Edwin Walczak hält nichts von Index-Investments

Edwin D. Walczak, Fondsmanager des Vontobel US Value Equity Fund, setzt auf Unternehmen, deren Geschäft er versteht und nachvollziehen kann. Seine Philosophie, sein aktuelles Portfolio und seine eindeutige Absage gegenüber Index-Investments. Im Gespräch mit Edwin Walczak wird man auf die einfachen Prinzipien des Investierens zurückgeführt. Funds | 26.06.2002 08:00 Uhr
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Die aktuelle Nachrichtenlage ist von Negativ-Schlagzeilen geprägt. Eine Konkursmeldung jagt die nächste und täglich werden neue Bilanzierungs- und Finanztricks der großen Unternehmen bekannt. Ausgehend von den USA hat diese Welle der Skandale rund um Vorstände und Führungskräfte nun auch Europa erreicht und auch hierzulande das Anlegervertrauen stark geschwächt.

In diesem Umfeld ist es umso interessanter, einen langjährig erfolgreichen Fondsmanager aus den USA, Edwin D. Walczak, Manager des Vontobel US Value Equity Fund, wieder zu treffen und ihn zu den aktuellen Entwicklungen zu befragen. Wer Walczak und seine Philosophie kennt, weiß jedoch, daß dieser Mann zwar gerne die Entwicklungen auf den US Aktienmärkten kommentiert - mit seinem Fonds jedoch nicht direkt betroffen war.

Sein transparenter Ansatz versprüht in der heutigen Zeit umso mehr Sicherheit und Berechenbarkeit. Man wird auf die einfachen Prinzipien des Investierens zurückgeführt.

Einfache Investmentphilosophie ...

Edwin D. Walczak`s Investmentphilosophie ist auf zwei Elementen aufgebaut:

  • gute Unternehmen mit einem erfolgreichen und nachvollziehbaren Geschäft identifizieren und
  • diese Unternehmen dann kaufen, wenn Sie unterbewertet sind.

Eine Grundannahme besteht darin, daß längerfristig die erfolgreiche Entwicklung eines Unternehmens auch mit der Aktienkursentwicklung korreliert.

... schwierig zu implementieren

Walczak`s Investmentphilosophie klingt einfach, ist jedoch in der Praxis nicht leicht umzusetzen. Von den mehreren tausend Unternehmen in den USA beschränkt sich das Team von Walczak auf eine detaillierte Analyse von ca. 100 Unternehmen, die entsprechende Auswahlkriterien erfüllen. Die Gewinnentwicklung muss prognostizierbar sein und das Geschäft muß nachvollziehbar sein.

Auswahlkriterien für Aktien

Die Kriterien beziehen sich vor allem auf folgende Faktoren:

  • Kann das Unternehmen Eintrittsbarrieren für Konkurrenten aufbauen?
  • Gibt es Elemente einer Franchise?
  • Produkte und Dienstleistungen werden nicht überflüssig.
  • Dominanter Marktanteil.
  • Hohe Beteiligung der Manager.
  • Erfolgreicher Track-Record der Manager - wurde shareholder value geschaffen?
  • Nachhaltiger freier Cash Flow
  • Gesunde Bilanz
  • Aktienrückkaufprogramme

Walczak: "Es ist enorm schwierig alle, bzw. viele, dieser Kriterien in einem einzigen Unternehmen zu finden. Wir halten uns jedoch an unsere Auswahlfaktoren und lassen und nicht dazu verleiten, diese aufzugeben. Ich halte nichts von Bezeichnungen wie Growth, Value, Blend, etc. Ich investiere in Unternehmen. Nicht mehr und nicht weniger."

Unternehmen im aktuellen Portfolio

Eindeutig dominierend sind derzeit die Versicherungsunternehmen. Dies liegt daran, daß für einige dieser Unternehmen durch die Katastrophen des letzten Jahres eine enorme Pricing-Power, d. h. die Möglichkeit, Prämien zu erhöhen, entstanden ist. Zum Teil werden gewisse Risiken nicht mehr versichert bzw. nur zu markant höheren Prämien. Einige der Aktien im Fonds:

ACE Ltd (2,7 %), IPC Holdings Ltd. (1,7 %), Mercury General Corp. (2,6 %), American International Group Inc. (4,9 %), Chubb Corp. (7,3 %), Cincinnati Financial Corp. (4,9 %) und Markel Corp (7 %).

Weiters sind noch folgende Unternehmen vertreten, wobei vor allem die große Position in Warren Buffett`s Investmentvehikel auffällt:

Berkshire Hathaway Inc. (9,9 %), Federal National Mortgage Association (7,7 %), Federal Home Loan Mortgage (7,7 %). EDS (1,5 %), Golden West Financial (4,8 %). 

Kauf- und Verkaufsstrategie

Unternehmen werden nur dann gekauft, wenn sie unterbewertet sind. Dieses Prinzip wird sehr ernst genommen. Walczak: "Es gibt viele großartige Unternehmen, die wir nie kaufen konnten. Wenn der Preis zu hoch ist, lassen wir uns auch nicht von der erfolgreichsten Business-Strategie beeindrucken. Der Preis muß günstig sein. Und es gibt immer wieder Gelegenheiten. Der Markt ist nicht effizient. Dann schlagen wir zu."

Wenn das gesetzte Kursziel erreicht wurde, wird verkauft. Walczak bezeichnet diese Verkäufe dann als die "happy reason to sell".

Performance

Die Investmentstil ist auf absolute Performance ausgerichtet. Die Ergebnisse über die letzten Perioden (Vontobel Zahlen per Ende April 2002 - aktuellere Charts und Performancedaten finden Sie unter den u. a. Chart-Links):

  • 1. Quartal 2002: 4,5 %
  • Januar - April 2002: 6 %
  • 1 Jahr: 9,9 %
  • 3 Jahre: 9,4 % p. a.
  • 5 Jahre: 13,2 % p. a.
  • 10 Jahre: 14,6 % p. a.

Walczak`s Ziel ist eine positive Performance - keine relativ positive Performance gegenüber einem Index. Vergleicht man die Ergebnisse trotzdem mit dem Markt, dann bekommt man folgendes Bild: Gegenüber dem S&P 500 konnte über 10 Jahre eine Outperformance von 2,7 % (nach Kosten) erzielt werden. In den kurzfristigen Perioden war der Abstand aufgrund der Value-Orientierung natürlich größer. Beispielsweise erzielte der Fonds über 1 Jahr per Ende April eine Performance von 9,9 % vs. S&P 500 minus 12,6 %.

Das Risiko (Standardabweichung 3 Jahre) liegt bei 19,4 %. Die Information Ratio liegt bei 0,5 über 3 Jahre, was durchaus ein guter Wert ist. Über 5 Jahre wurde nur eine Information Ratio von 0,1 erzielt. Dies war jedoch durch die extreme TMT-Blase geprägt.

Wir hatten die Gelegenheit, Edwin Walczak auch noch zu weiteren aktuellen Themen zu befragen, beispielsweise zum Boom bei Indexinvestments.

Indexinvestments - Wozu?

Walczak kann der Idee des Index-Investments keine sinnvollen Aspekte für Aktienveranlagungen abgewinnen. Walczak: "Warum sollte ich in einen Index investieren, der von anderen geschaffen wurde. Was soll der Index mit erfolgreichen Unternehmen zu tun haben? Viele Fondsmanger orientieren sich jedoch am Index und verrechnen hohe aktive Management-Gebühren. Der Großteil der Manager verdient dies Gebühren jedoch nicht - weil sie den Index eben nicht outperformen." (Mehr dazu finden Sie im Audio-Interview).

"Ich bin ein Investor ... kein Spekulant

Walczak: "Es geht darum, eine möglichst hohe Wahrscheinlichkeit für gute Entscheidungen zu erzielen. Fundiertes Aktien-Research ist aufwendig. Wir versuchen, Risiken zu vermeiden. Wir investieren nur in Unternehmen, denen wir auch vertrauen können. Von den aktuellen Skandalen sind wir nicht betroffen. Wir hatten auch keines der Unternehmen, die derzeit in den negativen Schlagzeilen sind." 

Anleger und institutionelle Kunden sind nur noch kurzfristig orientiert - Loser`s Game für alle

Walczak: "Das große Problem ist auch, daß Anleger und institutionelle Kunden nur noch kurzfristig orientiert sind. Der Fokus liegt auf den Quartalsergebnissen. Dadurch werden die meisten Fondsmanager in eine indexorientierte Strategie mit wenigen Wetten gedrängt. Wenn Sie zu weit vom Index entfernt liegen, werden sie gefeuert. Kunden profitieren jedoch von der kurzfristigen Strategie auch nicht. Im Endeffekt ist es ein Loser`s Game für alle."

Audio-Interview mit Edwin D. Walczak am 25. 4. 2002 in Wien.

Hören Sie einen der erfolgreichsten internationalen Fondsmanager zu folgenden Themen:

  • Investmentphilosophie
  • Boom der Indexinvestments in Europa
  • Kurzfristig orientierte Kunden - spekulative Fondsmanager
  • Welche Aktien wurden in den letzten Monaten gekauft?
  • Funktioniert der Walczak`s Investmentstil auch in Europa?
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