Anlagethema: Unterinvestition und Privatisierungen im Wasserbereich
e-fundresearch: Hans-Peter Portner, Sie sind Fondsmanager des Pictet Water Fund. Wie sieht die aktuelle Investmentstrategie aus, auf welche Trends setzen Sie derzeit etwa bzw. wie stellen sich die letzten Monate für Sie dar?
Hans-Peter Portner: Unser Anlagethema ist die Unterinvestition im Wasserbereich. Die weltweite Infrastruktur in diesem Bereich ist veraltet und muss erneuert werden. Das bietet Möglichkeiten für Filtrationsgesellschaften, Unternehmen die Röhren reparieren bzw. Gesellschaften die Meerwasserentsalzungsanlagen herstellen. Andererseits werden viele Dienstleistungen rund um das Wasser privatisiert. Die Verwaltung dieser, bisher städtischen Anlagen, werden von sogenannten Wasser Utility Gesellschaften, wie Vivendi oder Suez, übernommen.
Megatrend mit enormem Potential
e-fundresearch: Wie wird sich der Sektor Wasser weiter entwickeln?
Hans-Peter Portner: Wir denke, dass das ein Megatrend zur Privatisierung hin ist. Derzeit befinden wir uns erst in der Anfangsphase: Nur 7% der Weltbevölkerung werden von einem privaten Wasserversorger bedient. In den nächsten 15 Jahren dürfte dieser Anteil auf 17% ansteigen. Die Wachstumsmärkte sind die insbesonders USA und Osteuropa. Diese Region muss, aufgrund des baldigen EU-Beitritts, mit den EU-Wasservorschriften compliant sein und noch viel dafür investieren.
Produktwahrheit mit 20% Regel?
e-fundresearch: Oft wird kritisiert, dass Ihr Fonds nicht sehr produktwahr ist. Zwei Ihrer drei Top-Postionen etwa (Vivendi und RWE) sind ja nicht ganz unwesentlich in anderen Bereichen wie Medien oder Strom tätig. Alle Unternehmen mit einem Umsatzanteil von mehr als 20% im Wasserbereich gelten für Sie schon als investitionswürdig. Was sagen Sie dazu?
Hans-Peter Portner: Diese 20% Regel haben wir etabliert um gerade in Konglomerate, die unter anderem im Wasserbereich tätig sind, zu investieren. Unsere drei Top-Postionen, Vivendi, Suez und RWE, sind zugleich auch die drei größten Wassergesellschaften der Welt. Weil diese Firmen so groß sind, spielen diese Unterbereiche allein am Weltmarkt eine enorm große Bedeutung. Und natürlich möchten wir in die drei größten Wassergesellschaften der Welt investieren dürfen.
Externe vs. Interne Benchmark
e-fundresearch: Ihre Benchmark ist der MSCI World. Ihr Fonds aber hat eine große Korrelation zu anderen Branchen, wie Versorger. Auch die Halbleiterbranche spielt mit einem Wasserverbrauch von 400.000 Liter/Stunde pro Fabrik eine große Rolle. Wurde daher nicht eine falsche Benchmark gewählt und rührt die enorme Outperformance der letzten 18 Monate nicht eigentlich daher?
Hans-Peter Portner: Wir denken dass wir mit unseren Megatrend-Fonds den Weltmarkt schlagen können. Genau das soll unseren Investoren mit dieser Benchmark kommuniziert werden. Intern haben wir aber eine andere, spezifischere, Benchmark als Anhaltspunk. Damit kann dann die Qualitä des aktiven Fondsmanagements messen. Diese "Pictet Customized Benchmark" repräsentiert das investierbare Universum im Wasserbereich. Natürlich können wir das Research für unsere Produkte nicht der Öffentlichkeit preis geben und deshalb wird diese Benchmark nicht veröffentlicht. Das ist übrigens bei jedem Sektorprodukt von Pictet der Fall.
Skepsis bezüglich österreichischer Wasserlösung
e-fundresearch: Wie ist Ihre Meinung zur kürzlich getroffenen österreichischen Wasserlösung und zum österreichischen Wassermarkt generell? Welche Unternehmen gefallen Ihnen etwa besonders?
Hans-Peter Portner: Die Verbund war ja im Gespräch, dass sie Ihre Wasserkraftaktivitäten in eine Joint-Venture mit der E-ON einbringen würde. Entsprechend positiv waren wir deshalb hier auch, da das eine einmalige Chance im europäischen Strommarkt gewesen wäre. Dann kamen halt Ängste im Bezug auf einen Ausverkauf des österreichischen Wassers auf und es wurde immer mehr politisiert. Deshalb wurden wir immer skeptischer und haben unsere Kaufideen zurückgestellt.
Ansonst sind wir in der Mondseer BWT investiert, ein führender Hersteller im Wasserausrüstungsbereich wie etwa der Membranproduktion. Weiters ist BWT in der Brennstoffzellentechnologie tätig. Durch den Kauf der schweizer Christ, hat die Aktie in den letzten Monaten aber etwas gelitten. Darüber hinaus ist die Nachfrage nach ultra-reinem Wasser aus dem Halbleiterbereich zurückgegangen. Falls dieser Zyklus aber wieder dreht und die BWT die Christ besser managt, sieht es für die BWT wieder besser aus.
e-fundresearch: Vielen Dank für das Gespräch!