In Europa sei Deutschland „ein Wachstumsmotor, der andere Länder mitzieht“.
Muss der Wert des Geldes sinken?
Laut Stranz suggerieren die Medien, dass man sich wegen der Ende des Vorjahres eingeleiteten zweiten Runde des Quantitative Easing der US-Fed Sorgen machen sollte – etwa um einen sinkenden Geldwert. Tatsächlich müsste der Wert des Geldes sinken. „An den Märkten sind auch steigende Inflationserwartungen zu spüren, allerdings noch auf einem sehr moderaten Niveau“, so der Experte. Nachsatz: „Bedingt durch Effekte wie die steigenden Rohstoffpreise ist ein Preisdruck zweifellos da.“
Rohstoffpreise sind im Aufwind
„Bedingt durch eine wachsende Weltwirtschaft sind die Rohstoffpreise weltweit im Aufwind“, so Stranz weiter. Dieser Trend habe allerdings schon Anfang der 90iger Jahre eingesetzt hat und sei langfristiger nach oben gerichtet. Er verweist auf den Ölpreis, der wieder an der 100 USD-Marke kratzt. Noch deutlicher sehe man dies bei den Industrierohstoffen. „Man darf jedoch nicht vergessen, dass Rohstoffe an der Wertschöpfung in der entwickelten Welt einen Anteil von sieben bis zehn Prozent haben.“
Schuldenproblematik als das treibende Thema
Die Schuldenproblematik sei das treibende Thema an den Märkten, das bereits 2010 für Konfusion gesorgt hat. „Das wird auch 2011 der Fall sein “, so der AXA-Experte. Das Problem sei keineswegs gelöst, die Spreads von Staatsanleihen außerhalb Kerneuropas hätten sich noch nicht beruhigt. „Nur Geld zur Verfügung zu stellen, reicht offensichtlich nicht aus.“ Als „Krisenfall“ bezeichnet er Portugal, bei größeren Märkten wie Spanien oder Italien könne man hingegen etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken.
Optimismus aufgrund des weltweiten Wirtschaftswachstums
Optimistisch stimmt Stranz nach eigenen Angaben das weltweite Wirtschaftswachstum – das im Vorjahr überraschenderweise vier Prozent ausgemacht habe. „In Europa ist Deutschland zum Wachstumsmotor geworden, der Kerneuropa mitzieht.“ Er verweist auf das geschätzte Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent für 2010. 2011 soll laut jüngsten Prognosen ein Plus von 2,5 Prozent folgen. „Deutschland wächst massiv“, bringt es Stranz auf den Punkt.
Alleine könne Deutschland als Lokomotive das schwächere Wachstum in anderen Märkten jedoch nicht kompensieren. „Aber wir sehen, dass der deutsche Konsument anspringt und den Konsum in ganz Europa mitzieht“, so Stranz. Deutschland stehe auch nicht alleine da. So ist die Industrieproduktion in den USA wieder im Steigen. Die US-Unternehmen hätten ihre Bilanzen in Ordnung gebracht und wären in der Lage zu investieren. „Spät aber nicht zu spät, springt auch der Arbeitsmarkt wieder an.“
Der Welthandel wächst dynamisch
Als Wachstumsmotor sieht der AXA-CIO eindeutig den Welthandel, der wieder zum Vorkrisenniveau aufgeschlossen habe. „Da gibt es natürlich regionale Unterschiede, Nachfrageverschiebungen oder kurzfristige Beruhigungsphasen wie im dritten Quartal 2010. Insgesamt wächst der Welthandel jedoch und zwar sehr dynamisch.“ Treibende Kraft dieser Entwicklung sei der Boom in den Emerging Marktes und hier vor allem in China. Allein im vierten Quartal sei die chinesische Wirtschaft um 10,9 Prozent gewachsen.
Boom in den Emerging Markets
Allein auf China gehe der dynamische Welthandel jedoch nicht zurück, sondern auch auf dessen asiatischen Nachbarländer oder Lateinamerika. Osteuropa laufe aufgrund diverser struktureller Probleme noch hinterher. „Insgesamt boomen die Emerging Markets“, so der Experte. Bereits jetzt würden sie für 50 Prozent des Weltwachstums verantwortlich zeichnen. Trotz der Dynamik des Aufholprozesses würde es noch Jahrzehnte dauern bis die Emerging Markets die entwickelten Länder überholen.
Nicht aus den Augen lassen dürfe man in den Emerging Markets „binnengetriebene politische Risiken“. So stehe etwa China vor einem gewaltigen Balanceakt. Das Land habe bekanntlich rund 200 Millionen Wanderarbeiter. „Wächst die Wirtschaft nicht schnell genug und steigt die Arbeitslosigkeit, so hat das sofort Auswirkungen auf die soziale Stabilität.“ Ein zu dynamisches Wachstum würde wiederum die Inflation anheizen. Auch steigende Lebensmittelpreise würde zu sozialen Spannungen führen.
Übertriebene Bewertungen sieht Stranz nicht in den Emerging Markets: „Wenn ich mir die normalen klassischen Bewertungen für Aktien anschaue (KGV, KBV) dann bewegen wir uns auf einem Niveau von Ende der 80iger bzw. Anfang der 90iger Jahre, also weit weg von übertriebenen Bewertungen wie wir sie vor der Finanzkrise gesehen haben.“ Im Übrigen dürfen Investoren nicht vergessen, dass der Aktienkurs nicht der Aktienpreis sei. Zu Letzteren würden nämlich auch die Unternehmensgewinne gehören.
Auf ein diversifiziertes Portfolio setzen
Anleger, die in das globale Wachstum investieren wollen, empfiehlt Stranz auf ein diversifiziertes Portfolio zu setzen – Investments in einzelne Märkte wären viel zu volatil. Zu den heißesten Themen zählt er neben den Emerging Markets und Rohstoffen den Technologieboom hin zu Energieeffizienz in der entwickelten Welt und vor allem in Europa. Was die Assetklassen betrifft, bevorzugt er Aktien. Emerging Markets Bonds hätten wiederum ein größeres Potenzial als Anleihen aus den Industrienationen.