Jeffrey Spencer, Credit Analyst–Financial Institutions, ist es ein Anliegen mit ein paar Mythen aufzuräumen, die seit einigen Monaten im Zusammenhang mit Financials die Runde machen.
Keine signifikante Entschuldung
Laut Spencer kursieren seit einigen Monaten einen Reihe von Mythen über Financials. „Viele von ihnen gehen möglicherweise von den Banken selbst aus“, meint er. Dazu gehöre etwa, dass sie sich signifikant entschuldet hätten. „Vor allem „too big to fail“ Banken haben das in keinem nennenswerten Umfang gemacht“, so Spencer. Auch sei die Abhängigkeit von Wholesale-Finanzierungen nicht wesentlich eingeschränkt worden.
Vorfinanzierungen keine Option
„Dass die Banken ihre Finanzierungsprogramme für 2011 abgeschlossen haben und damit begonnen haben die Debt Issuance für 2012 vorzufinanzieren, ist ein weiterer Mythos“, so der Experte. Vor-Finanzierungen wären keine Option – besonders ohne Regierungsbeteiligung. Er schätzt, dass es in den nächsten drei Jahren zu Umschuldungen im Ausmaß von 1,7 Billionen Euro kommen wird.
Bailouts müssen finanziert werden
Ein weiterer Mythos sei, dass „National Champion“ Banken, die Geldmittel benötigen diese einfach vom Staat oder dem EFSF bekommen. „Die Bailouts müssen finanziert werden und wer ist der Kreditgeber der letzten Instanz?“ stellt Spencer in den Raum. Nachsatz des M&G-Analysten: „Der EZB wurde diese Verantwortung noch nicht übertragen.“
Schuldenlast auf Private verteilt
Auch, dass die Banken Vermögenswerte verkaufen werden, um ihre Kapitaldecken anzuheben sei ein Mythos. „In Wirklichkeit bedeutet jede Rekapitalisierung von Banken, dass die Schuldenlast auch auf private Anleger verteilt wird. Banken wurden von der Europäischen Kommission angewiesen zuerst private Kapitalquellen in Anspruch zu nehmen“, so Spencer. Dazu gehöre es auch Schulden in Eigenkapital umzuwandeln.
Konservatives Exposure
„Wir sind was Financials betrifft, in allen unseren Fonds sehr defensiv eingestellt. Dort wo wir weiterhin ein Exposure haben ist es sehr konservativ“, so Isaacs. Diese Position vertrete man bei der englischen Fondsgesellschaft seit 2006. „Dass wir in naher Zukunft von dieser Einstellung abrücken werden, ist eher unwahrscheinlich“, stellt Isaacs unmissverständlich klar.
Mehr Vertrauen in US-Banken
In dem von Isaacs gemanagten M&G European Corporate Bond Fund (ISIN: GB0032178633) ist das Exposure gegenüber der Peripherie sehr gering. „Wir haben mehr Vertrauen in US-Banken als in europäische“, sagt er. Etwas positiver sei er dagegen gegenüber Versicherungen eingestellt. Noch geringer sei das Financials-Exposure – konkret liege es bei rund zehn Prozent – im M&G Optimal Income Fund (ISIN: GB00B1H05155).
Mehr Transparenz notwendig
„Es ist schwer das Exposure der Banken gegenüber der Peripherie zu quantifizieren“, so Isaacs weiter. Tatsache sei, dass der Sektor mehr Transparenz und Liquidität benötige und gleichzeitig auch eine geringere Abhängigkeit von der Interbanken-Finanzierung. Ein Deleveraging würde eher über den Verkauf von Vermögenswerten als über Anleihenemissionen oder Kapitalerhöhungen erfolgen.
Problem: Verhältnis zwischen Banken und Staat
„Das Deleveraging der Banken wird sich weiterhin auf die Gewinne auswirken und hat gleichzeitig das Potenzial die europaweite BIP-Entwicklung erheblich zu belasten“, so Isaacs. Insgesamt sei Banksystem in Europa unterkapitalisiert und zu stark von kurzfristigen Finanzierungen abhängig. Nachsatz: „Kern des Problems ist das Verhältnis zwischen den Banken und dem Staat.“