„Wir investieren in ganz normale Aktien“, meint er im Gespräch mit e-fundresearch.com. Dementsprechend müsse auch keineswegs auf schöne Renditen verzichtet werden. Das unterstreicht nicht zuletzt auch die Einjahresperformance von +18,22 Prozent.
Verstecke Aspekte identifizieren
„Nachhaltiges Investieren bedeutet nicht verschiedene Segmente aus dem Investmentuniversum auszuschließen, sondern zu verstehen welche expliziten und impliziten Faktoren für den Erfolg eines Unternehmens verantwortlich sind“, so Boer. So würden sich oft „versteckte“ Aspekte wie Corporate Governance oder soziales und umweltverträgliches Wirtschaften stärker auf den tatsächlichen Marktpreis einer Aktie auswirken als etwa die tatsächlichen Unternehmensbilanzen.
Schlüsselfaktor zur Bewertung von Unternehmen
Nachhaltigkeit ist laut Boer nicht nur ein wichtiger immaterieller Werttreiber, sondern auch ein Schlüsselfaktor um die Qualität eines Unternehmens richtig einschätzen zu können. Konkret stehe nachhaltiges Wirtschaften in einem starken Zusammenhang mit zukunftorientierter Kostenkontrolle, fortschrittlicher Markenentwicklung sowie der Nutzung von Umsatzgelegenheiten. „Gleichzeitig ist bei Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen die Gefahr einer Rufschädigung weitaus geringer“, so der ING-Experte.
Fokus auf Stock-Picking
Mit dem ING (L) Invest Sustainable Growth soll laut Boer eine langfristige Investmentphilosophie umgesetzt werden. Im Mittelpunkt stehe dabei ein starker Stock-Picking-Fokus. „Das Portfolio setzt sich überwiegend aus Large Caps zusammen. Small Caps kommen für uns nur dann infrage wenn sie mit besonderen Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit aufwarten können“, erklärt der Experte. „Bei zu vielen Small Caps besteht die Gefahr, dass sie die Performance in Abwärtsphasen negativ beeinflussen.“
In „ganz normale“ Aktien investieren
Besonders wichtig sei den nachhaltigen Investmentansatz an „normale“ Anlageziele anzupassen. „Wir investieren nicht nur in nachhaltige Energien, sondern durchaus auch in ganz normale Aktien“, stellt Boer klar. Als Beispiele nennt er unter anderem den britischen Energiekonzern BG Group, Teva Pharmaceutical oder Kurita Water Industries. „Wir investieren verantwortungsvoll, um zu gewinnen“, bringt es Boer. Auf den Punkt. Investoren sollten schließlich nicht für Nachhaltigkeit bezahlen müssen
Das ESG Screening
Ausgangspunkt des Investmentprozesses ist das ESG-Screening. Hier gilt es Unternehmen zu finden, die sowohl sozialen, Umwelt- als Governance-Kriterien entsprechen. Dabei kommt ein Best-in-Class-Ansatz zur Anwendung, der die Besten jeder Branche heraus filtert. In einem weiteren Schritt werden Unternehmen auf eine Reihe von Ausschlusskriterien überprüft. Nicht infrage kommen unter anderem solche, die im Bereich Nuklearenergie, Glückspiel, Pornographie oder Tabak tätig sind.
Ganze Sektoren werden nicht ausgeschlossen
„Ganze Sektoren werden nicht ausgeschlossen“, so Boer weiter. Sub-Sektoren – wie etwa Militäraufträge – allerdings schon. Aus einem Universum von rund 700 Unternehmen landen schlussendlich 90 bis 120 Titeln im Portfolio. „Dabei handelt es sich ausschließlich um Top-Picks“, sagt der Fondsmanager. „Die meiste Performance generieren wir durch Stock-Picking, vergleichsweise wenig erzielen wir über Sektoren-Allokation.“ Auf Einjahressicht steht ein Performanceplus von 18,22 Prozent zu Buche.
Nachhaltige und profitable Unternehmensstrategie
Entscheidend ist für den ING-Experten, dass ein Unternehmen über den Konjunkturzyklus hinaus performen kann. „Gut gefallen uns Firmen, die hohe Netto-Cashflows generieren – was wir als Zeichen dafür sehen, dass das Management für das Unternehmen arbeitet“, so Boer. Insgesamt sei es wichtig, dass das Management ein gutes Gefühl für gesellschaftliche Entwicklungen hat und daraus eine nachhaltige und gleichzeitig profitable Unternehmensstrategie ableitet.