Der Experte geht davon aus, dass Schwellenländer-Assets outperformen werden. Trotzdem wären Investoren stark unterinvestiert. Ihnen empfiehlt Godet sich vor bevorstehenden Benchmark-Neuanpassungen zu engagieren.
Emerging Markets haben Rezession überstanden
Die langfristige „Emerging Markets Story“ hat laut Godet die schwere Rezession überstanden: „Der Trend zu höheren Wachstum in den Emerging Markets ist ungebrochen.“ Gleichzeitig würde die Exportabhängigkeit in den kommenden Jahren sukzessive abnehmen. Dementsprechend würde die Erholung in den Schwellenländern nachhaltiger ausfallen als in den Industrienationen. Dafür würden nicht zuletzt auch die niedrigen Staatsschulden und hohen Devisenreserven sprechen.
Emerging Markets haben in Infrastruktur investiert
„In den Industrienationen ging ein Großteil der Stimulierungspakete für die Stützung des Finanzsystems drauf“, so Godet, der von einem völlig anderen Bild in den Emerging Markets berichtet: „Hier wurde fast ausschließlich in die Infrastruktur investiert.“ Ein weiterer Vorteil sind für den Experten die großen Banken in den Schwellenländern, die bekanntlich große Erfahrungen mit Krisen haben. Sie wären nicht nur sehr gut gemanagt, sondern hätten auch die Mittel um das künftige Wachstum zu unterstützen.
Nachfrage wird stärker
„Angesichts der geringen Renditen in den entwickelten Ländern haben wir in den vergangenen Monaten eine starke Nachfrage nach Emerging Markets Anleihen gesehen“, mein Godet. Nichtsdestotrotz wären Anleger aus den Industrienationen in den Schwellenländern nach wie vor stark unterinvestiert – vor allem im Fixed Income-Bereich. „In den nächsten fünf Jahren könnte das Emerging Markets-Exposure von US-Pensionsfonds auf bis zu sieben Prozent steigen,“ gibt sich Godet dennoch optimistisch.
Kolumbien, Thailand & Chile mit guter Performance
Zuletzt haben nach Angaben des BNP-Experten vor allem kleinere Schwellenländermärkte wie Kolumbien, Thailand oder Chile stark performed. Sie spielen bekanntlich allesamt im MSCI Emerging Markets eine eher untergeordnete Rolle. „Nicht in die großen Märkte und Namen zu investieren, kann zu deutlich höheren Erträgen führen“, bringt es Godet auf den Punkt. Er geht davon aus, dass in Zukunft High verstärkt High Yield-Titel im Fokus der Anleger stehen werden.
Größtes Risiko: Inflation
Inflation stellt für den BNP Paribas-Experten das größte Risiko in den Emerging Markets dar. Bekanntlich befinden sich einige Länder bereits im Zinsanhebungszyklus. Allerdings sei das Überhitzungsrisiko zuletzt wieder leicht zurückgegangen. Das Inflationsrisiko führt er in erster Linie auf strukturelle Ursachen – wie das Lohnwachstum – zurück. „Wir gehen davon aus, dass die Inflation in den Emerging Markets in den kommenden zwölf Monaten unter Kontrolle gebracht werden kann“, so Gaudet.
Sanfte Landung in China?
„Die Hinweise verdichten sich, dass es 2011 in China zu einer sanften Landung kommen wird“, so Gaudet weiter. Positiv stimmt ihn, dass die Regierung den Kampf gegen den „Exzess im High-End-Immobilienbereich“ aufgenommen hat. Bekanntlich stehen in den Metropolen tausende Wohnungen leer, was darauf zurückzuführen sei, dass Immobilien für Chinesen die beliebteste Wertanlage darstellen. Die starke strukturelle Nachfrage in zweitklassigen und ländlichen Gebieten bestehe nach wie vor.
Nicht nur auf Standard-Gelegenheiten konzentrieren
Ungeachtet der fundamental guten Ausgangslage und des anhaltenden Wachstumspotenzials bleiben die Schwellenländer für den Experten eine riskante Anlageregion. „Für dieses Risiko wird man allerdings gut entgolten.“ Tatsache sei, dass die Korrelationen zwischen den Emerging Markets und den entwickelten Ländern deutlich zugenommen haben. „Daraus folgt, dass man sich nicht auf die Standard-Gelegenheiten konzentrieren sollte“, sagt Gaudet.
Vielzahl an Investmentmöglichkeiten
Obwohl Schwellenländer Assetklassen grundsätzlich riskanter sind, würden sie nicht das Gesamtrisiko eines Portfolios erhöhen. Gerade das stark gestiegene Investmentangebot – was Aktien und Anleihen betrifft – biete Investoren eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Risikodiversifikation. Nicht vergessen dürfe man den gewaltigen Aufholprozess der Emerging Markets was die Ratings betrifft: Positiv: 55 Prozent der Länder im JP Morgan EMBI hätten mittlerweile Investment Grade-Status erreicht.