Meiner Meinung nach sollte mittlerweile allen Beteiligten an dieser Diskussion klar sein, dass ETFs im Gegensatz zu anderen Investmentfonds eine deutlich höhere Transparenz aufweisen.
Während sich aktive Fondsmanager zum Teil schon schwertun, ihre Top 10 Positionen einmal im Monat zu veröffentlichen, können sich Interessierte die von einem ETF gehaltenen Positionen täglich ansehen. Ähnlich verhält es sich bei dem Einsatz von Derivaten. Während die Anbieter von ETFs offen über den Einsatz von derivativen Instrumenten sprechen und sich dadurch zum Teil heftiger Kritik gegenüber sehen, verschwinden diese Instrumente bei anderen Fonds einfach in den komplexen Aufstellungen der Rechenschaftsberichte und entgehen so der öffentlichen Kommentierung.
Entsprechend gestaltet sich die Analyse von aktiv gemanagten Investmentfonds deutlich aufwendiger, insbesondere hinsichtlich des Risiko- und Ertragsprofils: Hierfür sind die benötigten Informationen zum Teil nur sehr schwer zu beschaffen.
Im Gegensatz dazu stellen die Anbieter von ETFs in der Regel alle erdenklichen Informationen auf ihren Internetseiten zur Verfügung. Die Vielzahl der bereitgestellten Informationen und Kennzahlen führt allerdings zum Teil auch zu einer Verunsicherung der Investoren. Um dies zu vermeiden, sollte sich die ETF-Industrie auf eine einheitliche Darstellungsweise sowie einheitliche Methoden für die Berechnung dieser Kennzahlen einigen. Zudem wäre es von Vorteil, die bereitgestellten Informationen in Basisinformationen und erweiterte Kennzahlen für institutionelle Anleger zu unterteilen. Damit kann verdeutlicht werden, dass die einzelnen Kennzahlen für unterschiedliche Investorengruppen gedacht sind. Ebenso wäre ein entsprechendes Glossar für nicht so versierte Investoren hilfreich, in dem neben der eigentlichen Kennzahl auch deren Verwendungszweck und Aussagekraft erklärt wird.
Nach meiner Erfahrung hat die ETF-Industrie ein großes Interesse daran, dass externe Anbieter - wie zum Beispiel die Thomson-Reuters-Tochter Lipper - Grundlagenresearch zu den einzelnen Produktgruppen, Replikationstechniken und den eingesetzten Instrumenten betreiben und diese auch entsprechend unterstützen. Dies scheint bei aktiven Fonds nur bedingt der Fall zu sein. Meiner Ansicht nach ist das unter anderen daran ablesbar, dass es in den letzten Monaten eine große Menge von tiefgreifenden Berichten und Untersuchungen im Bereich der börsennotierten Indexfonds gab. Auch hier ergibt sich bei aktiv gemanagten Fonds ein etwas anderes Bild.
Ein Grund für das Interesse der ETF-Anbieter an dem externen Research könnte die Aufklärung und damit die Neugewinnung von Kunden sein. Denn im Gegensatz zu der aktiven Fondsindustrie, die in der Regel über große Vertriebseinheiten verfügt, agieren ETF-Anbieter mit kleinen Teams. Diese Teams können von den Veröffentlichungen der externen Researchberichte profitieren, da dadurch mögliche Fragen von Investoren schon im Voraus beantworten und so die Attraktivität von ETFs im Allgemeinen erhöht werden können.
Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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