BLOG - Die Vorteile von ETFs bleiben bestehen

Die Anbieter börsennotierter Indexfonds (ETFs) werben seit Jahren damit, dass ihre Produkte einfach, transparent und flexibel seien. Kritiker machen sich seit Monaten verstärkt daran, diese Argumente zu entschärfen. Aus meiner Sicht gelten sie aber nach wie vor. Und damit bin ich offenbar nicht allein. Funds | 11.08.2011 17:00 Uhr
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Denn gerade in schwierigen Marktphasen sehnen sich Anleger nach transparenten und einfach zu verstehenden Anlageinstrumenten in ihren Portfolios. Und in eben diesen Marktphasen verbuchen ETFs meist höhere Mittelzuflüsse als aktiv gemanagte Fonds.

ETFs sind flexibel, weil man sie praktisch jederzeit schnell handeln kann. Dadurch wird es den Investoren ermöglicht, ihre Bestände im Extremfall mehrmals täglich zu jeweils aktuellen Marktpreisen auf und abzubauen.Dabei können sie die Produkte sowohl für Long- als auch Short-Geschäfte nutzen. Dieses Merkmal ist einer der großen Unterschiede zwischen ETFs und herkömmlichen Investmentfonds. Denn Letztere werden nur einmal täglich von der Kapitalanlagegesellschaft bewertet. Das gilt auch für ETFs. Gleichzeitig werden diese aber, weil sie an der Börse gehandelt werden, untertags fortlaufend von Market Makern bepreist.

Gut, es gibt auch einige klassische Investmentfonds, die über die Börse gehandelt werden. Aber bei diesen ist es für die Market Maker deutlich schwieriger, untertags realistische An- und Verkaufspreise zu stellen. Denn die Portfolios aktiv gemanagter Investmentfonds werden in der Regel nur einmal monatlich veröffentlicht und dann auch meist nur auszugsweise. Im Gegensatz dazu legen die ETF-Anbieter ihre Portfoliobestände jederzeit komplett offen – wenn nicht im Internet, dann auf Anfrage. Das ist die von den Anbietern gern zitierte Transparenz.

Es kann zwar auch bei ETFs passieren, dass den Market Makern Fehler bei der Berechnung der Kauf- und Verkaufspreise unterlaufen. Allerdings ist die Toleranz, die der Markt bei Preisabweichungen akzeptiert, sehr gering. Denn in der Regel treten immer dann, wenn die Unterschiede zwischen einzelnen Market Makern zu groß werden, Marktteilnehmer auf den Plan, um diese Missverhältnisse durch entsprechende Transaktionen für sich zu nutzen.

Dass ETFs transparent und flexibel sind, habe ich damit aus meiner Sicht belegt. Und wie steht es um die Einfachheit? Bei ETFs weiß der Investor, dass er damit rechnen kann, die Wertentwicklung des jeweiligen Index beziehungsweise zugrunde liegenden Marktes zu erhalten. Bei aktiv gemanagten Fonds ist es für ihn nicht so einfach. Denn er weiß nicht, welche Entscheidungen der Manager treffen wird oder ob er den Fonds nicht vielleicht sogar abgeben wird.

Daraus ergibt sich ein weiterer Vorteil von ETFs: Sie erleichtern Investoren das Risikomanagement ihrer Portfolios. Dadurch, dass auf sehr viele Indizes, die ETFs zugrunde liegen, auch Futures und Optionen verfügbar sind, können Investoren ihre Positionen passgenau absichern. Im Falle aktiv gemanagter Fonds, deren Positionen nicht genau bekannt sind, ist das schwieriger. Hinzu kommt, dass Investoren beim börslichen ETF-Handel spezielle Ordertypen nutzen können, um ihr Risikomanagement weiter zu vereinfachen. Beispielsweise können sie Stop-Loss-Orders platzieren, so dass ihre Anteile automatisch verkauft werden, sobald der Anteilwert eine bestimmte Schwelle unterschreitet.

In einem Punkt muss ich den ETF-Kritikern jedoch recht geben: Die Vielzahl der Konstruktionsarten und Zusatzgeschäfte, welche die Anbieter einsetzen, macht börsennotierte Indexfonds immer komplexer. Dadurch haben die Fonds einen Teil ihrer einfachen und leicht verständlichen Produktgestaltung verloren.

Wenn die ETF-Anbieter immer wieder die Einfachheit, Transparenz und Flexibilität ihrer Produkte betonen, ist das also kein reines Marketing-Geschwätz. Diese Argumente haben Hand und Fuß. Und sie gelten nach wie vor – auch wenn mache Kritiker lieber auf Schwachstellen verweisen, wie zum Beispiel schwer verständliche Details der Konstruktionsarten.


Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

 


Über den Autor Detlef Glow, MBA (UoW):
 
Glow begann im Jahr 2005 als Leiter der Fondsanalyse für Deutschland und Österreich bei Thomson Reuters - Lipper. Seit Anfang 2007 war er dort Leiter der Fondsanalyse für Zentral-, Nord- und Osteuropa. Seit Herbst 2010 ist Herr Glow Head of Lipper EMEA Research und damit Leiter der Fondsanalyse Europa, Mittlerer Osten und Afrika. Zuvor war er als Direktor Portfoliomanagement bei der Feri Wealth Management GmbH in Bad Homburg als Portfoliomanger für vermögende Privatkunden tätig. Seine Karriere begann Glow neun Jahre zuvor bei der tecis Holding AG in Hamburg, wo er zuletzt als Leiter der Fondsanalyse sowohl für das quantitative als auch das qualitative Fondsresearch der tecis Asset Management AG verantwortlich war.

 


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