Warum gerade jetzt in europäische Aktien investieren? Als wichtigsten Grund führt Jones die im Vergleich zu anderen Regionen – wie den USA, Japan und Asien/Pazifik – niedrigen Bewertungen an. Der europäische Aktienmarkt ohne Großbritannien liege noch mehr als 40 Prozent unter den Höchstständen von 2007, während die für 2010 prognostizierten Gewinne jenen vor vier Jahren nur um 20 Prozent nachhinken. Insgesamt sieht der Threadneedle-Experte europäische Aktien auf dem gleichen Level wie 1998. Auch im Vergleich zu Anleihen wären Aktien derzeit günstig.
BIP-Verschuldung wird in westlichen Volkswirtschaften zunehmen
Jones ist davon überzeugt, dass die entwickelten Länder noch für einige Jahre mit ihren Staatshaushalten zu kämpfen haben werden. Aller Voraussicht nach werde die BIP-Verschuldung auch 2014 noch über den Maastricht-Kriterien liegen. Bekanntlich liegt derzeit die durchschnittliche BIP-Verschuldung in den Emerging Markets deutlich unter jener der entwickelten Länder. Während sie in den Schwellenländern bis 2014 abnehmen soll, wird sie laut dem IMF in den westlichen Volkswirtschaften weiter zunehmen.
Unternehmensgewinne überraschend gut
Für 2010 ist der Experte dennoch optimistisch eingestellt: „Bislang haben sich die Unternehmensgewinne besser entwickelt als erwartet.“ Insgesamt würden steigende M&A-Aktivitäten und Rationalisierungsbestrebungen zu Investmentchancen führen. Als Herausforderungen für die restlichen Monate des Jahres bezeichnet Jones wiederum die steigenden Anleihenrenditen, die sich auf die Finanzierungskosten auswirken könnten. Für viele Unternehmen sei das anhaltend niedrige nominelle BIP eine Herausforderung.
Aus einer Gelegenheit das Beste machen
„Gute Ideen sind relativ dünn gesät“, meint Jones. Dementsprechend wichtig sei es aus einer guten Gelegenheit auch das Beste zu machen. Seine Investmentscheidungen treffe er auf Basis von Fundamentaldaten und Bewertungen. Dabei spiele auch das Timing eine maßgebliche Rolle - den richtigen Verkaufszeitpunkt einschätzen zu können erachtet Jones als mindestens so wichtig, wie zu wissen wann man zugreifen soll. Um Einblicke in ein Unternehmen zu gewinnen, greife er auf mehrere Quellen zurück.
Themen im Fokus
Im Rahmen des Investmentprozesses spielen nach Angaben von Jones Makroüberlegungen und Themenanalysen eine entscheidende Rolle. Zu den Themen an die er glaubt zählt der Experte B2B, Internet, Geldautomaten, Gesundheit sowie „all das was China benötigt“. Jedes Jahr werden rund 3.000 Unternehmenskontakte gepflegt. Eine besondere Expertise habe das European Equity Team im Bereich Small-Caps. „Hier bestätigen sich wirtschaftliche Themen und Trends sehr schnell, was ein nützlicher Indikator und zugleich auch Ideenpool ist“, erklärt Jones.
Starkes Management ist ein entscheidendes Kriterium
Unternehmen, die für die Fonds in Frage kommen müssen laut Jones überdurchschnittliche Margen aufweisen und ihr Wachstum selbst finanzieren können. Voraussetzung dafür wäre eine starke Marktposition, die auf nachhaltige Wettbewerbsvorteile zurückzuführen ist. Nicht zuletzt ein starkes Management, das auf Basis von Anreizen arbeitet sowie eine niedrige Personal-Fluktuationsrate stellen für den Threadneedle-Fondsmanager entscheidende Kriterien dar.
Der Threadneedle Pan European Fund
Der von Jones gemanagte Threadneedle Pan European Fund (ISIN: GB0008371238) setzt sich in der Regel aus 50 bis 70 Aktien zusammen, die allesamt ein Exposure gegenüber den besten Research-Ideen aufweisen. „Das Portfolio ist ein Spiegelbild unserer starken Überzeugungen – sowohl auf Sektoren- als auch auf Unternehmensebene“, erklärt Jones. In der Regel würden die 15 Top-Positionen zwischen 40 und 50 Prozent des Portfoliowertes ausmachen. Der erwartete Tracking Error soll laut Jones zwischen drei und sechs Prozent liegen.
Die Gewichtungen
Zu den Top drei Übergewichten gegenüber der Benchmark FTSE World Europe zählen derzeit Standard Chartered, Rio Tinto und Fresenius Medical Care. Auf Länderebene gibt mit einem Portfolioanteil von rund 38 Prozent derzeit Großbritannien ganz klar den Ton an, gefolgt von Frankreich und der Schweiz mit 16 bzw. 14 Prozent. Zu den drei größten Sektorenpositionen zählen wiederum Financials (22 Prozent), Konsumgüter (20 Prozent) und Konsumdienstleistungen (13 Prozent).
Die Performance
Auf Einjahressicht weist der Threadneedle Pan European Fund eine Performance von +51,6 Prozent auf. Im ersten Quartal 2010 steht ein Plus von 6,4 Prozent zu Buche. Über den gleichen Zeitraum hat der von Dan Ison gemanagte Threadneedle Pan European Accelerando Fund (ISIN: GB00B01CWZ36) Anlegern eine Performance von +6,9 Prozent gebracht, auf Einjahressicht waren es +54,5 Prozent. Hier liegt die durchschnittliche Haltefrist bei vier bis sechs Monate. Der jährliche Turnover macht 300 Prozent aus.
Burberry und Roche bevorzugt
Zu den derzeit attraktivsten Unternehmen zählt Jones den britischen Luxus-Modekonzern Burberry. Die Ausweitung des Geschäfts in neue Gebiete wie Kindermode, Lederwaren und Accessoires würde signifikante Gelegenheiten mit sich bringen. Am Schweizer Pharmakonzern Roche schätzt er wiederum das niedrige Generika-Exposure sowie dass keine wichtigen Patente auslaufen. „Das Unternehmen hat defensive Eigenschaften und weist trotzdem ein zweistelliges Gewinnwachstum auf“, so Jones.