"Fonds demokratisieren die Geldanlage"
e-fundresearch: Mag. Veyder-Malberg, Sie sind Vorstand der Capital Bank in Graz.. In Ihrem Vortrag über Fondspicking haben Sie erwähnt, dass es weltweit mehr Fonds (50.000) als Aktien gibt. Führt dies die ursprüngliche Idee nicht ad absurdum, das Fonds dem Anleger die Auswahl eigentlich erleichtern sollten?
Constantin Veyder-Malberg: Wer die Wahl hat, hat die Qual: Heute ist es so, dass die Auswahl von Investment Fonds eigene Industrien hervorgebracht hat. Sie selbst sind eine Internet-Seite die sich mit nichts anderem beschäftigt. Auf der anderen Seite demokratisieren die Fonds die Geldanlage. Anleger können heute in Märkte investieren, wo es vor zwanzig Jahren unmöglich war (z.B. Korea). Dazu muss es eben eine Vielfalt von Fonds geben, die das ermöglichen.
Fondspicking schwerer als Stockpicking
e-fundresearch: Fondspicking ist schwerer als Stockpicking. Gibt es für die Anleger Lösungen, die Ihm das Fondspicking dennoch erleichtern könnten?
Constantin Veyder-Malberg: Beim Fondspicking möchte ich eine Generalregel vorausschicken: Die Performance, insbesondere die kurzfristige, ist ein schlechter Ratgeber. Danach orientieren sich aber die Meisten - sie sehen sich Rankings und Hitlisten der letzten zwölf Monate an und entscheiden danach.
Unsere Empfehlung lautet: Unbedingt zuerst die qualitative Seite ansehen und mit Hilfe von diversen Analyseninstrumenten, die z.B. im Internet angeboten werden, sich dann selbst ein Bild zu machen. Danach sollte man allerdings die Performance als langfristiges Kriterium heranziehen, niemals als ein Kurzfristiges.
Die Marke als kritischer Erfolgsfaktor
e-fundresearch: Wie wichtig ist für eine Fondsgesellschaft eigentlich der Brandname und hat es hier in den letzten Jahren Veränderungen gegeben? Wer war etwa Auf- bzw. Absteiger?
Constantin Veyder-Malberg: Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, das Marketing für Fonds ein immer wichtigeres Thema ist. Der Brandname ist heute der Grund warum der Anleger den einen und nicht den anderen Fonds kauft - er kennt ihn halt. Vor kurzem ist etwa Vanguard nach Österreich gekommen. Das ist nach Fidelity die zweitgrößte Fondsgesellschaft der Welt, hat aber gar keinen Brand gehabt. Interessant ist etwa, das eine qualitativ gleichwertige Gesellschaft allein aufgrund des Marken-Defizits Nachteile im Vertrieb hat.
Die die viel Werbung machen sind immer noch wichtig. Die anderen (die etwa aufgrund von Performance-Problemen) weniger in Werbung investieren, z.B. INVESCO, fallen in der Bedeutung halt zurück. Ich halte das aber für falsch: Man sollte gerade die Fonds kaufen, die in den letzten Jahren zurückgeblieben sind und nicht die, die auf den Performance-Ranglisten ganz oben stehen.
Es gibt keine besten Fonds!
e-fundresearch: Sie sagen in Ihrem Vortrag: Es gibt keine besten Fonds? Warum ist das so und welche Möglichkeit hat ein Investor um trotzdem den für Ihn geeignetsten Fonds zu finden?
Constantin Veyder-Malberg: Das ist ganz logisch! Kein Fondsmanager hat ein Patentrezept. Investmentansätze gibt es viele, jeder performt in einer anderen Marktphase mal besser, mal schlechter. Keiner wird aber immer erfolgreich sein. Jeder Fondsmanager hat die gleichen Regeln zu beachten als seine Konkurrenten. Fonds sind halt dazu verdammt, das sie mit dem gleichen Wasser kochen müssen. Es geht also nur darum, wer mit reinem oder mit unreinem Wasser kocht. Das muss man vorweg aussortieren. Unter dem Rest sollte man aber den Fonds kaufen, der Nachholbedarf hat. Buy low, sell high…
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!