Die Zinsen werden nach Ansicht des Experten früher angehoben werden als viele glauben. Er rechnet damit, dass das in Deutschland bereits in der ersten Hälfte des kommenden Jahres der Fall sein könnte.
Liquidität ist das größte Risiko
„Nicht ein Double Dip stellt derzeit das größte Risiko dar, sondern die Liquidität in den Schwellenländern“, so Hüfner. In einigen Ländern gebe es Ansätze einer gefährlichen Überhitzung. Dass China die Zinsen erhöht hat, sei ein gutes Signal an die Märkte. Die neuen Gegebenheiten sollten Investoren jedenfalls berücksichtigen und die Entwicklung der Währungen genau verfolgen und darüber hinaus in ihren Portfolios Sicherheiten einbauen, um nicht zu verlieren.
Ähnlichkeiten mit der Asienkrise erkennbar?
Die Devisenmärkte sind nach Angaben des erfahrenen Volkswirts zunehmend von Interventionen, sprich, „kompetitiven Abwertungen“ der Länder, gekennzeichnet: „Durch die Interventionen wird Liquidität geschaffen, was zu höheren Asset- und Immobilienpreisen führt.“ Angesichts der Geldflut in die Emerging Markets wären Ähnlichkeiten mit der Asienkrise nicht von der Hand zu weisen. Hüfner geht davon aus, dass mehr und mehr Länder Kapitalverkehrskontrollen einführen werden.
Der Euro wird bleiben
Ein Zusammenbruch des Euros sei nicht wahrscheinlich: „Kein Land wird den Euro verlassen.“ Ohnehin könne man Währungen nicht „wie ein Hemd wechseln“. Die Einführung einer neuen Währung würde bis zu zwei Jahre dauern, was letztlich auch ein Sicherheitsproblem darstellen würde. Nichtsdestotrotz würde der Euro noch eine Weile verletzlich bleiben. Die derzeitigen Zinsdifferenzen in der Eurozone – vor allem mit Hinblick auf Griechenland – hält der Experte für „ökonomisch nicht gerechtfertigt“.
´Auch in Europa spielt die Musik´
Hüfner spricht von einer neuen Welt – neu etwa in dem Sinn, dass Deutschland, was das Wirtschaftswachstum betrifft, die USA überholt hat. Bekanntlich wird für heuer ein BIP-Wachstum von rund 3,5 Prozent erwartet, während die USA nach wie vor nicht so richtig auf Touren kommen. „Dass Deutschland stärker wächst, wird vielleicht nicht immer so sein, klar ist jedoch, dass der Vorsprung der USA weg ist“, so Hüfner. Die Folgen fürs persönliche Portfolio: „Auch in Europa spielt die Musik.“
Die Immobilienkrise ist noch nicht vorbei
Die Finanzwirtschaft ist laut Hüfner „in trouble“ und er weist auf die unterschiedliche Entwicklung der Aktien von Siemens und der Deutschen Bank hin – jene des Elektronikkonzerns hat sich bekanntlich deutlich besser entwickelt. „Die Immobilienkrise, die bekanntlich die Krise ausgelöst hat, ist noch nicht vorbei“, meint der Experte. So wären erst geschätzte zwei Drittel der toxischen Wertpapiere abgeschrieben. Eine erhebliche Belastung für die Branche würde Basel III darstellen. Eine Tatsache sei auch die Abhängigkeit von den Zentralbanken.
Justierung des Finanzsektors
Unausweichlich sei eine Justierung des Finanzsektors. Dieser sei gegenüber der Gesamtwirtschaft zu stark gewachsen. „Ich gehe in den nächsten Jahren von einem schrumpfenden Sektor aus“, so Hüfner. Vergleiche mit der Landwirtschaft oder Textilindustrie wären jedoch nicht angebracht. Dementsprechend wäre auch bei Finanzaktien Vorsicht angebracht – wenngleich auch manche Unternehmen „durchaus ihre Hausaufgaben gemacht haben und gut da stehen“.
Bleiben die Zinsen weiter niedrig?
Hüfner widerspricht der gängigen Meinung, dass die Zinsen weiterhin niedrig bleiben werden. In Deutschland wären sie etwa eindeutig zu niedrig und müssten angehoben werden. Er rechnet damit, dass das bereits im ersten Halbjahr 2011 der Fall sein wird. „Eine Zinsanhebung Deutschlands wird Nervosität in die Märkte bringen, weshalb sie gut kommuniziert werden muss“, so Hüfner. Vorsicht sei dementsprechend bei Renten angebracht, „mit denen man in den letzten 40 Jahren gar nicht so schlecht verdienen konnte“.