Die Zukunft des Euro

Dr. Philippa Malmgren, Präsidentin und Gründerin von Principalis, sprach beim europäischen Pressetag von Threadneedle in London über den Grundsatz, die Politik und die Zukunft des Euro. Welche Chancen sie der Währung noch gibt, erfahren Sie hier: Funds | 10.10.2011 17:42 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Dr. Malmgren bringt die derzeitige Situation in den verschuldeten Staaten weltweit kurz und bündig auf den Punkt: Der Schuldenstand hat historische Ausmaße angenommen - auf der einen Seite können keine neuen Jobs geschaffen werden, die Menschen verlieren ihre Hoffnung und ihren Glauben an das System. Auf der anderen Seite steigen die Lebenskosten immer höher.

Default als Lösung

Für Malmgren steht außer Frage, dass diese Situation nur mehr mit einem Default überwunden werden kann. Weder die USA noch Japan oder irgendein anderes Land sind in der Lage um die aktuellen Probleme zu lösen. Ihrer Meinung nach muss die Problematik in jedem Fall aber auf globaler Ebene betrachtet werden, denn „der Markt ist ein Hai und Griechenland ist lediglich der kleinste, schwächste und unbedeutendste Fisch.“ Die Flut an Problemen ist in den USA, Japan und den Emerging Markets zu finden und daher müssen wir uns mit diesen beschäftigen und den globalen Blickwinkel nicht verlieren.

Die Beziehung zwischen Bevölkerung und Staat

Die Schuldenkrise wirkt sich zeitgleich auch auf die Emerging Markets aus, denn schließlich kaufen die Menschen in den westlichen Staaten deren Produkte nicht mehr. Als Folge steigt auch die Arbeitslosigkeit in diesen Regionen. Aktuell sind alleine in China 15 Millionen Menschen arbeitslos.

Langsam aber sicher wird auch den Menschen bewusst, welche Ausmaße die Krise hat. „Plötzlich beginnen die Leute darüber nachzudenken, dass sie Steuern bezahlen und dafür bisher im Ausgleich Gegenleistungen wie etwa ein Gesundheitssystem, Pensionen, Polizei in den Straßen, soziale Leistungen etc. erhalten haben. Sie haben bestimmte Dinge für ihr Geld erwartet, doch nun zeigen sich die Staaten unfähig diese noch länger zu erfüllen. Es geht sogar soweit, dass der Staat noch mehr Steuern einfordern möchte, aber noch weniger Gegenleistungen dafür erbringen wird,“ so die Expertin. Das fundamentale Problem ist daher: Wie sehen die Bevölkerungen ihre Beziehung zum Staat?

Entwicklungen, die für Bürger nicht nachvollziehbar waren

Eine der ersten Folgen der Krise war, dass die Warenpreise gestiegen sind, obwohl die Nachfrage gesunken ist. Als die Krise begann, waren zuerst jene Unternehmen betroffen, die aus den Rohstoffen der Natur Güter gewinnen, also etwa Landwirtschaft, Minen und Energie. Gerade diese Bereiche sind Kapital-intensiv. Der Agrarbereich war von Krediten abhängig um Saatgut zu bestellen und Arbeitskräfte zu bezahlen. Ein Wegfall bedeutet im weiteren Sinn die Verknappung von Lebensmittel und den Anstieg der Arbeitslosenraten. Diese Entwicklungen waren sowohl in kleinen Randbetrieben wie auch in großen, weltweit agierenden Unternehmen zu beobachten - De Beers etwa, um hier nur einen Namen zu nennen.

Unruhen in Emerging Markets voraussehen

Bereits ein Jahr vor dem Ausbruch in Tunesien, sagte Malmgren die Unruhen voraus und dies aus gutem Grund: In den Emerging Markets wird mehr als die Hälfte des Einkommens eines Arbeiters für Essen und Versorgung ausgegeben. Wenn nun die Preise für Nahrung und Energie in die Höhe schnellen, ist es lediglich eine Frage der Zeit bis die Bevölkerungen dagegen rebellieren. Aufgrund der Verlagerung der Produktionen aus den Emerging Markets in die Ursprungslänger, also etwa USA oder Europa, haben sich nicht nur die Löhne der Arbeiter verringert, sondern die Arbeitslosen Zahlen sind gestiegen und der Hoffnungs-Pegel der Bevölkerungen ist enorm gesunken. Auch in China zeigt sich eine Änderung im Verhalten: Haben die Leute bisher gedacht, dass sie reich sind bevor sie alt werden, so sind sie sich dessen nicht länger sicher. Daher wollen die Menschen jetzt ihr Geld um sicher zu stellen, dass sie überhaupt etwas bekommen.

Chancen in Westeuropa

Welche Chancen ergeben sich für Westeuropa? „Wir sollten nicht eines Morgens aufwachen und sagen: ‚OK, wir werden niemals zurückbezahlen‘. Wesentlich besser wäre der Ansatz: ‚Wir werden zurückbezahlen, nur weniger und später.‘ Die Situation ist ja nicht neu, Griechenland hatte bereits zwei Ausfälle und es wird auch dem nächsten Default standhalten. Das Problem ist nur - und das haben viele Entscheidungsträger nicht in Betracht gezogen - ein Staat ‚defaults‘ an seine Bürger und Menschen haben Schmerzgrenzen. So können etwa die Deutschen keinen weiteren Scheck unterzeichnen, da sie es sich für ihr eigenes System nicht leisten können,“ analysiert Malmgren.

Sobald die Bevölkerung die kommenden Einschränkungen erkennt, wird sie sich gegen die Machthaber zur Wehr setzen. Nachdem der schlimmste Fall eines Defaults eingetreten ist oder das Maximum des Schuldendrucks erreicht ist, hat das System wieder die Möglichkeit Luft zu holen und sich zu regenerieren. Malmgren bringt dabei die Beispiele Argentinien und Russland vor, die das Schlamassel bereits überwunden haben und sich in überraschend schneller Zeit erholen konnten.

Neue Modelle finden

„Die Märkte sind erstaunlich gut im Finden von neuen Modellen. Die Staaten sollten sich überlegen wie sie auch ohne Euro weiter wirtschaften können. Persönlich denke ich, dass Deutschland und nicht Griechenland den Euro verlassen sollte. Denn der Euro wird fallen und Deutschland kann es sich nicht leisten seine Stimme bei der Europäischen Zentralbank zu verlieren. Denn damit wäre eine weitere Preisstabilität nicht länger garantiert,“ so die Principalis Expertin.

‚There is no other way than resolution‘

Die Frage muss gestellt werden ob man den Politikern und Entscheidungsträgern zutraut die Probleme zu lösen oder ob die Märkte selbst dazu fähig sind. Es braucht eine neue Gesellschafts-Struktur und neue politische Konstruktionen um die alten Probleme zu lösen und eine Wiedereinstieg oder Neustart zu ermöglichen, bringt es die Expertin auf den Punkt. Für die Zukunft müssen die Finanzsysteme in ein strenges Regelwerk gezwängt werden - die Lösung aber liegt bei den Unternehmen und Bevölkerungen selbst.


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