„Bis vor zwei, drei Wochen hatten wir eine grundsätzlich positive Einschätzung der Wirtschaftslage. Aufgrund der deutlichen Verschlechterung der Wirtschaftsdaten haben wir diese Einschätzung jetzt deutlich nach unten korrigiert“, so Erwin Busch, Director, Credit Suisse, Asset Management Germany/Austria. Die hohe Volatilität an den Märkten sei auf die nicht angemessene Reaktion der Politik zurückzuführen.
Keine Inflationsgefahr
Trotz des schwierigen Umfelds, spricht der Credit Suisse-Experte auch von einer Reihe von „Chancen“. Dazu gehöre etwa, dass das Potenzial der Geldpolitik noch nicht vollständig ausgeschöpft sei, sich die Schwellenländer in einer guten Verfassung befinden sowie Inflation keine Rolle spiele. „Die Einschätzung auf der Makroseite ist so schlecht, dass bald wieder positive Überraschungen möglich sind“, bringt er es auf den Punkt.
Anleihen: Viel eingepreist
Im Anleihenbereich sieht Busch bereits viel eingepreist. „Ist Griechenland außer Kontrolle“, stellt der Experte in den Raum. Er verweist auf die CDS-Spreads für griechische Staatsanleihen. „Aber auch andere Länder – etwa Italien und Ungarn – haben steigende Versicherungsprämien“, so Erwin Busch. „Die Zinsen passen sich den Wachstums-Erwartungen an“, kommentiert er das massive Abrutschen der Zinserwartungen.
Bewertungen kein Kaufgrund
Busch weist darauf hin, dass die Aktienbewertungen unter ihrem langfristigen Durchschnitten liegen. „Das ist jedoch noch lange kein Grund zu kaufen“, meint er. Insgesamt würde die Stimmung an den Aktienmärkten auf Panik verweisen – was andere wiederum als Kaufsignal sehen. „In den USA haben die Insider bereits angefangen Aktien zu kaufen“, so Busch.
Euro langfristig besser
„Auf der Währungsseite sind wir neutral eingestellt, wir vertreten hier derzeit keine explizite Meinung“, so Busch weiter. Langfristig sei er allerdings eher positiv für den Euro gegenüber dem US-Dollar eingestellt. „Im Gegensatz zu den USA kann sich Europa selber helfen und ist nicht auf fremde Hilfe angewiesen“, begründet er seine Einschätzung.
Aktien neutral gewichtet
Was für Schlüsse lassen sich aus der Einschätzung des makroökonomischen Umfelds für die aktuelle Positionierung ziehen? Aktien sind insgesamt neutral gewichtet. „In einem normalen, ausgewogenem Portfolio beträgt der Aktienteil aktuell 40 Prozent“, so Busch. Japanische Aktien sind über- während europäische untergewichtet sind. Neutral gewichtet sind wiederum die USA und Großbritannien.
Staatsanleihen massiv untergewichtet
Anleihen haben die Credit Suisse-Experten gegenüber der Benchmark untergewichtet. „Sehen wir bei den Zinsen eine Gegenbewegung, so werden wir kaufen“, stellt Busch klar. „Massiv untergewichtet“ wären aktuell Staatsanleihen. Weitaus positiver eingestellt sei man wiederum auf Unternehmensanleihen eingestellt – was sich auch in deren Übergewichtung widerspiegelt.
Risiko-Hedge Gold
Auch Hedgefonds sind derzeit im Credit Suisse-Portfolio übergewichtet. „Vor allem liquide US-Strategien“, erklärt Busch. Gold hat sich für den Fondsmanager „einmal mehr als Risiko-Hedge sehr bewährt“. Das Edelmetall hat aktuell eine Gewichtung von rund fünf Prozent. Auf der anderen Seite sind sowohl Rohstoffe als auch Immobilien neutral gewichtet.