„Angesichts der hohen Konjunkturindizes sind die Aussichten für globale Aktien schwach“, so Rainer Singer, Co-Head CEE Macro/Fixed Income Research.
Attraktive Sektoren
Zu den attraktivsten Sektoren auf der Aktienseite zählt Singer Industrie, Energie, Konsum und Technologie. Weniger interessant wären Versorger, Finanzwerte und Telekom. Mit Ausnahme von Finanztiteln sei die Dynamik der Gewinnrevisionen bei zyklischen Sektoren besser. „Bei den meisten nicht zyklischen Sektoren – mit Ausnahme von Healthcare – überwiegen die negativen Revisionen“, so Singer. Insgesamt würden in Europa die negativen Revisionen überwiegen.
Aussichten für globale Aktien schwach
Angesichts der hohen Konjunkturindizes wären die Aussichten für globale Aktien schwach. So habe es in der Vergangenheit bei ähnlichen Ständen von IFO und ISM stets eine negative Aktienperformance gegeben. Dementsprechend hat man bei der Erste Group Aktien im zweiten Quartal auch auf „neutral“ herabgestuft. Singer, der zwar meint, dass der mittelfristige Bullenmarkt weiter geht, rechnet auf mittlere Frist mit einem Seitwärtstrend an den Aktienmärkten.
Marktbereinigung am US-Immobilienmarkt noch nicht abgeschlossen
Die Marktbereinigung am US-Immobilienmarkt ist laut Singer noch nicht abgeschlossen. „Obwohl die Leerstandsrate zurückgegangen ist, besteht nach wie vor ein Überangebot“, so der Experte. Nach wie vor würden etwa Zwangsversteigerungen Druck auf das Angebot ausüben. „Ihren Höhepunkt haben sie allerdings überschritten.“ Er geht davon aus, dass die Leerstandsrate bis Ende 2012 wieder das Vor-Boom-Niveau erreichen könnte. Jetzt würden noch viele Käufer den Boden der Preisbildung abwarten.
Zinserhöhung Ende dieses Jahres erwartet
„Mit einer fortschreitenden Erholung des Arbeitsmarktes sollte die extrem expansive Geldpolitik langsam zurückgefahren werden. Eine erste Zinserhöhung erwarten wir Ende dieses Jahres“, so Singer. Am Rentenmarkt – der aufgrund des Konjunkturpessimismus hoch bewertet ist – sieht er wenig Potenzial dafür, dass sich die Renditestrukturkurve steiler entwickelt. Gleichzeitig geht er davon aus, dass sich der Dollar wieder erfangen wird – etwa auf einen Dollar-Euro-Kurs von 1,30.
Divergenzen in der Eurozone
In der Eurozone rechnet Singer nach dem soliden ersten Quartal mit einer leichten Wachstumsverlangsamung. Die springende Frage sei, ob die Innennachfrage bald stärkere Beiträge zum BIP leisten könne. Dagegen spreche allerdings die sehr langsame Verbesserung am Arbeitsmarkt – eine Ausnahme stelle hier Deutschland dar. Insgesamt gebe es in der Eurozone weiterhin Divergenzen zwischen den Mitgliedsländern am Arbeitsmarkt. Für 2011 könne in Europa mit einem BIP-Wachstum von 1,6 Prozent gerechnet werden.
Inflationsraten bleiben hoch
„Monatliche Inflationsraten sollten vorerst hoch bleiben und sich gegen Ende des Jahres wieder in Richtung zwei Prozent bewegen“, sagt Singer. Angesichts der mehr oder weniger stabilen Stundenlöhne und Arbeitslosenraten sieht er derzeit wenig Potenzial für einen Inflationsschub. „Die Arbeitslosenrate ist zwar sowohl im Februar als auch im März leicht auf 9,9 Prozent gesunken, die Verfassung des Arbeitsmarktes ist in Summe aber noch nicht gut“, so der Experte.
Entschuldung in Griechenland und Portugal ist nicht zu schaffen
Was die hochverschuldeten Peripheriestaaten betrifft, würden die derzeitigen Marktzinssätze eine Stabilisierung der Verschuldung unmöglich machen. Bekanntlich hadern Griechenland und Portugal mit Zinssätzen von 16 bzw. elf Prozent. „Sie können sparen soviel sie wollen unter diesen Bedingungen ist eine Entschuldung nicht zu schaffen“, so Singer. „Die Refinanzierungskosten können durch Wiederherstellung des Marktvertrauens, Kredite oder Laufzeitenverlängerung gesenkt werden.“
CEE-Region: Erholung 2011
In der CEE-Region soll sich die Erholung 2011 verbreitern. „Nach dem massiven Einbruch 2009 ist die wirtschaftliche Erholung in der Region unterschiedlich verlaufen“, so Singer. Während Polen, die Slowakei und die Tschechische Republik bereits 2010 gute Wachstumsraten ausweisen konnten, soll es heuer in Kroatien, Ungarn und Rumänien zu einer spürbaren Verbesserung der Konjunktur kommen. Als Top Pick in der CEE-Region bezeichnet Singer ungarische Staatsanleihen.
Öl Nachfrage aus Emerging Markets
Die derzeitige Öl-Hausse ist laut dem Erste Group-Experten „definitiv liquiditätsgetrieben“. „Die hohe positive Korrelation zwischen Aktien und Öl kann nicht mit herkömmlichen Angebots- und Nachfragemustern erklärt werden“, sagt er. Das Öl-Nachfragewachstum komme aus den Emerging Markets. „Der Ölkonsum verlagert sich sukzessive von West nach Ost.“ Nichtsdestotrotz würden derzeit die Aufwärtsrisiken dominieren. „Der Ölpreis sollte im zweiten Halbjahr sinken“, sagt Singer.