„Mit vielen Aktien sind heuer Gewinne von bis zu 20 Prozent möglich“, sagt er.
Feel bad - feel good
Der seit März 2009 andauernde Bullenmarkt ist für Hochman noch nicht vorbei. Allerdings spricht er von einem „Feel bad“-Bullenmarkt im Vergleich zum „Feel good“-Umfeld, das wir zwischen 2003 und 2007 gesehen haben. Mit vielen Aktien wären heuer Gewinne von weiteren zehn bis 20 Prozent möglich. „Einzelne Aktien können auch besser performen“, sagt er. Allerdings sei das Umfeld insgesamt sehr „titelsspezifisch“. Nachsatz: „Die Risiken nehmen deutlich zu.“
Kaufsignal für Europa und USA
In den letzten zehn Jahren habe es vier große Signale an den Märkten gegeben. Derzeit könne man noch immer von einem Kaufsignal für Europa und der USA sprechen. „Diese Situation kann durchaus bis zum Jahresende anhalten. „Die größten Risken für ein vorzeitiges Ende des Bullenmarktes sind eindeutig steigende Energiepreise und Inflation“, so Hochman. Für den Fall, dass die Energiepreise wieder unter 100 USD fallen, könne die Rallye allerdings länger dauern als erwartet.
Was ist eingepreist und was nicht?
Probleme am Markt gibt es laut Hochman täglich. „Die Frage ist was schon eingepreist ist und was nicht.“ Grundsätzlich mache es keinen Sinn gegen die „Mauer der Sorgen“, die auf jede Euphoriephase folgt, anzukämpfen. „Man muss einfach lernen mit den Stimmungsschwankungen Geld zu verdienen“, bringt es der Fidelity-Experte auf den Punkt. Insgesamt sei das Geheimnis von Aktieninvestments einen möglichst langen Zeithorizont zu verfolgen.
Aktienmärkte sind gut bewertet
Die Aktienmärkte schätzt Hochman derzeit als „relativ gut bewertet“ ein. Die Gewinne pro Aktie würden im globalen Kontext wieder über ihren langfristigen Durchschnitt liegen und auch die Gewinnprognosen wären sehr optimisch. „Eine einstellige KGV-Erwartung ist deshalb etwas zu bearish.“ Die klaren Gewinner des ersten Quartals waren laut Hochman Energieaktien. Zykliker würden dagegen bereits erste Schwächeanzeichen aufweisen.
Aktien werden 2011 Anleihen schlagen
Hochman rechnet damit, dass Aktien auch 2011 Anleihen schlagen werden – „allerdings nicht in jedem Monat“. „In den USA, Kerneuropa und Großbritannien werden heuer die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen in einer Bandbreite zwischen drei und vier Prozent liegen, um dann ab 2012 stärker anzusteigen“, sagt er. Investment Grade- und High Yield-Anleihen schätzt er weiterhin als attraktiv ein, aber die Zeit der starken Renditen sei im Großen und Ganzen vorbei.
US-Dollar & Pfund: hässliches Entlein Wettbewerb
Auf der Währungsseite sieht Hochman den US-Dollar und das britische Pfund in einem Wettbewerb um den Titel „hässliches Entlein“. „Derzeit schaut es so aus als, ob der Dollar gewinnt. Das kann sich allerdings ändern und ist stark vom Newsflow abhängig“, so der Fidelity-Experte, der auf längere Sicht negativ auf die US-Währung eingestellt ist. Der Euro sei wiederum stärker als viele meinen. 2011 soll der Euro-Dollar-Kurs dennoch 1,60 nicht übersteigen. Kurzfristig könne der Euro auch etwas verlieren.
Wo liegt der Knackpunkt beim Ölpreis?
Die Dollarschwäche – die sich in der Vergangenheit oft als vorteilhaft für die US-Wirtschaft erwiesen hat – ist laut Hochman für rund ein Drittel des Rohstoffpreisanstiegs verantwortlich. Der Ölpreis könne bald den Höchststand von 2008 erreichen. „Wir wissen nicht wo der Knackpunkt liegt. Der Markt hat derzeit anscheinend nicht nur vor einem höheren Ölpreis Angst, sondern auch vor der Volatilität“, meint Hochman.
Defizit Potenzial bei Kupfer
Was den Goldpreis betrifft, ist der inflationsbereinigte historische Höchststand noch nicht erreicht. „Der Aufwärtstrend ist jedoch intakt“, sagt Hochman. Anlegern empfiehlt er vor einem Zukauf nocht etwas abzuwarten – etwa bis der Preis kurzfristig auf 1.300 USD fällt. Der Kupferpreis würde wiederum etwas an Fahrt verlieren, befinde sich allerdings noch immer über der Unterstützungslinie von rund 9.000 USD. Hochman spricht von einem „Defizit-Potenzial“.
Portfolio sollte diversifiziert sein
Der Experte empfiehlt Anlegern ihr Portfolio zu diversifizieren – „auch wenn es oft den Anschein hat, dass die Assetklassen zu den gleichen Zeitpunkten rauf und runter gehen“. Schließlich würden sich Korrelationen über den Zeitablauf auch ändern. „Auch wenn die Geschäftszyklen durch die Globalisierung kürzer geworden sind, hat das zyklische Modell seit 40 Jahren gut funktioniert“, so Hochman. Nicht vergessen werden darf, dass sich der Markt und die Wirtschaft nicht eins zu eins entwickeln.