BLOG - Am ETF-Markt regiert die neue Bescheidenheit

Es scheint, als seien die Anbieter börsennotierter Indexfonds (ETFs) bescheiden geworden. Denn für 2011 gehen einige ETF-Anbieter nur noch von sehr moderaten Wachstumsraten im einstelligen Prozentbereich gegenüber 2010 aus, was den deutschen Markt angeht. Funds | 10.01.2011 15:36 Uhr
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Einige Gesellschaften wollen verstärkt Dienstleistungen wie Absicherungs- und Leihegeschäfte rund um den ETF-Handel anbieten, um diese Entwicklung wettzumachen. Diese neue Bescheidenheit ist verwunderlich, schließlich ist der ETF-Markt in den vergangenen Jahren sehr stark gewachsen. Woher rührt also die plötzliche Zurückhaltung?

Sie könnte darauf beruhen, das die Marktteilnehmer nach mehreren Jahren starken Wachstums eine Konsolidierung erwarten. Aber ist die ETF-Branche wirklich schon soweit gereift, das es kein neues Marktpotenzial mehr gibt? Mitnichten. Denn sowohl Privat- als auch institutionellen Anleger sagen in repräsentativen Umfragen immer wieder, dass sie mangels Wissen nicht in ETFs investieren. Zudem wirken ETFs für viele Investoren aufgrund der Ordergebühren relativ teuer.

Um diesen Misstand zu beseitigen, bietet die Deutsche Bank über die DAB Bank seit einigen Monaten kostenlose Sparpläne mit hauseigenen ETFs an. Das ist ein Beispiel, dem andere Anbieter in Kooperation mit anderen Banken folgen könnten, um sich so zusätzliches Marktpotenzial zu erschließen. Zudem gibt es noch fast keine ETFs in fondsgebundenen Versicherungen, wie zum Beispiel Renten- oder Lebensversicherungen. Gerade dieser Bereich könnte für die ETF Anbieter sehr interessant sein, da die hier angesparten Beiträge den Fonds zum Einen regelmäßig zufließen und zum Anderen langfristig investiert werden.

Auch die Versicherten könnten profitieren. Denn der Einsatz von ETFs würde die Kosten für ihre Altersvorsorge deutlich reduzieren und gleichzeitig den Sparanteil erhöhen, was zu besseren Ablaufergebnissen führen sollte. Allerdings sind die geringen Kosten der ETFs wahrscheinlich genau der Grund dafür, dass diese Produkte nicht in Versicherungslösungen integriert werden. Schließlich zahlen ETFs im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds keine Bestandsprovisionen aus und sind somit für die Versicherer nicht so lukrativ wie andere Finanzinstrumente.

Neben der Erschließung neuer Absatzkanäle können die Anbieter börsengehandelter Indexfonds auch über die Erschließung neuer Anlagesegmente weiter wachsen. Zwar scheint es auf den ersten Blick so, als seien bereits alle  Investmentklassen abgedeckt. Aber es gibt es immer noch Nischen, in die man nicht mit ETFs investieren kann und wo diese Produkte sinnvoll wären - zum Beispiel internationale Branchen- und Themenfonds. Ich bin mir sicher, dass auch im Jahr 2011 viele neue ETFs an den Markt kommen werden. Dadurch dürften sich die bestehenden Lücken allmählich schließen.

Es könnte noch einen weiteren Grund für die neue Bescheidenheit unter den Anbietern geben: Denn in einem positiven Marktumfeld, wie Experten es für 2011 vorhersehen, erscheinen aktiv gemanagte Fonds aufgrund einer stärkeren Wertentwicklung oftmals attraktiver als passive Produkte. Daher bevorzugen Anleger in anhaltenden Bullenmärkten vielfach andere Produkte als ETFs.

Zudem könnten die geringeren Wachstumserwartungen bei den etablierten Anbietern auch an den bereits erreichten Volumina und dem damit verbundenen Basiseffekt liegen. Denn wer schon über hohe Anlagevolumina verfügt, der muss viel neues Geld einsammeln, um das prozentuale Wachstum aufrecht zu erhalten. Die kleineren Anbieter können mit den gleichen Zuflüssen wesentlich höhere Wachstumsraten ausweisen.

Unter dem Strich halte ich es also durchaus für plausibel, wenn einige Anbieter leiser treten und ihre Wachstumserwartungen herunterschrauben. Aber alles in allem scheint der Wachstumstrend am ETF-Markt nach wie vor ungebrochen zu sein.

 


Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

 


Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
 
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

 


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