Anthony Doyle präsentierte die M&G Einschätzung zum Thema Inflation.
Der M&G European Inflation Linked Corporate Bond Fund (siehe auch Artikel vom 28. 2. 2011, Link) soll das Anlegerkapital sowie die Erträge vor Inflationsauswirkungen schützen. Dazu investieren die Fondsmanager Jim Leaviss, Leiter des Rentenbereichs bei M&G International, und Ben Lord, Fondsmanager bei M&G, in eine breite Palette von Rentenpapieren, wozu neben inflationsgebundenen Unternehmensanleihen auch z.B. Floating Rate Notes, vorrangig besicherte Kredite und Derivate gehören, die das gleiche Renditemuster wie inflationsgebundene Unternehmensanleihen aufweisen. Anlageziel ist eine Rendite nach Kosten, die mittel- bis langfristig über der Inflationsrate in der Eurozone (gemessen am harmonisierten Verbraucherpreisindex) liegt. Der Investmentprozess kombiniert makroökonomische Top-down-Einschätzungen mit einer spezifischen Einzeltitelauswahl.
Inflationsindexierte Anleihen: Staatsanleihen vs. Unternehmensanleihen
Angesprochen auf die Frage, warum Unternehmensanleihen und nicht Staatsanleihen als Investmentuniversum definiert wurden, erklärt
Anthony Doyle die Entscheidung wie folgt: "Inflationsindexierte Staatsanleihen von europäischen Emittenten weisen eine Duration von durchschnittlich 8 Jahren auf. Das Zinsrisiko ist deutlich höher als bei kurzfristigeren Anleihen. Bei einem Zinsanstieg von einem Prozent würde der Wert der Staatsanleihe um rund acht Prozent fallen. Unser neuer Fonds hat eine sehr geringe Duration und auch die Möglichkeit, eine negative Duration aufzubauen. Somit könnte der Fonds auch bei steigenden Zinsen an Wert gewinnen. Zusätzlich bieten Unternehmensanleihen die Chance, Credit Default Spread (CDS) Prämieneinnahmen zu generieren, indem CDS geschrieben werden."
M&G rechnet kurzfristig nicht mit Inflationsgefahr
In den letzten Monaten konnte sowohl in UK als auch in den USA und in Deutschland ein Anstieg der Inflationserwartungen beobachtet werden. Gemessen an den "break-even-rates" bzw. dem Unterschied zwischen inflationsindexierten Staatsanleihen und nominellen Staatsanleihen, liegen die Inflationserwartungen in UK bei knapp unter drei Prozent, in den USA bei rund 2,2 Prozent und in Deutschland auch bereits über zwei Prozent." Gründe dafür waren die Erholung der Weltwirtschaft sowie steigende Rohstoffpreise und auch die erwarteten Effekte der QE2 Aktivitäten der Federal Reserve und die Verlängerung der Steuervorteile aus der Bush Administration.
Anthony Doyle, Director of Investment Specialists: "Aufgrund der geringen Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, der Sparprogramme der europäischen Regierungen und der geringen Lohnzuwächse in den letzten Jahren sehen wir keine unmittelbare Gefahr für hohe Inflationsraten.
Mittel- und längerfristig muss nach Ansicht von Doyle wahrscheinlich doch mit einer höheren Inflation gerechnet werden." Aktuell ist das wirtschaftliche Umfeld in Europa von starken Unterschieden geprägt. Während sich die Volkswirtschaft in Deutschland sehr positiv entwickelt, gibt es in den südlichen Peripherieländern Probleme. Nach Ansicht von Doyle hätte Deutschland mit der alten DM die stärkste Währung der Welt und wäre in einer Rezession. Die gute wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland war seiner Ansicht nach auch der Grund für die Zinserhöhung der EZB in der letzten Woche.
Rohstoffe und Gold guter Infationsschutz - Aktien und Immobilien auch?
Im Rahmen einer Analyse des Internationalen Währungsfonds aus dem Jahr 2009 konnte der Effekt einer einprozentigen Erhöhung der Inflationsrate auf die Performance verschiedener Anlagekategorien gemessen und miteinander verglichen werden. Die historischen Daten zeigten, dass US Large Cap Aktien um zweieinhalb Prozent gefallen waren und US REITS (Immobilienaktien) sogar um vier Prozent. Gründe dafür waren, dass u. a. auch die Liquidität im Immobilienmarkt sank und die Immobilienwerte auch durch Zwangsverkäufe sanken. Rohstoffe und Gold konnten um zehn bzw. sieben Prozent zulegen. Anthony Doyle: "Gold hat sich auch in der aktuellen Marktsituation als gute Veranlagung erwiesen. Investoren sind auf der Suche nach realen Werten. Wie die IWF Analyse gezeigt hatte, hatten sich außer Rohstoffe und Gold alle anderen Anlagekategorien negativ entwickelt.
Die IWF Analyse untersuchte auch die längerfristigen Effekte einer Inflationserhöhung im Ausmaß einer Standardabweichung. Die Effekte über einen zwanzigjährigen Zeitraum waren wie folgt: Cash bot einen teilweisen Schutz, da nachfolgend steigenden Zinsen die Geldentwertung überkompensieren konnte. Im Anleihenbereich wurden zuerst Verluste erlitten, die im Laufe der Zeit aufgrund höherer Renditen wieder ausgeglichen wurden und nach zwanzig Jahren im Schnitt positive Erträge ergaben. Aktien konnten die Verluste zu Beginn über die folgenden zwanzig Jahre nicht vollständig aufholen. Nur Rohstoffe und Edelmetalle boten zu Beginn einen Inflationsschutz. Nach zwanzig Jahren wurden jedoch im Schnitt Verluste erzielt. Anthony Doyle: "Grundsätzlich gibt es mit traditionellen Anlagekategorien keine perfekte Absicherung gegen Inflation - mit Ausnahme von inflationsindexierten Anleihen."
Bei der Analyse der Gründe für Inflation unterscheidet Anthony Doyle auch zwischen Inflation, die durch steigende Nachfrage nach Güter und Dienstleistungen entsteht, und der reinen Kosteninflation, die durch Erhöhung der Preise und Kosten von Energie, Rohstoffen, etc. entsteht.
Inflationsindexierte Anleihen - auch synthetisch
Das Grundprinzip dieses Anleihenkonzeptes ist jenes, dass sowohl Kupon als auch Rückzahlungswert im Ausmaß der gemessenen Inflation steigen. Wenn diese Anleihen bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden, ist der Investor gegen einen Anstieg der Inflation geschützt. Inflationsindexierte Unternehmensanleihen werden zumeist von Finanzinstituten, supra-nationalen Schuldnern und Versorgern emittiert. Das Segment der inflationsgeschützten Unternehmensanleihen repräsentiert rund drei Prozent des europäischen Unternehmensanleihenmarktes und das Volumen beträgt aktuell rund EUR 31 Mrd. Anthony Doyle: "Dieses Segment ist von geringerer Volatilität gekennzeichnet, d. h. das Beta ist relativ niedrig im Vergleich zum Gesamtmarkt der Unternehmensanleihen."
M&G setzt auch synthetische Strategien ein. Inflationsgeschützte Staatsanleihen werden mit geschriebenen Credit Default Swaps kombiniert, und zwar auf Unternehmen, die von den M&G Analysten positiv eingeschätzt werden und sich auch in einem inflationären Umfeld gut entwickeln würden. Im Falle sinkender Spreads und sinkender CDS Kurse werden die CDS auch wieder zurückgekauft. Der Fonds erhält somit die risikolose Verzinsung der Staatsanleihen plus die jeweilige Inflationsrate sowie die CDS Prämie. Anthony Doyle: "Ein Vorteil ist, dass der CDS Markt größer ist als der physische Unternehmensanleihenmarkt und Strategien rascher und effizienter umgesetzt werden können."
Negative Duration als Vorteil
Obwohl der Fonds grundsätzlich eine sehr kurze Duration aufweist, hat das Fondsmanagement Team zusätzlich noch die Möglichkeit, durch Short-Positionen in Anleihen-Futures auch eine negative Duration Position aufzubauen um auch in einem Umfeld steigender Renditen Gewinne erzielen zu können. Anthony Doyle: "Grundsätzlich wird sich die Duration des Fonds zwischen plus 3-5 Jahren und negativ 3-5 Jahren entwickeln. Aktuell liegt die Duration bei 1 Jahr. 90 Prozent der Investments sind in Euro denominiert oder in Euro abgesichert. 70 Prozent des Portfolios ist in Investment Grade Anleihen investiert.
Wichtige Marktszenarien im Überblick
Anthony Doyle: "Grundsätzlich können mehrere Marktsituationen unterschieden werden. Im Jahr 2008 wurden in der Finanzkrise fallende Zinsen zur Unterstützung der Gesamtwirtschaft beobachtet. In einem solchen Marktszenario würde die Duration des Fonds ungefähr 3 Jahre sein und das durchschnittliche Rating würde bei AA liegen. Im Umfeld einer wirtschaftlichen Erholung und noch niedriger Inflation ist die Duration typischerweise bei rund 2,5 Jahren und das durchschnittliche Rating bei A-. Aktuell liegt die Duration bei 1 Jahr. Starkes Wirtschaftswachstum und Inflation würde eine Duration von -3 bedeuten (Credit Rating A-) und in einem inflationären Umfeld, das durch Kostensteigerungen und Erhöhung der Geldmenge entsteht, würde die Duration ebenfalls bei -3 liegen (Credit Rating AA)."
Die M&G Experten aus dem Anleihenbereich rechnen nicht unmittelbar mit hohen Inflationsrisiken. Der M&G European Inflation Linked Corporate Bond Fund sollte für jene Investoren, die ihr Vermögen vor Inflations schützen möchten, einen effizienten Baustein repräsentieren.