Dabei standen Regulierungsthemen eindeutig im Vordergrund.
Heinz Bednar, Präsident der VÖIG: "Auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Regulierung der Finanzmärkte ist es wichtig, die Rolle von Wertpapieren und Finanzmärkten zu berücksichtigen. Die Umsetzung der neuen regulatorischen Initiativen beschäftigt natürlich die Unternehmen, aber ich bin davon überzeugt, dass wir wieder aus dieser Rolle herauskommen und wieder in der Lage sein werden, die Vorteile von Investmentfonds auf dem Markt zu positionieren und in den Vordergrund zu stellen."
Dietmar Rupar, Generalsekretär der VÖIG: "Die Verunsicherung der Anleger hat zugenommen und die Risikoaversion steigt." Dies wird durch die steigenen Volumina in Spareinlagen sichtbar.
Investmentfonds bieten Vorteile.
"In diesen Marktphasen sind die strukturellen Vorteile von Investmentfonds, wie konkurssicheres Sondervermögen und breite Diversifikation, ein Sicherheitsfaktor. Zudem bietet der Investmentfonds die Verlust-Ausgleichsmöglichkeit zwischen den Anlageklassen und dem Verlustvortrag", betont Bednar.
Trotz Euro-Staatsanleihenkrise zeigten Fonds in dieser Assetklasse seit Anfang des Jahres gegenüber kurzfristigen, festverzinslichen Anlagen und Sparbüchern eine deutlich überdurchschnittliche Performance. In einem Umfeld niedriger Zinsen könnten Fonds im vierten Quartal wieder Zuflüsse erzielen. Bednar: "Der Druck auf institutionelle Investoren wird immer größer. Sie sitzen auf hohen Cash-Beständen und benöten dringend Rendite, um die jeweiligen Unternehmensziele zu erreichen. Fonds sind daher neben kurzfristigen Veranlagungen, Immobilien und Sachwerten für sie ein Muss."
Selbstregulierung nicht ausreichend
Peter de Proft, Generaldirektor der EFAMA (European Fund and Asset Management Association), dem europäischen Dachverband der Fondsindustrie mit 27 nationalen Mitgliedsverbänden (23 EU-Staaten, FL, N, CH und TUR), 56 Asset Management Unternehmen als Mitglieder und 19 assoziierten Mitgliedern (Anwälte, Wirtschaftsprüfer, etc.), skizziert die aktuelle Situation wie folgt: "Nach der Finanzkrise [2008] war die Botschaft auf EU-Ebene ganz klar. Man war davon überzeugt, dass Selbstregulierung nicht funktionierte und eine bessere Regulierung geschaffen werden müsse, um eine neue Krise dieses Ausmasses verhindern bzw. begrenzen zu können. Ein wichtiges Ziel dabei ist das stärkere Monitoring von systemischen Risiken und ein verbesserter Anlegerschutz."
Droht ein regulatorischer Tsunami?
Mittlerweile wurden verschiedene Initiativen auf EU-Ebene und in den USA gestartet. Die Zeitpläne dieser regulatorischen Vorstösse überschneiden sich zum Teil sehr stark, sodass in Branchenkreisen bereits von der Gefahr eines "regulatorischen Tsunamis" gewarnt wird. Nachdem jedoch der überwiegende Teil der Initiativen eindeutige Vorteile für Marktteilnehmer bringen kann, erscheint der Vergleich mit einem zerstörerischen Wirbelsturm nur in Teilbereichen gerechtfertigt - vor allem in jenen Bereichen, wo für die Fondsindustrie sehr hohe Kosten ohne erkennbarem Nutzen anfallen würden.
Trifft die Finanztransaktionssteuer die richtigen Zahler?
Die Ausweitung der Finanztransaktionssteuer auf Retailkunden sowie UCITS-Fonds, die auch von privaten Investoren gehalten werden, ist eindeutig ein solches Beispiel. Die Idee der Finanztransaktionssteuer war die Eindämmung der massiven Handelsvolumina auf den Devisen- und Kapitalmärkten, die aktuell ein Vielfaches der Wirtschaftsleistung in der Realwirtschaft ausmacht. Die Einhebung der Steuer sollte die reinen Spekulationsgeschäfte ohne Basisgeschäft im Hintergrund unattraktiver machen. In diesem Zusammenhang ist es deutlich abzulehnen, dass Transaktionen von Fonds und innerhalb von Fonds besteuert werden, wenn in diese Fonds auch private Anleger investieren. Zu befürchten ist, dass jene "spekulativen Investoren" nach Einführung der Finanztransaktionssteuer ihre Geschäftsaktivitäten außerhalb der EU verlegen und somit diese Steuer vermeiden.
Flut an neuen Regulierungsmassnahmen
Die wichtigsten regulatorischen Initiativen im Überblick. Auf die detaillierte Darstellung der Abkürzungen in Langversion wird verzichtet, da diese im Kreis professioneller Marktteilnehmer bekannt sind:
EMIR/OTC Derivate - OGAW/UCITS IV und V - Corporate Governance - AIFMD - ICSD - Money Market Regulation - FATCA - Dodd Frank - RDR - PRIPs - MiFID Review - Supervision - Short selling - CSR/social entrepreneurship - contract law green paper - ETFs - Ratingagenturen - BASEL III - SOLVENCY II - IMD Review - Revision of IORP - Green paper on pensions - SLD - CSD ... (Zeitrahmen 2011 - 2014). Dr. Herbert Pichler, Syndikus der Sparte Banken und Versicherungen der Wirtschaftskammer Österreich, kritisierte die Flut an neuen Regulierungen und warnte davor, dass viele dieser Regelungen hinsichtlich Inhalt und Zeitplan nicht zusammenpassen würden.
Frau Mag. Andrea Mörtl, Abteilung III/4 der FMA präsentierte die wichtigsten Änderungen und Neuerungen im Investmentfondsrecht (Investmentfondsgesetz 2011) sowie die Bezüge zu wichtigen regulatorischen Änderungen auf EU-Ebene.
´Swiss Finish´ als Markenzeichen
Martin Thommen, Präsident der Swiss Funds Association in Basel, referierte zum Thema AIFM-D und stellte die Chancen und Herausforderungen aus Schweizer Sicht dar, wobei immer wieder interessant zu hören war, dass aus der Schweizer Perspektive auch in einem schwierigen Umfeld versucht wird, einen Vorteil für die eigene Industrie oder das eigene Land zu erwirtschaften und dies bereits frühzeitig im Rahmen des Abschlusses bilateraler Verträge immer wieder möglichst gut eingearbeitet wird. Thommen: "Wir nennen diese Sonderbestimmungen ´Swiss Finish´." Tagungsteilnehmer bemerkten diesbezüglich, dass seitens österreichischer Behörden ein zu großes Augenmerk auf die optimale und mustergültige Umsetzung der EU-Richtlinien gelegt wird und in manchen Fällen sogar deutlich über das Ziel geschossen würde und die EU-Vorgaben in Österreich sogar noch strenger umgesetzt werden.
Im Rahmen weiterer Vorträge wurden wichtige Themen der Fondsindustrie diskutiert, wobei in mehreren Referaten die besondere Bedeutung der Qualitätssteigerung der Beratungsleistung in Banken und bei Vermögensberatern mit Nachdruck unterstrichen wurde. Weniger das Anlageprodukt selbst, sondern der Kunde sollte wieder als wichtigste Benchmark im Rahmen der Beratung definiert werden.