„Derzeit sehen wir noch eine „jobless recovery“ in den USA. Sukzessive werden auch die Beschäftigungszahlen wieder steigen, die Dynamik bleibt allerdings schwach“, so Franz Wenzel, Deputy Director Investment Strategy.
Massives Inflationsproblem in den Schwellenländern
„Tatsache ist, dass viele Schwellenländer ein massives Inflationsproblem haben – in einigen Ländern befindet sich die Lebensmittelinflation im zweistelligen Bereich“, so Wenzel weiter. Er weist darauf hin, dass auch die Jasmin-Revolution in Nordafrika auf die hohen Lebensmittelpreise zurückgeht. „Solange die Realzinsen nahe bei null liegen, wie in Indien, oder negativ sind, wie in China, werden die Rohstoffpreise weiter steigen. Worin sollte man sein Geld sonst stecken“, stellt er in den Raum.
Anstieg der Geldmenge
Dass die Bilanz der US-Fed geradezu explodiert ist, führt laut Wenzel nicht zwangsläufig zu Inflation. „Eine überschüssige Geldversorgung hatte in der Vergangenheit kaum inflationäre Auswirkungen“, so der Experte. So liege die Korrelation zwischen Überschussliquidität und Inflation lediglich in einer Bandbreite zwischen null und 20 Prozent. „Mit dem Ansteigen der überschüssigen Geldmenge ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes implodiert“, sagt er.
Inflation ist schlecht, Deflation schlechter
Sandra Navidi, Director of Research Strategies Roubini Global Economics, rechnet in den USA heuer mit einer Inflationsrate von einem Prozent, etwas höher soll sie 2012 ausfallen. Wenzel hält ein Ausmaß von drei bis vier Prozent in den kommenden drei bis vier Jahren durchaus für möglich. „Der Vorteil an Inflation ist, dass man weiß was man dagegen tun kann“, sagt der Experte. Nachsatz: „Anders schaut das mit Deflation aus. Keine Zentralbank der Welt hat dagegen ein wirklich wirksames Rezept.“
Weiteres Geld drucken macht keinen Sinn
Navidi glaubt nicht an eine weitere Runde des Quantitative Easing der US-Fed: „Es wurde bereits sehr viel Geld gedruckt ohne, dass sich das auf die Konjunktur ausgewirkt hat. Die Notenpresse weiterhin anzuwerfen, geht einfach nicht.“ Im Falle eines erneuten extremen Schocks könne das allerdings anders ausschauen. Die Zukunft des Dollars schätzt sie als düster ein. „Aber wie bei der Inflationsentwicklung wird es dauern bis er merklich an Wert verliert“, so Navidi.
Aktien Bewertungen sind gut
Im Aktienbereich sieht man laut Wenzel derzeit eine „midcycle correction“. Nach dem Sommer und vor allem gegen Jahresende will man sich dann verstärkt Richtung Aktien bewegen. „Wir tendieren derzeit ganz klar Richtung Basisrohstoffe und Industrie-Zykliker. Vor allem bei letzteren sind die Bewertungen attraktiv“, sagt Wenzel. Kein Thema wären hingegen – aufgrund der in beiden Sektoren sukzessive schwindenden Marktanteilen – Pharma- und Telekomwerte.
Einstellungen von AXA Investment Managers
Auf Finanzwerte sind die Experten von AXA Investment Managers derzeit neutral eingestellt, bei Nicht-Basiskonsumgütern warten sie noch auf den richtigen Einstiegszeitpunkt. Insgesamt könnte sich auf die Assetklasse Aktien positiv auswirken, dass viele Unternehmen derzeit regelrecht in Cash schwimmen, so Wenzel. „Die M&A-Aktivitäten werden dementsprechend in den kommenden ein bis zwei Jahren auch zunehmen.“ Weniger vorteilhaft sei das wiederum für Unternehmensanleihen.
Nicht auf Staatsanleihen setzen
„In Staatsanleihen sollte man derzeit nicht massiv investiert sein. Etwas besser schaut es für Unternehmensanleihen – und hier vor allem für solche aus dem High Yield-Segment aus“, so Wenzel. Große Renditen im zweistelligen Bereich, wie noch bis vor kurzem gang und gebe, dürfe man allerdings nicht mehr erwarten. „Klar ist jedenfalls, dass inflationsgeschützte Anleihen besser sind als „normale“ Staatsanleihen“, bringt es der Deutsche auf den Punkt.