„Tür am Weg hinaus immer kleiner“

Wim Vandenhoeck, Manager des GLG Emerging Markets, im Gespräch mit e-fundresearch.com über den anhaltenden Kapitalfluss aus den Emerging Markets, das Generieren von Investmentideen und die Vorteile eines Long-Short-Ansatzes. Funds | 25.03.2011 04:30 Uhr
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e-fundresearch: Herr Vandenhoeck, in den letzten Wochen haben Investoren signifikante Geldsummen aus den Emerging Markets abgezogen, worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen?

Vandenhoeck: Viele Investoren sehen anscheinend ein Untergangsszenario. Darunter befinden sich auch lokale Investoren, die jetzt nach sicheren Anlagemöglichkeiten suchen. Die Welt steht derzeit jedenfalls etwas auf den Kopf, trotzdem sind wir davon überzeugt, dass die Grundstory der Schwellenländer weiterhin solide ist. Gewisse Ungleichgewichte wie etwa am chinesischen Immobilienmarkt oder bei brasilianischen Argrarerzeugnissen lassen sich allerdings nicht leugnen.

e-fundresearch: Worauf kommt es für Sie an beim Investieren in die Emerging Markets?

Vandenhoeck: Vor allem in den Emerging Markets stellt es ein Problem dar das richtige Market-Timing zu finden. Immer wieder kann man auf dem falschen Fuß erwischt werden. Große Korrekturen sind für die Emerging Markets bekannlich nicht überraschend. Darum ist es wichtig, nicht einen Long-Only-Ansatz zu verfolgen.

e-fundresearch: Worin investieren Sie mit Ihren Fonds (ISIN: IE00B3VY5J52) konkret?

Vandenhoeck: Wir investieren in vier verschiedene Assetklassen in den Emerging Markets, konkret Aktien, Anleihen, Währungen und Zinsen. Dabei setzen wir ausschließlich auf liquide Instrumente. Zum liquiden Anlageuniversum zählen wir unter anderem zwischen 100 und 150 Aktien sowie 100 Unternehmens- und Staatsanleihen.

e-fundresearch: Was ist das Besondere an Ihrem Investmentansatz?

Vandenhoeck: Wir versuchen ein Szenario zu vermeiden, das bei vielen anderen Emerging Markets Fonds gegeben ist, nämlich nach einigen Jahren mit einer guten Performance wieder ein Jahr zu haben, in dem ein Großteil der erzielten Performance verloren geht. Der Investmentansatz erlaubt uns über den gesamten Zyklus ein Exposure gegenüber den Emerging Markets aufrecht zu erhalten und Überrenditen zu erzielen.

e-fundresearch: Wie funktioniert das genau?

Vandenhoeck: Erreicht der Fonds  ein Minus von fünf Prozent, so wird das gesamte Portfolio liquidiert. Das ist innerhalb von 36 bis 48 Stunden möglich und kommt immer wieder vor. Zuletzt war das beispielsweise im Februar 2009 und im Mai 2010 der Fall. 2007 waren wir wiederum ganze sechs Wochen nicht investiert. In jedem Fall können wir uns neu orientieren und sich ergebende Gelegenheiten wahrnehmen.

e-fundresearch: Wie generieren Sie Ihre Investmentideen?

Vandenhoeck: Die meisten unserer Ideen entstehen durch den intensiven Kontakt zu lokalen Experten. Ein breites Netz an lokalen Kontakten und Beziehungen ist ein wichtiger Teil unseres Ansatzes. In wöchentlichen Telefonaten mit Brokern finden wir heraus wie sie und ihre Kunden positioniert sind und ob sie die Märkte als „crowded“ einschätzen oder nicht. Man darf nicht vergessen, dass die Tür am Weg raus immer kleiner ist.

e-fundresearch: Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen in den Emerging Markets?

Vandenhoeck: Ein großes Thema in den Emerging Markets ist Inflation, heuer erwarten wir eine Inflationsrate von rund sechs Prozent. Angeheizt wird sie vom Liquiditätsfluss in die Schwellenländer sowie den steigenden Rohstoffpreisen. Die Zentralbanken haben jedenfalls sehr früh auf die Inflationsgefahr reagiert und die Zinsen erhöht, was gleichzeitig auch zu Währungsaufwertungen geführt hat. In vielen Fällen waren diese Schritte erfolgreich.

e-fundresearch: Können höhere Zinsen sich nicht negativ auf das Wachstum auswirken?

Vandenhoeck: Ja, aber dieser Schritt ist trotzdem notwendig um die Inflation einzudämmen. Falls wir wirklich Lebensmittelinflation sehen, gehe ich davon aus, dass die Regierungen darauf schauen werden entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

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