Ken Nicholson: Die Marktsituation ist noch immer von Angst geprägt. Insbesondere fürchten die Anleger eine zweite konjunkturelle Talsohle (double dip) und Staatsverschuldung in Europa. Dennoch bieten europäische Small Caps meiner Ansicht nach einen ausgezeichneten Wert. Viele der Positionen in meinem Portfolio sind derzeit sehr gefragt. Hier zeigt sich der Schlüssel zu Small-Cap-Investments: Solide Kleinunternehmen können ungeachtet von Markt- oder Wirtschaftszyklen wachsen.
Frage: Warum ist das so? Worin besteht für kleinere Unternehmen der konkrete Vorteil gegenüber mittleren und großen Konzernen?
Nicholson: Alle Langzeitstudien zeigen, dass Small Caps langfristig überdurchschnittlich wachsen. Dafür gibt es in meinen Augen drei Gründe: Erstens haben sie einfach mehr Raum zum Wachsen: Einem Unternehmen mit einem neuen Produkt, das noch nicht weltweit präsent ist, fällt es wesentlich leichter, die Verkaufszahlen zu verdoppeln, als einem großen globalen Unternehmen – das ist eine einfache Rechnung. Zweitens gibt es viele Kleinunternehmen, die einfach zum falschen Preis gehandelt werden, weil sie nicht im Fokus der Investoren stehen und entsprechend unzureichend untersucht werden. Es gibt also noch viel zu entdecken. Drittens glaube ich, dass viele Analysten dazu neigen, tendenziell oft das Wachstumspotenzial kleiner Unternehmen zu unterschätzen, weil sie fest davon ausgehen, dass das Wachstum immer schnell zum Mittelwert zurückkehrt. Aber diese Annahme trifft besonders auf kleine Unternehmen nicht immer zu.
Frage: Welche besonderen Herausforderungen bestehen in diesem Umfeld?
Nicholson: Extreme, kurzfristige Volatilität ist die besondere Herausforderung, sie bietet aber gleichzeitig auch große Chancen. Mit einem klar definierten Investmentprozess und der notwendigen Disziplin können wir unseren Kunden helfen, eine Outperfomance zu erzielen und ihre Investitionsziele zu erreichen.
Frage: Wie gehen Sie mit dieser hohen Volatilität um? Wo ist die Volatilität des European Smaller Companies Fund momentan im Vergleich anzusiedeln?
Nicholson: Auch wenn die Volatilität natürlich berücksichtigt werden muss, liegt darauf nicht mein Hauptaugenmerk. Denn mit einem überzeugten, fokussierten 40-Aktien-Portfolio kann man die Benchmark nicht täglich verfolgen. Mein Schwerpunkt liegt stattdessen auf der langfristigen Performance des Fonds. Unser Ziel ist es, eine konsistente, starke, überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Seit seiner Einführung war der Fonds in der Lage, sowohl in stark steigenden als auch in stark fallenden Märkten ziemlich kontinuierlich die Benchmark und seine Vergleichsgruppe zu übertreffen. Bis heute haben wir dies durch die Anwendung unseres maßgeschneiderten Small-Cap-Verfahrens erreicht, das bei Standard Life Investments schon seit mehr als 15 Jahren im Einsatz ist.
Frage: Durch welche Merkmale zeichnet sich Ihr Verfahren im Vergleich zu den Verfahren der Konkurrenz aus?
Nicholson: Um ehrlich zu sein, bestehen auf den ersten Blick einige Gemeinsamkeiten. Bei Small Caps muss man grundsätzlich auf den Auswahlprozess besonders großen Wert legen. Das mag angesichts der Tatsache, dass die Anzahl der Unternehmen, in die sich eine Investition lohnt, bei weit über 1.000 liegt, offensichtlich sein. Doch anschließend gilt es, die nötigen Entscheidungen zu treffen, die allein auf unseren Erfahrungswerten und der Bewertung der Erfolgsbilanz des jeweiligen Unternehmens sowie seinen Branchenaussichten gründen. Hier kommt unsere besondere Expertise ins Spiel: Wir besitzen umfassende, größtenteils eigene Systeme für die Aktienauswahl und verfügen über ausgezeichnete firmeninterne Analyse-Ressourcen. Mehr als 20 Aktienanalysten mit durchschnittlich mehr als zehn Jahren Branchenerfahrung arbeiten hier für uns. Die einzige wirkliche Prüfung für den Erfolg des Investmentprozesses ist die konsistente Performance.
Frage: Momentan spricht man allerorts über Emerging Markets. Wo können kleinere europäische Unternehmen Ihrer Ansicht nach Vorteile gegenüber vergleichbaren Börsenwerten aus diesen Ländern erlangen?
Nicholson: Viele der Unternehmen im Portfolio haben sehr enge Verbindungen zu den Emerging Markets und setzen einen Großteil ihrer Geschäfte in diesen rapide wachsenden Schwellenländern um. Meiner Meinung nach bieten sich dadurch gute Möglichkeiten über europäische Unternehmen in den Emerging Markets mitzumischen. Die Vorteile dieser Herangehensweise liegen darin, dass die allgemeinen Bewertungen vergleichsweise günstiger sind und der Zugang zu den Unternehmen einfacher ist, weil sie sich ja in Europa in direkter Nähe befinden. Zudem sind die Standards für Unternehmensführung und die Finanzberichterstattung allgemein hoch.