Bald könnten Kritiker uzusätzlich bemängeln, dass die Fonds bei Weitem nicht so günstig sind, wie sie sich gern präsentieren. Eine Studie der Deutschen Bank liefert entsprechenden Zündstoff.
Viele Leser der Studie werden sich ungläubig die Augen gerieben haben: Darin steht, dass dass die durchschnittlichen Einnahmen von Anbietern derivatebasierter ETFs bei mehr als einem Prozent liegen. Schließlich kostet ein solcher Fonds die Anleger im Schnitt nur 0,43 Prozent Managementgebühr. Woher die zusätzlichen Erträge stammen? Der Deutschen Bank zufolge kommen rund 0,2 Prozentpunkte aus der Wertpapierleihe und 0,05 Prozentpunkte aus anderen Optimierungen. Zudem sind die Erträge aus dem Handel mit ETFs mit etwa 0,35 Prozentpunkten eine weitere, nicht unerhebliche Ertragsquelle.
Bei physisch replizierenden ETFs, welche statt Derivaten die Indexpapiere in den Portfolios halten, sehen die Zahlen ähnlich aus. Die durchschnittliche Managementgebühr liegt mit ca. 0,45 Prozent leicht über der von ETFs auf Derivatebasis. Ebenso liegen die Erträge aus der Wertpapierleihe mit geschätzten 0,26 Prozentpunkten über denen der Anbieter Swap-basierter ETFs. Die Erträge aus zusätzlichen Optimierungen sind mit rund 0,05 Prozentpunkten ähnlich groß wie bei den synthetischen ETFs, jedoch entfallen der Deutschen Bank zufolge Einnahmen aus dem Handel.
Hinzu kommt, dass die Kosten für das Management derivatebasierter ETFs deutlich unter den Kosten für die Verwaltung voll replizierender Produkte liegen. Das macht Swap-ETFs unter dem Strich für die Anbieter deutlich profitabler. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, dass immer mehr börsengehandelte Indexfonds auf Swap-Basis aufgelegt werden. Offiziell führen die Anbieter als Grund meist an, dass viele Anlageklassen und Marktsegmente sich nur über Swaps in ETFs abbilden lassen.
Meiner Ansicht nach sind diese hohen Gewinnmargen bei den ETF-Anbietern grundsätzlich nicht als negativ zu bewerten. Allerdings zeigen sie auch ein erhebliches Potenzial, um die Managementgebühren zu senken. Dass dies in der ETF-Industrie – im Gegensatz zu den aktiv verwalteten Fonds – tatsächlich passieren könnte, zeigt ein Blick in die USA. Dort liegen die Managementgebühren von ETFs deutlich unterhalb dessen, was in Europa üblich ist. Dabei muss man jedoch auch beachten, dass die ETFs in den USA vielfach deutlich höhere Volumina haben als in Europa – weil der Markt nicht so fragemntiert ist wie auf unserem Kontinent.
Das der Preis für die Verwaltung von ETFs zu einem Wettbewerbsfaktor werden kann, zeigt der Anbieter Amundi. Dieser wirbt damit, das die Managementgebühren seiner ETFs im Schnitt 20 Prozent unter dem Durchschnitt vergleichbarer ETFs liegen.
Insgesamt trägt die Studie der Deutschen Bank zur weiteren Transparenz in der ETF-Industrie bei. Sie könnte dazu führen, dass die Kosten für alle ETF-Anleger sinken. Das würde die Produkte sicher noch interessanter machen.
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Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.
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