Wie Bruckner gegenüber e-fundresearch erklärt, geht er davon aus, dass die USA, Deutschland, Japan sowie die Emerging Markets stärker wachsen werden als der Euroraum.
Erholung der Realwirtschaft ist gefährdet
„Hohe Staatsverschuldung und zukünftige Maßnahmenpakete gefährden die Erholung der Realwirtschaft und bremsen die Entwicklung der Aktienmärkte in der EU“, so Christian Ramberger, Geschäftsführer der Allianz Invest KAG. Was die Staatsbudgets betrifft, spricht der Experte von einem starken Gefälle zwischen Nord- und Südeuropa, was sich auch an den Börsen widerspiegelt. So hätten seit Jahresbeginn nur der DAX (+3,35 Prozent) und der schwedische OMX (+7,79 Prozent) ein Plus zu verzeichnen.
Südeuropäische Aktienmärkte von einem Minus gekennzeichnet
Anders die Situation an den südeuropäischen Aktienmärkten: Besonders schwer erwischt hat es in den ersten sechs Monaten des Jahres den griechischen Leitindex ASE mit einem Minus von 34,11 Prozent. Deutlich hinterherhinken auch der spanische IBEX (-18,86 Prozent), der italienische FTSE IMB (-13,41 Prozent) sowie der portugiesische PSI (-11,37 Prozent). Zum Vergleich: Der EuroStoxx 50 hat über den gleichen Zeitraum ein Minus von 9,99 Prozent zu Buche stehen.
Langfristig müssen die Schulden gesenkt werden
„Die Schulden müssen runter“, so Ramberger weiter. Bekanntlich hätten Länder mit einem niedrigen Budgetdefizit eine bessere Ausgangssituation bei der langfristigen Wirtschaftsentwicklung. Zu den Budget-Problemländern zählen allen voran Irland (Defizit in Prozent des BIP 2009: -14,3 Prozent), Griechenland (-13,6 Prozent), Spanien (-11,2 Prozent) und Portugal (-9,4 Prozent). Kaum besser die Situation in Großbritannien und Italien mit -8,66 bzw. -5,3 Prozent.
Kein Double-Dip-Szenario absehbar
Trotz der „besonderen Belastungsfaktoren“ - wie hohen Staatsschulden und den gleichzeitigen Refinanzierungsbedarf dieser Schulden – glaubt Ramberger nicht an ein Double-Dip-Szenario: „Das ist im historischen Rückblick kaum jemals eingetreten. Es ist zwar nicht gänzlich auszuschließen, ich gehe jedoch von einer Erholung aus.“ Inflation sei längerfristig kein Thema. Auch dürften FED und EZB heuer keine Zinserhöhungen mehr vornehmen. Anders die Situation in Australien, Kanada, Norwegen und Brasilien.
CDS-Spreads der südeuropäischen Länder ausgeweitet
Die jüngste Entwicklung hat auch an den Anleihenmärkten ihre Spuren hinterlassen. Die derzeitige Risikoaversion zeigt sich laut Ramberger deutlich an den Spreads. So hätten sich vor allem die CDS-Spreads von südeuropäischen Ländern ausgeweitet. Spitzenreiter ist hier Griechenland mit einem Wert von knapp zehn Prozent, gefolgt von Spanien, Griechenland und Portugal mit Werten über drei Prozent. Der CDS-Spread für Deutschland liegt hingegen seit Jahresbeginn konstant bei 0,5 Prozent.
Aktien und Anleihen ausgewogen gewichten
Angesichts der großen Verunsicherung an den Märkten sollten Aktien und Anleihen im kommenden Quartal ausgewogen gewichtet werden, meinen die Allianz-Experten. Auf der Anleihenseite empfehlen sie Staatsanleihen unter- und Spreadanleihen – sprich, Unternehmensanleihen und Emerging Markets-Anleihen – überzugewichten. Europäische Staatsanleihen sollten, im Gegensatz zu japanischen und US-amerikanischen, übergewichtet werden.
Gewichtungen bei der Allianz
Auf der Aktienseite empfehlen die Allianz-Experten Japan über- und die USA unterzugewichten. In Japan belebe das Asien-Exposure die Konjunktur, in den USA wären die Aktienbewertungen hingegen mittlerweile zu hoch. Neutral gewichtet ist die Allianz in Europa und den Emerging Markets. In Europa begünstige die Euroschwäche exportorientierte Unternehmen und Länder. In den Emerging Markets sei das hohe Wirtschaftswachstum bei langfristig positiven demographischen Trends ungebrochen.
Auf Diversifikation setzen
„Wer als Privatanleger seine Risiken in einen volatilen Umfeld begrenzen möchte, sollte auf Diversifikation setzen“, rät Bruckner im nächsten Quartal weiterhin zur Vorsicht. Das Allianz-Beispielportfolio ist derzeit jeweils zur Hälfte in Aktien und Anleihen investiert. Auf der Aktienseite stellen das Euroland und die USA mit Anteilen von 35 bzw. 30 Prozent die größten Positionen dar. Das Anleihenportfolio setzt sich aus Unternehmensanleihen (45 Prozent), Euroland-Staatsanleihen (40 Prozent) Emerging Markets-Anleihen (zehn Prozent) und US-Staatsanleihen (fünf Prozent) zusammen.