Zu den Hauptqualitäten von eigentümergeführten Unternehmen zählt Olsen, dass sie solide finanziert und kostenbewusst sind. Sie würden in der Regel keine komplexen Fremdkapitalinstrumente nutzen. „Die Bilanzgesundheit ist hier überdurchschnittlich hoch“, erklärt Olsen. Während bei „normalen“ Unternehmen oft die Optimierung von Quartalsergebnissen im Mittelpunkt steht, gehe es eigentümerfinanzierten Unternehmen in erster Linie um ökonomische Nachhaltigkeit.
Effiziente Führungsstruktur und hohes Verantwortungsbewusstsein
„Eigentümergeführte Unternehmen sind keine Selbstbedienungsläden, sie überzeugen in der Regel durch effiziente Führungsstrukturen“, so Olsen weiter. Dazu komme noch ein hohes Verantwortungsbewusstsein – was auch nicht weiter verwunderlich ist. Schließlich ist oft ein beträchtlicher Teil des Familienvermögens in das eigene Unternehmen investiert. Positiv: Eigentümergeführte Unternehmen sind global genauso gut diversifiziert wie internationale Konzerne und profitieren somit voll vom Globalisierungstrend.
Investment Universum sehr heterogen
Das Universum an investierbaren Titeln bezeichnet die Expertin als „sehr heterogen“ und umfasst alle wichtigen Branchen. Finanzwerte wären hier allerdings schwer zu finden, was aber nicht unbedingt ein Nachteil sei. „Die strukturelle Untergewichtung bei Banken können wir mit anderen Sektoren wett machen“, meint Olsen. Banken stellen für sie einen „starken Makro Call“ dar. Insgesamt stehe der Analyseaufwand bei Finanzwerten in keinem vernünftigen Verhältnis zum Ertrag.
Auf die Risiken nicht vergessen
Trotz des – zumindest auf längere Sicht – größeren Performancepotenzials, sollten laut Olsen auch eine Reihe von Risiken beachtet werden. Dazu gehöre etwa die Nachfolgeplanung, die oft in einem Spannungsfeld von Familientraditionen, Managementansprüchen und Unternehmenskultur stehe. Auch die Anhängigkeit vom Eigentümer könne zu Problemen führen – etwa wenn diese sich übernehmen und versuchen wenig erfolgversprechende Ideen durchzusetzen.
Das Management persönlich kennenlernen
Aufgrund dieser Risiken sei es vorteilhaft die Eigentümer zu treffen. „Da das nicht immer einfach ist, macht es Sinn das Management über das Verhältnis zu fragen – ob die Zusammenarbeit gut ist oder eher ein notwendiges Übel“, so Olsen. Oft sei es auch hilfreich über Konkurrenten Einblicke in die Unternehmen zu bekommen. „Wir sind starke Anhänger von Interviews vor Ort und machen rund 300 im Jahr. Jedes Treffen ist ein „Steinchen“ mehr im Gesamtbild, so die Fondsmanagerin.
Bellevue managed Fonds im Team
Das bei Bellevue Asset Management für den BB Entrepreneur Europe (LUX) Fund verantwortliche Team, setzt sich aus zwei Fondsmanagern und zwei Analysten zusammen. Laut Olsen deckt jeder die Sektoren ab, die ihn auch persönlich begeistern. Darüber hinaus greife man auch auf das Knowhow der zehn Bellevue-Analysten sowie auf externe Experten zurück. „Wir versuchen so viele Quellen zu nutzen wie nur möglich“, meint Olsen.
Fundamentaler Stockpicking Ansatz
Ihren Ansatz beschreibt Olsen als „fundamentales Stockpicking“, dogmatische Einschränkungen gebe es nicht. „Makroökonomische Faktoren spielen bei unserem Ansatz eine wichtige Rolle – ohne geht es nicht. Wir schauen uns alle sinnvollen Makrozahlen an. Wir vermischen eine Top-Down- mit einer Bottom-Up-Ideen-Generierung“, so die Expertin. Dazu komme Due Diligence – sowohl was die Qualität des Eigentümers als auch die finanzielle Situation des Unternhmens betreffe.
Alle Positionen in zwei Tagen liquidierbar
„Das Produkt soll in allen Marktlagen Performance-Potenzial haben.“ Berücksichtigt werden sowohl Small als auch Large Caps – nicht zuletzt um Liquiditätsfallen zu vermeiden. „Alle Positionen müssen in zwei Tagen liquidierbar sein“, nennt Olsen ein wichtiges Kriterium. Für Europa als Anlageuniversum habe man sich aufgrund des breiten Angebots an investierbaren Ländern und Sektoren entschieden. Auf Länderebene haben derzeit Deutschland (Portfolioanteil: 21,1 Prozent), die Schweiz (18,3 Prozent) und Österreich (11,3 Prozent).
Auch österreichische Unternehmen im Portfolio
Mit der Andritz AG und der RHI AG befinden sich derzeit auch zwei österreichische Unternehmen im BB Entrepreneur Europe (LUX) Fund. Mit einem Portfolioanteil von 3,5 bzw. 3.1 Prozent gehören sie zu den Top Positionen im Fonds. Insgesamt ist das Portfolio nicht arm an klingenden Namen. So befinden sich unter den zehn größten Positionen unter anderem Unternehmen wie Pirelli, Fresenius Medical Care, LVMH Moet Hennessy und Carlsberg. „Das Portfolio setzt sich sowohl aus defensiven Unternehmen – etwa aus dem Sektor Consumer Staples – die sich unabhängig vom Markt gut behaupten sollten und zyklischeren wie Andritz. Wir versuchen nicht alle Eier in einen Korb zu legen“, meint Olsen.
Zyklischer Erholung geht die Luft aus
„Wir sehen derzeit eine zyklische Erholung, der etwas die Luft ausgeht. Das ist allerdings ganz normal. Auch wenn wir jetzt ein schwächeres Quartal sehen, zwei negative hintereinander werden wir nicht erleben“, so Olsen weiter. Ein Double Dip sei nicht realistisch, trotzdem würde der strukturelle Gegenwind weiterhin stark bleiben. „Ich bin auf einen volatilen Seitwärtsmarkt eingestellt. Im Vergleich zu anderen Assetklassen sind Aktien sehr vernünftig bewertet. Eine Korrektur kann nur von kurzer Dauer sein.“