Konzentration auf Balkan und Baltikum

Ralf Luther, Fondsmanager des Ende Mai diesen Jahres aufgelegten LAM Balkan-Baltikum plus AMI Fonds, spricht exklusiv mit e-fundresearch über die Positionierung und Gewichtung, sowie über seinen Investmentansatz. Ebenso geht er auf die aktuelle Marktlage und seine Gedanken zur weiteren Zukunft ein. Funds | 20.07.2011 04:30 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

e-fundresearch: Herr Ralf Luther, Sie sind Fondsmanager des LAM Balkan-Baltikum plus AMI Fonds (ISIN: DE000A0YAYJ9). Seit wann sind Sie für das Management dieses Fonds verantwortlich?

Luther: Der Fonds wurde am 31. Mai diesen Jahres aufgelegt. Davor war ich über 10 Jahre Fondsmanager bei der Berenberg Bank mit Zuständigkeit für den damaligen Balkan-Baltikum Fonds. Berenberg hat den Fonds in einen Mainstream Osteuropa Fonds umstrukturiert. Ich habe mit meiner eigenen Gesellschaft nun wieder einen echten Spezialitätenfonds aufgelegt – der sich ausschließlich auf die attraktiven Randmärkte Osteuropas konzentriert.

e-fundresearch: Orientieren Sie sich an einer Benchmark? Wenn ja, an welcher?

Luther: Ich orientiere mich an keiner Benchmark. Mein Ansatz besteht in einer breiten Streuung innerhalb der 2 Regionen Balkan/Baltikum plus der Ukraine. Das bedeutet, dass sich das Portfolio zu jederzeit Aktien aus den 8 Kernländern (Estland, Lettland, Litauen, Rumänien, Bulgarien, Kroatien, Türkei, Ukraine) zusammensetzt. Angepasst an die jeweilige Marktsituation zwischen 5 – 15% Gewichtung pro Land. Hinzukommen Beimischungen z.B. aus Ungarn, Georgien, Kasachstan oder Griechenland. Innerhalb der Sektoren wird ein ausbalanciertes Portfolio angestrebt. Die dritte Stufe der Risikostreuung besteht darin, dass kein Wert mehr als 5% Einzelgewichtung bekommt. Diese breite Streuung durch Länder, Sektoren und Einzelgewichtungen hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Volatilität des ehemaligen von mir gemanagten Fonds bei der Berenberg Bank auf Eurostoxx 50 Niveau lag. Diesen erfolgreichen Ansatz führe ich in meinem LAM Balkan-Baltikum plus AMI Fonds weiter.

e-fundresearch: Managen Sie aktuell auch noch andere Fonds oder Mandate?

Luther: Nein. Geplant ist aber in naher Zukunft einen weiteren Fonds aus dem Bereich der Schwellenländer aufzulegen.

e-fundresearch: Wie hoch ist das Gesamtvolumen, das Sie derzeit verwalten?

Luther: Da der Fonds gerade erst aufgelegt worden ist, beträgt das Volumen noch unter 5 Mio EUR. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir bald ein höheres Volumen haben werden. Das Interesse an Investitionen in noch nicht ausgereizten Märkten ist groß.

e-fundresearch: Zur Performance: welche Ergebnisse konnten Sie seit Beginn des Jahres und in den letzten fünf Kalenderjahren, d.h. 2006 und 2007, 2008, 2009, 2010 erzielen? Sowohl absolut als auch relativ gegenüber der relevanten Benchmark.

Luther: Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten – da es für den Fonds keine offizielle Benchmark gibt. In der Vergangenheit konnte ich eine Benchmark, die sich zu jeweils 12% aus den jeweiligen Aktienindices der 8 Kernländer plus 4% Cash Index zusammensetzt schlagen. Trotz hoher Geld/Briefspannen und höheren Settlement Gebühren in diesen Ländern. In der Wirtschaftskrise hatten die Aktienmärkte dieser Länder bis zu 70% Kursverluste aufgebaut – natürlich konnte sich der Fonds davon nicht abkoppeln. Umso größer ist jetzt die Chance, auf diesen immer noch niedrigen Niveau wieder einzusteigen und an der schon einsetzenden Erholung zu partizipieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Märkte überproportional fallen – sich dann aber auch wieder überproportional stark erholen. Einige Märkte (Estland, Lettland) gehörten 2010 schon zu den Top Performern weltweit !

e-fundresearch: Wie sind Sie selbst mit Ihrer Leistung in den Vorjahren und in diesem Jahr zufrieden?

Luther: Ich bin mit meiner Leistung sehr zufrieden, da dass Management dieser Randmärkte deutlich schwieriger ist als das Management eines Standard Europa / Osteuropaproduktes. Das fängt bei der Informationsbeschaffung an, zieht sich weiter über den Aktienhandel und hört bei der Liquidität der Märkte auf. Ohne ein jahrelang aufgebautes und gut funktionierendes Netzwerk ist ein vernünftiges Management nicht möglich.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in diesem Zusammenhang als sehr gut, mittelmäßig und enttäuschend bezeichnen?

Luther: Sehr gut ist für mich, wenn der Fonds bei geringer Volatilität (Eurostoxx 50 Niveau) eine Rendite erzielt, die zwischen 5 -10% über dem Eurostoxx 50 liegt. Mittelmäßig wäre eine Redite auf Eurostoxx 50 Niveau und enttäuschend alles andere darunter.

e-fundresearch: Wie können Sie durch Ihre Leistung Mehrwert für Ihre Anleger schaffen?

Luther: Gerade in diesen wenig frequentierten, aber sehr vielversprechen Aktienmärkten des Balkans und des Baltikum sowie der Ukraine ist es für den „normalen“ nicht fachkundigen Anleger schwer sich Informationen zu beschaffen, die Märkte/Aktien zu verfolgen und die richtige Titelauswahl zu treffen. Mit dem LAM Balkan-Baltikum plus AMI Fonds bekommt der Anleger ein sehr breit gestreutes Investment, dass nahezu alle attraktiven Randmärkte Osteuropas beinhaltet. Durch diese breite Streuung, erzielt er ein optimales Chance/Risiko Verhältnis und legt das Management in professionelle Hände.

e-fundresearch: Wie lange sind Sie schon Fondsmanager?

Luther: Seit über 13 Jahren. Davor war ich Portfoliomanager für institutionelle und sehr vermögende private Kunden. Insgesamt verfüge ich über eine Erfahrung von über 25 Jahren im Wertpapiergeschäft.

e-fundresearch: Was waren bisher Ihre größten Erfolge und Misserfolge in Ihrer Fondsmanager Karriere?

Luther: Der größte Erfolg war damals das perfekte Timing in der Auflage des Hellas- Olympia Aktienfonds im März 1998. Eine Woche vor Auflage wurde die Drachme an das europäische Wechselkurssystem angekoppelt und damit das Risiko eines Drachme-Investments stark reduziert. Der Aktienmarkt ging daraufhin fast ununterbrochen 1,5 Jahre lang stark nach oben und wir waren mit dem einzigen Produkt am Markt. Die Anleger konnten ihr Investment mehr als verdoppeln, da  der Fonds die Benchmark outperformte.

Vergleichbar weniger erfolgreich war die Auflage des Magyar Budapest Fonds. Der Fonds wurde im März 2000 aufgelegt – praktisch zum Höhepunkt der damaligen Internetblase. Danach ging es mehr als 2,5 Jahre nur bergab. Ein Trostpflaster war, dass der ungarische Aktienmarkt sich danach schneller erholte und die Anleger weniger Geld verloren hatten, als z.B. mit einem Standardinvestment in den Eurostoxx 50.

e-fundresearch: In welchem Kapitalmarktumfeld bewegen wir uns Ihrer Ansicht nach derzeit?

Luther: Wir befinden uns in einer schwierigen Phase von weiter ausufernden Staatsverschuldungen der Industrieländer, die über kurz oder lang entweder zum Staatsbankrott führen, oder aufgrund von extremen Einsparungen zu stagnierenden Wachstumsraten. Die Schwellenländer dagegen haben diese Verschuldungsprobleme nicht, oder nur in sehr geringen Ausmaß. Allerdings werden auch sie davon betroffen sein, sollten in Amerika oder Westeuropa die Haushaltseinsparungen zu Wachstumsproblemen führen. Die BRIC Statten allein können dies mit ihrem Wachstum nicht kompensieren. Anderseits werden die Märkte von den Notenbanken mit Liquidität vollgepumpt und die Renditen in den Industrienationen sind nahe den historischen Tiefs. Davon sollten die Aktienmärkte profitieren, da die Bewertungen größtenteils noch attraktiv sind.

e-fundresearch: Wie agieren Sie in diesem Umfeld?

Luther: Ich denke, dass momentan Aktien und Rohstoffe eine der besten Anlageklassen sind. Aktien, da sie im Vergleich zu Bonds größtenteils noch attraktiv bewertet sind und Rohstoffe, da sie ein endliches Gut sind. Wie bereits vorher beschrieben, setzen wir dabei aber auf eine breite Streuung, um das Risiko begrenzt zu halten.

e-fundresearch: Was sind die speziellen Herausforderungen in der aktuellen Situation?

Luther: Die Herausforderungen sind immer die Gleichen: Aus dem Datenfluss von Informationen die relevanten heraus zu filtern und sich von der „Mainstream“ Meinung abzukoppeln. Denn meistens kommt es anders, als es die Masse vorhergesagt hat. Wir nutzen dazu die direkten Unternehmenskontakte in den jeweiligen Ländern und können uns bei unseren Besuchen vor Ort ein genaueres Bild machen. Zusätzlich unterstützt uns ein erfahrenes Investmentkomitee aus Markt- und Anlageexperten im osteuropäischen Markt in beratender Funktion.

e-fundresearch: Welche Ziele haben Sie bis zum Ende des Jahres und mittelfristig für die kommenden 3-5 Jahre?

Luther: Das Ziel für das Jahresende lautet: Steigerung des Fondsvolumens einhergehend mit einer Performance die deutlich über dem Eurostoxx 50 liegt. Als mittelfristiges Ziel kommt noch die Auflage weiterer Spezialitätenfonds für den Bereich Osteuropa dazu.

e-fundresearch: Welche Ergebnisse würden Sie in drei Jahren als sehr gut, neutral und enttäuschend empfinden?

Luther: Sehr gut wäre es, wenn der LAM Balkan-Baltikum plus AMI Fonds in drei Jahren eine Outperformance sowohl gegenüber dem MSCI-Osteuropa als auch gegenüber dem Eurostoxx 50 hätte und ein Fondsvolumen von über 20 Mio. EUR erreicht. Neutral wäre eine Performance wie der MSCI Osteuropa und ein Volumen von 10 Mio. EUR. Enttäuschend wäre keine Outperformance und ein Volumen von unter 10 Mio. EUR.

e-fundresearch: Gibt es für Sie Vorbilder?

Luther: Nein. Wir sind alle Menschen und wenn wir noch mit beiden Beinen auf der Erde geblieben sind, wissen wir auch, dass keiner weiß was morgen sein wird. Dementsprechend gehört zum Erfolg eines Produktes neben dem Engagement und Erfahrung auch eine große Portion Glück. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, dass es einzelne Personen gibt, die für einen kurzen Zeitraum, wenn auch nicht durchgehend, erfolgreicher sind als andere. Wer für sich akzeptieren kann, dass er über einen längeren Zeitraum niemals schlauer sein wird als der Markt, der hat, meiner Meinung nach, schon viel verstanden.

e-fundresearch: Was motiviert Sie als Fondsmanager in Ihrem Job?

Luther: Mir macht es auf Basis meines jahrelang aufgebauten Netzwerkes sehr viel Spaß dem Anleger ein Produkt anbieten zu können, welches es im deutschsprachigen Raum in dieser Form nicht gibt.

e-fundresearch: Was wollen Sie noch erreichen bzw. was sind Ihre weiteren Ziele als Fondsmanager?

Luther: Ich möchte dem Anleger die Möglichkeit bieten, mit einem gut diversifizierten Produkt, an dem langfristigen Aufschwung der Aktienmärkte auf dem Balkan/Baltikum/Ukraine teilhaben zu können. Es gibt nur eine äußerst begrenzte Anzahl von Fonds, die sich wirklich auf diese Märkte konzentrieren. Desweiteren plane ich eine Erweiterung unserer Produktpalette. Luther Asset Management Fonds werden immer Fonds mit Alleinstellungsmerkmal sein.

e-fundresearch: Welchen Beruf würden Sie gerne ausüben, wenn Sie nicht Fondsmanager wären?

Luther: Privatier :), nein im Ernst, ich würde wieder einen Beruf wählen, indem ich selbstständig arbeiten kann. Der überwiegend durch Unternehmenszielen vorgegebene und durch Vorgesetzten ausgeübte sehr unnötige Druck im Angestelltenverhältnis führt nur in die falsche Richtung. Mich interessieren Immobilien sehr, von daher könnte ich mir eine Tätigkeit in dieser Richtung vorstellen.

e-fundresearch: Herzlichen Dank für das Interview!

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.