Des einen Freud, des anderen Leid
Über den schwachen Dollar freuen sich hauptsächlich Politiker und Volkswirte. Die einen, weil sich doch endlich ihre Vorhersagen über einen starken Euro bestätigt haben. Die anderen, weil die US-Produkte auf dem Weltmarkt günstiger angeboten werden können. USA-Reisende atmen ebenfalls auf, der Urlaub wird nun etwas billiger. Die europäische Export-Wirtschaft stöhnt dagegen, denn der schwache Dollar verteuert ihre Produkte in den USA.
Zeit zum Umdenken für Anleger in US-Renten
Wenig Freude auch bei den Anlegern. Während sie in den vergangenen Jahren mit Anlagen im US-Dollar noch beachtliche Währungsgewinne einstreichen konnten, gucken sie im laufenden Jahr in die Röhre: US-Rentenfonds haben bereits bis zu zehn Prozent an Wert verloren.
Zum Ausstieg auf kurzfristige Schwäche des Euro warten
"Um jetzt noch aus US-Anleihen auszusteigen, ist es definitiv zu spät", sagt Hans-Peter Rathjens, Co-Head des Portfolio Management Bonds der Commerz Asset Managers, im Gespräch mit e-fundresearch: "Das hätte man schon vor Monaten tun sollen." Zumal der Commerzbanker davon überzeugt ist, dass der Euro sich kurzfristig wieder in Richtung der 0,95 bis 0,90-Dollar-Marke bewegt. Diese zeitlich befristete Dollar-Stärke könnten Anleger zum Ausstieg aus Dollar-Papieren nutzen, den Währungsgewinn sollten sie noch mitnehmen.
Längerfristig wird Parität zwischen Dollar und Euro erwartet
"Anleger, die auf die Aufwertungschance des US-Dollar setzen wollen, sollten dies mit Geldmarktfonds tun", so Rathjens. Das gelte allerdings nur für eine sehr kurzfristige Sichtweise, betont der Renten-Experte, weshalb der Einstieg sich kaum lohnt. "Längerfristig gehe ich davon aus, dass sich der Euro bei der Parität einpendeln wird", so Rathjens weiter.
US-Bonds derzeit kein lohnendes Investment
Wie bei Aktienengagements sollte man derzeit auch bei US-Renten Vorsicht walten lassen, rät der Commerzbank-Experte. "Der US-Anleihenmarkt ist aufgrund der Währungssituation und des Kursrisikos durch steigende Zinsen derzeit nicht besonders interessant. Anleger sollten sich vielmehr im Euro-Raum engagieren", so Rathjens Überzeugung. Um den Depots den rechten Kick zu verpassen, rät er zu Anleihen aus Osteuropa bzw. Convergence-Rentenfonds. Die Länder, mit deren Beitritt zur EU in der ersten Runde zu erwarten ist, würden von der Konvergenz-Fantasie profitieren.
Emerging Markets profitieren von globaler Konjunkturerholung
"Anleger, die überdurchschnittliche Renditen erwarten, sollten als Beimischung vor allem auf einen gut diversifizierten weltweit anlegenden Emerging-Markets-Fonds setzen", so Rathjens, weil die Schwellenländer von der erwarteten globalen Konjunkturerholung besonders profitieren. Rathjens abschließender Rat lautet: "Wer auf diese Drei-Säulen--Strategie Europa, Osteuropa und Emerging Markets setzt, dem sollte der Euro-Aufschwung keine bange machen."