e-fundresearch: Mr. Fuller, Sie sind Fondsmanager des Pioneer Small Cap Value Fund und Pioneer US Small Companies bzw. Co-Manager des Pioneer Science & Technology Fund. Derzeit wirken auf den US-Aktienmarkt mehrere positive (Anm.: Niedrige Zinsen, hohe Liquidität, Gewinne am Tiefpunkt angelangt, schlechte Stimmung unter Anlegern) also auch negative Faktoren (Anm.: Gewinnschätzungen zu hoch, Bilanzprobleme, hohe Markbewertungen). Welche Seite wird sich durchsetzen und wie geht es an den US-Börsen weiter?
Kenneth Fuller: Die positive Faktoren sind leicht stärker und werden sich wahrscheinlich durchsetzen. In den nächsten 12 Monaten werden wir deshalb leicht steigende US-Aktienkurse sehen. Die konjunkturelle Erholung und das verbesserte Konsumentenvertrauen sollten die Vorbehalte gegenüber der hohen Bewertung mehr als aufwiegen. Die Lage in Afghanistan und dem 11. September ist hingegen sehr schwer einzuschätzen, auf jeden Fall ist das ein sehr negativer Punkt. Wir werden eine moderatere Erholung der US-Märkte, als nach einer Rezession üblich, sehen, wobei Small Caps Large Caps outperformen sollten.
Small Cap Boom noch lange nicht vorüber
e-fundresearch: Das führt uns schon zu meiner nächsten Frage an Sie. Small Caps haben in den letzten Jahren viel besser performt als Large Caps. Warum sollte diese Entwicklung denn weitergehen?
Kenneth Fuller: Ich denke das dies aus zwei Gründen weiterhin so sein wird: Erstens ist es statistisch so, dass in den letzten 9 Rezessionen Small Caps Large Caps im Jahr nach der Rezession outperformt haben. Dies passiert deswegen, weil sie während der Rezession mehr gelitten haben und weil Finanzunternehmen, die einen großen Teil der Small Caps ausmachen, von den niedrigen Zinsen während einer Rezession profitieren. Zweitens ist es so, dass der Zeitraum in dem kleine Firmen Große outperformt haben, durchschnittlich 5,8 Jahre betragen hat. Die jetzige Phase dauert nun erst 2 Jahre und deswegen sollte dies noch einige Jahre so weitergehen.
e-fundresearch: Ihr Fonds, der Pioneer Small Cap Value Fund, kann global investieren. Derzeit sind Sie aber mit mehr als 90% in den USA investiert. Finden Sie in Europa keine billig bewerteten Small Caps?
Kenneth Fuller: Das ist aus mehreren Gründen so. Es gibt in den USA und in Kanada einfach mehr Small Caps als in Europa. Zweitens spreche ich nur Englisch - deswegen investiere ich eher selten außerhalb Nordamerikas - und drittens sind die Bilanzierungsvorschriften in Europa überall unterschiedlich. Es gibt in Nordamerika so viele günstig bewertete Small Caps, dass ich keinen Grund sehe unser Research auf Gegenden außerhalb Nordamerikas auszuweiten.
Der US-Konsument und die „double-dip recession“
e-fundresearch: Sie sind sehr optimistisch für den zyklischen Konsum in den USA. Ist der US-Konsument nicht bereits überstrapaziert? Wird es nicht eher zu einer „double-dip recession“ kommen wenn dieser nun nachlässt?
Kenneth Fuller: Generell stimmt das, wir sind für diesen Bereich sehr optimistisch. Die Konjunkturerholung hat sich auf unsere Aktien in diesen Sektoren, wie Restaurants und Retail, sehr positiv ausgewirkt. Nun gehen wir aber mehr in industrielle Zykliker wie Ucar International. Zyklische Aktien haben sich bereits sehr gut entwickelt, sind aber noch weit von ihren Höchstständen am Anfang der Rezession entfernt.
Die Geschichte ist auf meiner Seite, wenn ich Ihnen sage, dass wir eine „double-dip recession“ nicht erleben werden. Diese Phänomen ist bis jetzt ja noch nie gegeben. Weiters sprechen ein paar Gründe dagegen: Erstens wird der Lageraufbau noch einige Zeit weitergehen. Zweitens ist die Konsumentenverschuldung in den letzten Quartalen stabil geblieben bzw. sogar leicht gesunken. Solange sich der typische US-Konsument in seinem Job sicher fühlt, wird er weiter einen großen Teil seines Einkommens ausgeben und die Arbeitslosigkeit fällt derzeit auch.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!