Die Karten werden immer wieder neu gemischt

Ingo Kröll, Fondsmanager des Constantia Emerging Yield, des SemperBond Special und des SemperBond Austria, spricht exklusiv mit e-fundresearch über das Management seiner Fonds, seinen Anlagestil, die Performance und seine Aussichten für das Kapitalmarktumfeld. Funds | 04.05.2011 04:45 Uhr
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e-fundresearch: Ingo Kröll, Sie sind Fondsmanager des Constantia Emerging Yield, des SemperBond Special und des SemperBond Austria (ISIN: AT0000A05T05/AT0000859418/AT0000859434). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich?

Kröll: Die Hauptverantwortung für unsere Emerging-Markets-Anleihefonds habe ich mit Jahresbeginn 2010 übernommen, für unseren Österreich-Rentenfonds bin ich bereits seit meinem Wechsel zur Semper Constantia verantwortlich. Im konkreten sind die Daten wie folgt:

Constantia Emerging Yield   seit 1.1.2010
SemperBond Special          seit 1.1.2010
SemperBond Austria          seit 1.5.2006

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Kröll: Keiner der 3 Fonds verfolgt einen starren Benchmark-Ansatz. Im Gegenteil, die Fonds verfolgen einen Total-Return-Ansatz und die Anlagepolitik ist aktiv und flexibel.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Kröll: Als Head of Fixed Income bin ich auch für das Management des Rententeils von Großanleger- und Spezialfonds verantwortlich

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Kröll: 100 Mio. EUR

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2006 und 2007, 2008, 2009, 2010 erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Kröll: Die Performancedaten seit Übernahme der Fondsmanagementverantwortung bis einschließlich 28.04.2011 sind wie folgt:

SemperBond Special:               seit 1.1.2010:  7,32 % bzw. 5,49 % p.a.

Constantia Emerging Yield:       seit 1.1.2010: 21,31 % bzw. 15,75 % p.a.

SemperBond Austria:               seit 1.5.2006: 17,88 % bzw. 3,35 % p.a.

Für die letzten fünf Kalenderjahre liegt die Performance für 2010 bei 5,52 %; für 2009 bei 5,79 %; für 2008 bei 3,62 %; für 2007 bei 1,49 %; im schwierigen Jahr 2006 konnte trotz eines negativen Rentenmarktumfelds mit 0,78 % ebenfalls eine positive Performance erwirtschaftet werden.

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Kröll: Für das Segment „Renten allgemein“ abgebildet durch den SemperBond Austria haben wir in den vergangen Jahren bewiesen, dass wir sehr gut im Timing bzw. im Zinskurvenmanagement sind. Der Fonds hatte bisher noch kein negatives Geschäftsjahr und konnte auch in schwierigen Zeiten eine negative Performance vermeiden. Der SemperBond Austria zeichnet sich durch niedrige Volatilität und ansprechende Performance aus. Der Fokus dieses Fonds liegt auf mündelsicheren Wertpapieren.

Bei unseren Emerging-Market-Anleihefonds unterscheiden wir klar zwei Ansätze:

  • Im SemperBond Special fokussieren wir uns auf Hartwährungsanleihen von Schuldner aus der Region Zentral- und Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika. Als Beimischung verwenden wir Lokalmarkt- bzw. Unternehmensanleihen dieser aufstrebenden Volkswirtschaften. Der Fokus des Fonds soll die Emittentenqualität sein und nicht Währungskomponenten. Diese bilden wir fokussiert im Constantia Emerging Yield ab.

  • Der Constantia Emerging Yield setzt vorwiegend auf Lokalmarktanleihen, abgebildet entweder durch Staatsanleihen des jeweiligen Landes bzw. durch supranationale Emittenten. Dies soll die Bonität möglichst hoch halten und den Fokus voll und ganz auf kurzlaufende Währungsentwicklungen legen.

  • Wir haben beim SemperBond Special versucht, die Risiken der Duration durch eine aktivere Kreditselektion auszugleichen. Dies ist uns vor dem Hintergrund stark nachgebender Rentenmärkte zwar auf einer relativen Basis gelungen, nur absolut mussten wir doch seit Jahresanfang leichte Verluste hinnehmen. Als Hartwährungsfonds schaffte der SemperBond Special im EM-Universum mit Fokus auf CEEMEA seit meiner Übernahme per Jahresbeginn 2010 eine sehr ansprechende Performance mit überschaubaren Risiken. Lediglich bis zu 20 % des Fonds werden in Fremdwährungsanleihen gehalten. 

  • Im Constantia Emerging Yield konnten wir 2010 von der Euro-Schwäche profitieren. 2011 hat hingegen etwas verhaltener gestartet. Wir haben die aktuell aufkommende Inflationsdiskussion in den Emerging Markets durch kurze Laufzeiten risikotechnisch überschaubar gehalten und sehen aktuell Chancen in längeren Laufzeiten. Die Volatilität dieses Fonds ist höher, die Performanceaussicht, so glaube ich, durch die Wachstumsaussichten in den Emerging Markets, dementsprechend auch. Unser Fokus liegt hier nicht auf Creditspreads, sondern auf der weltweiten Währungsentwicklung von Emerging Markets.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Kröll: Wie gesagt sind wir sehr gut im Timing, was sowohl Duration und Zinskurve anbelangt. Obwohl wir in Nordafrika kaum investiert waren, hätten wir unsere Position in Marokko wohl verkaufen müssen. Die Risikoaversion gegenüber dieser Region hat sich hier gegen uns entwickelt. Wir bleiben investiert.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Kröll: Ich glaube, dass unsere Anleger von unserer langjährigen Erfahrung bzw. unserem Contrarianansatz profitieren. Wir blicken über den Tellerrand hinaus und sind vollkommen unabhängig in unseren Entscheidungen. Dazu kommt, dass wir Teile unsere Entscheidung mittels quantitativer Modell treffen. Dies sorgt für einen Methodenmix aus fundamentalen und technischen Entscheidungen.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Kröll: Seit nunmehr fast 10 Jahren. Ich kam 2002 aus dem Private Banking zur Ringturm KAG der Wiener Städtischen, wo ich neben einem Versicherungsaktienfonds schwerpunktmäßig für Rentenfonds verantwortlich war. Seit 2006 setzte ich das bei der Semper Constantia Privatbank fort und spezialisierte mich auf Emerging Marktes. Wir haben hier einen langen und exzellenten Trackrecord und die Chancen dieser Märkte sind wirklich einzigartig.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Kröll:
• Der größte Erfolg war sicher von Citywire zum Aufsteiger des Jahres 2010 gewählt zu werde. Dies haben wir mit dem Emerging Yield geschafft. Weiters bin ich stolz darauf, dass wir mit unserem SemperBond Austria über lange Jahre positive Erträge erwirtschaften konnten.

• In der Finanzkrise habe ich die Auswirkungen auf Bankanleihen zwar gesehen, aber unterschätzt. In dieser Krise habe ich viel gelernt.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Kröll: Ich glaube, dass Renten nach den starken Renditeanstiegen wieder an Attraktivität gewinnen. Ich schätze die Inflationsdiskussion als etwas übertrieben ein und der Markt hat schon viel von diesen Aussichten in den aktuellen Kursen berücksichtigt. Die grundsätzlich höhere Auswirkung von Nahrungsmittelpreisen auf die Inflationsentwicklung der Emerging Markets scheint bereits großteils eingepreist zu sein, was Investments in diesen Märkten wieder attraktiver erscheinen lässt. Und: die Wachstumsraten überraschen wieder positiv; siehe hierzu die jüngste Entwicklung in der Türkei mit knapp über 9 % für das BIP im 4. Quartal 2010 im Vorjahresvergleich. 

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Kröll: Gerade dieser Tage bauen wir wieder länger laufende Renten auf, nachdem wir seit Monaten die Duration sehr kurz gehalten haben.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Kröll: Es gibt immer spezielle Herausforderungen zu allen Zeiten. Aktuell liegen sie wahrscheinlich darin, darauf zu achten, wo sich die nächsten Blasen entwickeln könnten bzw. ob sich die Aktienmärkte wirklich weiter so stark entwickeln, wie fast jeder erwartet. Mein Motto „expect the unexpected“ sollte nie vergessen werden. Und demütig zu agieren ist immer wesentlich - denn Rendite zu erwirtschaften ist ein mühsames Handwerk.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Kröll: Positive Erträge für meine Anleger. Vielleicht mehr, aber sicher nicht weniger.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Kröll: Da ändern sich die Rahmenbedingungen zu oft, daher ist eine Festlegung kaum möglich.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Kröll: Beruflich hab ich keines. Die Branchenhelden kommen und gehen mir einfach zu oft.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Kröll: Die Karten werden immer wieder neu gemischt. Jedes Jahr startet man bei Null. Und das ist herausfordernd.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Kröll: Vielleicht möchte ich in Zukunft wieder ein Aktienmandat managen. Die Erfahrung hätte ich.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Kröll: Ich bin aus Passion Fondsmanager. Ich glaube der Beruf des Winzers ist meinem sehr ähnlich. Täglich mit Leidenschaft Leistung zu erbringen, die sich dann in einem guten Jahrgang wiederfindet. Jedes Jahr aufs Neue. Dieser Beruf würde mich auch reizen.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

 


 

Factsheets:

Constantia Emerging Yield

SemperBond Special

SemperBond Austria

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