„Seit Mitte 2010 fließt deshalb auch Geld aus dem Investment Grade-Segment in den High Yield Markt ab“, erklärt der Experte im Exklusiv-Gespräch mit e-fundresearch. Positiv: Trotz der Souvereign-Krise habe sich der Markt als relativ stabil erwiesen.
Rating-Struktur stark verbessert
„Was die Rating-Struktur betrifft, haben wir in den letzten Jahren einen enormen Wandel gesehen“, so Mertens. Er weist darauf hin, dass BB-geratete Unternehmen im Jahr 2000 noch einen Anteil von 13,4 Prozent am High Yield-Markt hatten, heute sind es 63,6 Prozent. „Das Wachstum bei BB-Unternehmensanleihen ist zum einen auf Fallen Angels und zum anderen auf Leveraged-Loans, die durch besicherte High Yield-Anleihen abgelöst wurden, zurückzuführen“, erklärt der Lazard-Experte.
Steigendes Marktvolumen
„Der europäische High Yield-Markt hat 2002 mit dem Platzen der IT-Blase und den damit verbundenen Insolvenzen einen unglücklichen Start hingelegt“, meint Mertens. Mittlerweile liegt das Marktvolumen bei mehr als 200 Milliarden Euro – laut Schätzungen wird es in den nächsten Jahren zu jährlichen Zuwächsen von rund 50 Milliarden Euro kommen. „Wir können in Europa mittlerweile von einem breiten und tiefen Marktsegment sprechen“, so Mertens.
Ausfallsraten gehen zurück
Laut aktuellen Prognosen sollen die Ausfallsraten im High Yield-Segment in den nächsten ein, zwei Jahren unter ihren historischen Durchschnitt fallen. 2012 sollen sie allerdings – wegen der steigenden Ausfälle bei Akquisitionsfinanzierungen, die auf die Phase 2005-2007 zurückgehen – voraussichtlich wieder um bis zu zwei Prozent steigen. „Die Top-Emittenten kommen aus den Core-Ländern. Sie sind für 75 Prozent des Marktes verantwortlich“, so Mertens.
Kernstück: Fundamentale Kreditanalyse
Mertens verfolgt nach eigenen Angaben einen Bottom-Up-Ansatz. „Das ist für das High Yield-Segment auch sinnvoll, da die Risiken hier asymmetrisch verteilt sind“, sagt er. Kernstück seines Ansatzes sei eine fundamentale Kreditanalyse. „Sehr genau schauen wir uns den Verschuldungsgrad und die Zinsdeckungsfähigkeit der Emittenten an.“ Schließlich dürfe man sich dem Thema High Yield-Unternehmensanleihen nicht nur von der Ertrags-, sondern auch von der Risikoseite nähern.
Privatinvestoren sollten nicht Einzelanleihen kaufen
Mit gemischten Gefühlen beobachtet der Experte die Tendenz, dass Direktanleihen zunehmend auch von nicht qualifizierten Anlegern gekauft werden. „Mit einer halbwegs professionellen Sicht muss man sagen, dass aufgrund der deutlich höheren Ausfallwahrscheinlichkeit als im Investment Grade-Bereich, vom Erwerb von Einzelanleihen durch Privatinvestoren nur abgeraten werden kann“, so der Lazard Fondsmanager.
Ziel: Jährliche Performance von sieben Prozent
Der Lazard European High Yield hat Anlegern in den vergangenen sechs Monaten eine Performance von +6,40 Prozent gebracht, im gesamten Vorjahr waren es +15,07 Prozent. Die Benchmark hat über die gleichen Zeiträume eine Wertentwicklung von +5,93 bzw. +13,79 Prozent vorzuweisen. „Unser Ziel ist es in den nächsten Jahren eine Performance zwischen sieben und neun Prozent zu erzielen. Das sehen wir als faire Prämie, für das Risiko, das wir eingehen“, so Mertens.