Denn schon im zweiten Satz wurde der Begriff ETF mit "börsengehandelte Rentenfonds" übersetzt, auf die sich der Artikel eigentlich bezog. Glücklicherweise verwies der Autor am Ende auf eine Studie auf "Spiegel Online", welche die Grundlage für seinen Artikel war.
Da mich interessierte, wer jetzt für den Fauxpas mit den börsengehandelten Rentenfonds verantwortlich ist und was das wirkliche Ergebnis der Studie ist, ging ich auf "Spiegel Online". Hierbei stellte sich zum einen heraus, dass besagte Studie von Finanztest gemacht wurde und aus Sicht der Produkttester "Die besten börsengehandelten Rentenfonds" darstellen soll. Weiterhin fanden sich in der Studie eine Reihe der Formulierungen, die man auch im Videotext lesen konnte. Es gab aber an keiner Stelle den oben angesprochenen Übersetzungsfehler.
Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass der Text im Fernsehen eine schnelle News zu einem Trendthema werden sollte, die aus Sicht eines Lesers dann aber eher nur einen minimalen Nutzwert hatte und einem unerfahrenen Betrachter eher in die Irre führte, als dass sie informativ gewesen wäre.
Einmal auf "Spiegel Online" angekommen, interessierten mich neben der Studie selbst auch die Kommentare der Leser. Dass im Internet nicht alle Nutzer den gleichen Wissenstand zu einem Sachverhalt haben, ist klar. Aber was dort einer der Nutzer von sich gibt zeigt, dass man gerade im Internet kursierende Kommentare sehr sorgfältig lesen und bewerten muss. In diesem Zusammenhang fiel mir gleich das Gespräch wieder ein, das ich unlängst mit Herrn Thorsten Michalik von db-xtrackers führen konnte. Dieser sagte, dass es im Bereich der Kundeninformation und -aufklärung für die ETF-Industrie noch eine Menge zu tun gebe.
Ich persönlich bin der Meinung, dass es leider immer noch viel zu viele potentielle Anleger gibt, die noch nicht über die Funktionsweise einzelner Produkte, in diesem Fall der ETFs und ihrer Bestandteile, informiert sind. Hinzu kommt, dass in vielen Fällen ein "gefährliches Halbwissen" besteht, das dann in Internetforen als Faktum verkündet, sich dann in den Köpfen der Investoren festsetzt und gegebenenfalls sogar interessierte Leser und Anleger abschreckt. Zwar kann man im Sinne der freien Meinungsäußerung nichts gegen diese Kommentare unternehmen, aber ein entsprechender eigener Beitrag kann für eine Richtigstellung sorgen. Ob diese dann auch bei der entsprechenden Zielgruppe ankommt, bleibt leider fraglich. Aus meiner Sicht könnte sich für die ETF-Anbieter im Internet ein weiterer Schwerpunkt bei der Aufklärung der Anleger ergeben, den es professionell zu bearbeiten gilt. Mit einem entsprechenden Informationsfluss könnte sich die Akzeptanz für börsengehandelte Indexfonds so weiter erhöhen.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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