Russland: Erholung voll im Gange

Nach dem krisenbedingten Einbruch ist die russische Wirtschaft nach Angaben von Experten wieder gut unterwegs. Für 2011 wird ein BIP-Wachstum von rund fünf Prozent erwartet. Als langfristigen Treiber sehen sie den Inlandskonsum. Funds | 12.11.2010 04:30 Uhr
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Russlandsfonds haben sich seit Jahresbeginn gut geschlagen, sprich Anlegern solide Performancezahlen gebracht. Insgesamt hat der Markt aber underperformed, was Experten in erster Linie auf negativen Newsflow zurückführen.

Beeindruckender Transformationsprozess

Russland hat seit Anfang der 90iger Jahre einen beeindruckenden wirtschaftlichen Transformationsprozess durchgemacht. So ist die BIP-Leistung über diesen Zeitraum von 86 auf 1.508 Milliarden USD angestiegen, das BIP pro Kopf hat sich fast verzwanzigfacht auf 10.740 USD. Auch die einst horrende jährliche Inflationsrate von 2.509 Prozent konnte auf – derzeit – sieben Prozent gesenkt werden. Nur die Arbeitslosenrate ist mit 7,3 Prozent um zwei Prozent höher als 1992.

Investitionen und privater Konsum nehmen zu

Von der weltweiten Rezession blieb Russland bekanntlich trotzdem nicht verschont. Nichtsdestotrotz ist die Erholung für Egor Kiselev, Investment Specialist TKB BNP Paribas Investment Partners, „voll im Gange“. „Die Investitionen und der private Konsum haben seit Jahresbeginn deutlich zugenommen“, so der Experte gegenüber e-fundresearch. Die Differenz zwischen den BIP-Wachstumsraten von heuer und dem Vorjahr gehöre mit über zwölf Prozent zu den weltweit höchsten.

Von Rohstoffvorkommen profitieren

Russland profitiert stark von seinen riesigen Rohstoffvorkommnissen – nicht nur was Öl und Gas betrifft, zählt das Land zu den reichsten der Welt. Auch die Trinkwasser-, Stahl-, Diamanten-, Holz- und Salzreserven können sich sehen lassen. Dementsprechend hoch ist auch der Anteil von Rohstoff- und Energietiteln an der Marktkapitalisierung. Nicht von der Hand zu weisen ist nach Angaben von Experten allerdings, dass ein Großteil dieser Unternehmen dem Kreml nahesteht.

Was vom Ölpreis abhängt

Wie wichtig ein hoher Ölpreis für das Land ist, sprich das Budget und damit die Ausgaben der öffentlichen Hand, liegt auf der Hand: Rund 70 Prozent der Einnahmen der Energiekonzerne fließen über Steuern in die Staatskassen. Kiselev glaubt nicht, dass die Staatsausgaben vor den im Jahr 2012 anstehenden Präsidentschaftswahlen zurückgefahren werden. Nachsatz: „Das wäre auch alles andere als gut für Russland.“ Um die Abhängigkeit vom Energiesektor zu verringern sei paradoxerweise ein stabiler Ölpreis wichtig.

Korruption als größtes Problem

Eins der größten Probleme Russlands stellt für Nikolaus Görg, Chief Investment Office Bank Gutmann und verantwortlich für den Bereich osteuropäische Aktien, die Korruption dar – bekanntlich  rangiert das Land ziemlich weit vorne im Transparency International Corruption Perception Index. „Schafft es die Regierung dagegen vorzugehen, dann kann es zu einem Re-Rating des Landes kommen“, so der Experte. Die jüngste Absetzung des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow durch Präsident Dmitri Medwedew könne als Schritt in Richtung Stabilisierung gedeutet werden.

Abhängigkeit von ausländischem Kapital

„Angesichts der Abhängigkeit von ausländischem Kapital ist die Qualität der Institutionen in Russland das A und O. Medwedew hat deren Bedeutung für ein friedliches Investitionsklima erkannt“, so Görg weiter. Grundsätzlich wären ausländische Investitionen ein größerer Swing-Faktor als die Entwicklung des Ölpreises. So sei der Abschwung 2007/08 ausschließlich auf Aussagen Putins zurückzuführen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten damals gepasst.

Russische Aktien mit Abschlag gehandelt

Laut Kiselev sind russische Aktien in der Vergangenheit aufgrund von Sorgen bezüglich geopolitischer Risiken, Corporate Governance und Liquidität immer mit einem Abschlag zur Welt gehandelt worden. „Zurzeit ist die Differenz weitaus größer als im historischen Durchschnitt“, so der Experte. Gegenüber brasilianischen Aktien liege der Abschlag zum Kurs-Gewinn-Verhältnis bei knapp 40 Prozent. Vor der Krise sei der Abschlag noch bei rund 20 Prozent gelegen.

Infrastruktur: ein überschätztes Thema?

Das Thema Infrastruktur spielt laut Görg derzeit in Russland keine Rolle: „Insgesamt ist Infrastruktur ein überschätztes Thema. Unser Portfolio hat einen Value Bias, wir wollen nicht nur die Chancen nutzen, die sich durch Wachstum ergeben, sondern auch interessante Bewertungen.“ Ein Beispiel dafür wären russische Fleischproduzenten. In zwei bis drei Jahren könne der Infrastruktursektor – angesichts der veralteten Straßen und Schienennetze – allerdings wieder attraktiv sein.

Inlandskonsum als treibende Kraft der Zukunft

Die treibende Kraft für die russische Wirtschaft soll nach Angaben von Experten in den kommenden Jahren der Inlandskonsum sein. Die Voraussetzungen dafür sind gut: So ist die Verschuldungsrate der privaten Haushalte mit rund zehn Prozent des BIPs vergleichsweise niedrig. Dank der niedrigen Einkommenssteuer von 13 Prozent ist die Kaufkraft groß. Mehr als 70 Prozent des monatlichen Einkommens der Russen wird derzeit für Güter und Dienstleistungen ausgegeben.

Die besten Russlandfonds

Zu den besten Russlandfonds zählt derzeit der von Robin Geffen gemanagte Neptune Russia & Greater Russia (GB00B04H0T52). Seit Jahresbeginn hat er Anlegern eine Performance von +17,49 Prozent gebracht. Stark entwickelten sich auch der Pioneer Funds Austria – Russia Stock (AT0000668264) sowie der DWS Russia (LU0146864797) mit Wertzuwächsen von +21 bzw. +21,36 Prozent. Der BNP Paribas L1 Equity Russia (LU0269742168) kam über den gleichen Zeitraum auf ein Plus von 18,3 Prozent.

Der aktuell erfolgreichste Russlandfonds

Der derzeit erfolgreichste Russlandfonds ist mit einer Zehnjahresperformance von +1.565 Prozent allerdings der East Capital Russian Fund (SE0000777708). Sehen lassen kann sich auch die vorläufige Jahresperformance von +20,81 Prozent. Fondsmanager Aivaras Abromavicius ist auch für die Zukunft positiv eingestellt, wie er gegenüber e-fundresearch erklärt. Solange China und Indien weiter wachsen, würde es auch der russischen Wirtschaft gut gehen.

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