Pinner: Österreichische Aktien sind gefragt

Mag. Wolfgang Pinner ist Chief Investment Officer der Vereinigten Pensionskasse und ein Experte für den österreichischen Aktienmarkt. Im folgenden Interview erläutert er warum der Wiener Markt derzeit so gefragt ist und wie es mit österreichischen Aktien weitergeht. Besonders empfiehlt er aber seine „Lieblinge“: BWT, VA Stahl und Pankl Racing Systems. Näheres dazu und was er etwa über die „Abfertigung Neu“ denkt, lesen Sie im folgenden Artikel. Funds |

e-fundresearch: Mag Pinner, Sie sind Chief Investment Officer der Vereinigten Pensionskasse. Der ATX hat seit Jahresbeginn knapp 14% zulegen können, der Dow Jones bzw. der DAX nur rund 4-5%. Vor kurzem wurde sogar ein wichtiger charttechnischer Widerstand bei 1250 Punkten durchbrochen und heute (2.4.2002) erreichte der ATX sogar ein Jahreshoch. Ist der Weg nach oben jetzt frei oder geht es wieder nach unten?

 

Wolfgang Pinner: Ich denke schon. Das grundsätzliche Thema ist, dass die Wiener Börse genau dann läuft, wenn die internationalen Börsen eher seitwärts tendieren. Weiters läuft die Wiener Börse aufgrund von zahlreichen Übernahme- und Restrukturierungsphantasien. Ich glaube, dass das weiter gehen wird. Im Moment stehen wir sogar über 1300, trotzdem sollte dieses Jahr noch Potential im Markt vorhanden sein.

 

Pinner: „Bullish bei OMV“

 

e-fundresearch: Bei den 2 Index-Schwergewichten ERSTE Bank (+20% seit Jahresbeginn) und OMV (+16%) sieht es derzeit ja nicht schlecht aus. Seit den ERSTE Zahlen vorletzte Woche und dem kürzlichen Analystenmeeting in London wird die Aktie sogar noch verstärkt zum Kauf empfohlen. Und auch die OMV hat vor kurzem einen charttechnischen Widerstand bei 105 durchbrochen. Wie geht es bei diesen Aktien weiter? 

 

Wolfgang Pinner: Bei diesen beiden Large Caps bin ich vor allem bei der OMV bullish eingestellt – und das obwohl der angestiegene Ölpreis derzeit sicher stimulierend wirkt. Bei der ERSTE Bank denke ich, dass die Entwicklungen der letzten Tage etwas überzogen waren. Das ändert zwar nicht an den langfristig guten Aussichten aber kurzfristig glaube ich eher an eine anstehende Konsolidierung.

 

Markt wird durch Übernahmephantasien getrieben

 

e-fundresearch: Im Wiener Markt gibt es viele Übernahmephantasien, weil der Großteil der Unternehmen dort sehr günstig bewertet sind. Jüngste Beispiele wären: Wolford / Palmers, AHT / Quadriga Deutschland, Telekom Austria / Telekom Italia. Wie stehen Sie zu diesen Entwicklungen? 

 

Wolfgang Pinner: Diese Triebfeder ist sicherlich eine ganz, ganz wesentliche für den Wiener Markt. Nur ganz, ganz wesentliche Unternehmen sind davon überhaupt nicht betroffen. Einige Firmen stehen hier sehr stark im Mittelpunkt – denken Sie etwa an AUA, Böhler Uddeholm. Diese Neubewertung des Wiener Marktes zieht derzeit aus meiner Sicht auch andere Titel mit nach oben, die davon vielleicht nicht unmittelbar betroffen sind. Auch dies ist ein Grund, warum diese Börse derzeit so gefragt ist. 

 

e-fundresearch: Sie haben sich vor einem Monat schon einmal über die Gerüchte rund um Generali geäußert? Wie ist die aktuelle Situation hier? 

 

Wolfgang Pinner: Man muss davon ausgehen, dass die Generali irgendwann in den nächsten Monaten von der Börse genommen wird. Diese große Spekulation die es da gegeben hat, ist jetzt aber wieder etwas abgeebbt: Nach einem deutlichen Move rauf um etwa 20 Euro sind wir jetzt wieder etwas zurückgekommen und pendeln jetzt hin und her. Ich bin nicht ein Investor, der solche spekulativen Bewegungen unbedingt ausnutzt, aber wahrscheinlich ist die Generali ein Kandidat für einen Kursanstieg auf Basis einer Veränderung in der Aktionärsstruktur oder eines Rückkaufes. Wann der allerdings eintreten wird ist schwierig zu sagen und daher ist die Generali eher spekulativ.   

 

Lieblingsaktien: BWT, VA Stahl und Pankl Racing

 

e-fundresearch: Bei welchen österreichischen Aktien sehen Sie derzeit Potential? 

 

Wolfgang Pinner: Meine Lieblinge sind eher mittel- bis langfristige Lieblinge: Ich mag die BWT sehr, aufgrund des Umweltaspektes und weil hier immer wieder neue, interessante Produkte rauskommen. Weiters mag ich die VA Stahl, weil hier ein gutes Management arbeitet und im Wachstumsbereich auf der richtigen Schiene gut diversifiziert ist. Mein drittes Unternehmen ist nach wie vor die Pankl Racing Systems. Dieser Wert wurde in letzter Zeit etwas vom Markt abgestraft, weil nun ein etwas langsamerer Weg als bisher eingeschlagen wurde. Trotzdem glaube ich, dass sich hier noch Chancen ergeben werden, insbesondere wenn die neue Technologie im Bereich des Konverters zum Einsatz kommt.

 

e-fundresearch: Wie hoch ist der Anteil österreichischen. Aktien in Ihren Penionskassen-Portfolios? Ist dieser im letzten Jahr angestiegen? Wird der Anteil in Zukunft wachsen oder zurückgehen?"

 

Wolfgang Pinner: Die österreichischen Aktien waren bis letztes Jahr in unserer Pensionskasse kaum repräsentiert. Es war auch dann meine Person, die dann mit dem Wien-Portfolio begonnen hat und wir stehen jetzt bei etwa 2% des totalen Volumens. Das ist zwar keine Core-Holding aber eine attraktive Beimischung. Der Markt hat mir bis jetzt Gott sei Dank recht gegeben und wir sind alle sehr happy mit dieser Beimischung.  

 

Abfertigung Neu sollte Wiener Börse beflügeln

 

e-fundresearch: Welche Auswirkungen wird die geplante Einführung der „Abfertigung Neu“ Ihrer Meinung nach auf den österreichischen Kapitalmarkt bzw. auf die inländische Finanzindustrie haben? 

 

Wolfgang Pinner: Diese „Abfertigung Neu“ ist ein sehr interessantes Thema. Trotzdem müssen hier noch einige Dinge geregelt werden. Prinzipiell denke ich, dass etwa Geld in Richtung Wiener Börse fließen wird. Das sollte aber keine allzu große Rolle spielen. Der Haupteinfluss wird, wie bereits gesagt, aus Richtung Übernahmephantasie kommen.

 

e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!

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