tom Stubbe Olsen: "Die Erweiterung der EU war in den letzten Jahren ein sehr wichtiges politisches Thema - möglicherweise wurde dieses Projekt auch zu weit vorangetrieben." Nicht zu übersehen waren jedoch auch schon vor Jahren die großen Unterschiede zwischen den einzelnen EU Ländern, vor allem hinsichtlich der Wirtschaftskraft, der Wettbewerbsfähigkeit und der unterschiedlichen fiskalischen Rahmenbedingungen.
Wichtig war nach Ansicht von Tom Stubbe Olsen auch die Loslösung der Relation zwischen Risiko und Ertrag. Der Trend zur Verbriefung und das Wachstum der Hedge Fonds, die zum Teil auch als Emittenten auftreten konnten, hatte den Verschuldungsgrad der wichtigen Marktteilnehmer deutlich erhöht. Banken waren aufgrund der angespannten Wettbewerbssituation dazu gezwungen immer höhere Risiken aufzunehmen.
Entwicklungen in der Realwirtschaft
Tom Stubbe Olsen: "Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Interpretation der aktuellen Krise ist die Analyse der realwirtschaftlichen Zusammenhänge und Rahmenbedingungen in den einzelnen Staaten - beispielsweise anhand der Entwicklung der Lohnstückkosten. Im Jahr 1995 lagen diese in Griechenland und Deutschland auf dem selben Niveau. Bis zum Jahr 2009 hatten sich die griechischen Lohnstückkosten gegenüber Deutschland um +17 Prozent erhöht. Griechenland hat deutlich an Wettbewerbskraft eingebüßt. In Spanien hatten sich diese sogar um +30 Prozent erhöht und in Italien lagen die Lohnstückkosten im Jahr 1995 nur auf einem Niveau von 60 Prozent des Wertes in Deutschland, während sie heute bei 130 Prozent gegenüber Deutschland liegen. Dies sind massive Verschiebungen in der Realwirtschaft, die auch enorme Auswirkungen auf den Aussenhandel haben." Tom Stubbe Olsen verweist auch auf die Bedeutung der Relation zwischen den Staatschulden und den Exporten eines Landes (eine Art Schulden/Einkommens-Relation).
Wege aus der Verschuldung
Grundsätzlich gäbe es nach Einschätzung von Tom Stubbe Olsen drei Wege aus einer Schuldensituation: Erstens, über den mühsamen und schmerzhaften Weg der Schuldenreduktion durch Rückzahlung. Zweitens, durch eine massive Abwertung der Währung und nachfolgendem Risiko einer Inflation und drittens, durch eine Zahlungsverweigerung bzw. einen Zahlungsausfall. Derzeit wird der erste Weg bestritten und die dritte Variante wird derzeit nicht ernsthaft als gangbaren Weg eingeschätzt. Tom Stubbe Olsen: "Wir beobachten derzeit, dass der Markt den mühsamen Weg der Entschuldung geht. Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass dies sehr oft nicht durchgehalten wurde. Es ist aus heutiger Sicht auch eher das Szenario einer Deflation realistischer als ein inflationäres Szenario. Deflation bedeutet letztendlich auch ein Absenken des Lohnniveaus um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und der gesamten Wirtschaft wieder zu stärken. Damit verbunden ist auch ein niedrigeres Konsumniveau und sinkende Preise."
Positive Faktoren für europäische Unternehmen
Die Zinsen werden aufgrund des geringen Wachstums niedrig bleiben. Dies ist grundsätzlich nicht negativ für Aktien, da hohe Liquidität zu steigenden Kursen führen kann. Fundamental betrachtet bedeutet eine schwache Währung auch höhere Exportchancen für jene Unternehmen, die wettbewerbsfähig sind.