2012: Die Krise bleibt Dauerthema

Die Staatschuldenkrise wird auch das kommende Jahr das dominierende Thema bleiben. Mehr Wachstum, eine Monetisierung der Schulden oder ein Konkurs wären Lösungen, deren Umsetzung aber offenbar noch weit in der Ferne liegen, so der UBS Research Experte Sandro Merino. Funds | 21.12.2011 04:30 Uhr
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Wirtschaftsaussichten

Dr. Sandro Merino, Managing Director und Leiter Wealth Management Research Europa, sieht für das kommende Jahr keine Rezession in den USA dafür eine starke Rezession in Europa und eine weiterhin robuste Wachstumsentwicklung in den Schwellenländern. Er prognostiziert ein reales BIP Wachstum in Amerika von 2 Prozent, in der Eurozone von -0,7 Prozent und in China von 8 Prozent für 2012. Das Wachstum in China wird damit erstmals etwas abgeschwächt, nachdem 2010 ein Plus von 10,4 Prozent und 2011 ein Plus von 9,2 Prozent BIP-Wachstum erreicht wurde.

„Es ist fast einmalig in der Geschichte, dass ein Land über Jahrzehnte mit durchschnittlich 10 Prozent wächst“, so der UBS Experte. Die so oft zitierte Wahrscheinlichkeit für ein hard oder ein soft landing von China hält er für etwas willkürlich gewählt. Zumindest kurzfristig macht er sich keine Sorgen und glaubt, dass China über die nötigen Mittel verfügt um die Ausweitung der Probleme einzudämmen. Man sieht zwar heftige Übertreibungen am Immobilienmarkt in den wichtigsten Großstädten, jedoch gibt es auch bereits ein Gegensteuern der Regierung. So gäbe es Einschränkungen wer neue Wohnungen kaufen darf und hohe Anforderungen für jene, die eine Zweitwohnung beantragen. Immobilien werden aus Mangel an anderen Möglichkeiten gerne als Investitionsvehikel gesehen. „Der eigentliche Aktienmarkt in China ist sehr volatil, die Zinsen in China sehr tief und die Inflation relativ hoch, daher ist es nicht attraktiv das Geld auf ein Sparbuch zu legen“, erläutert der Experte die Gründe für Immobilien als Investition. Auch das staatliche Bankensystem und die politisch getriebenen Kreditvergaben tun ihr übriges. Trotzdem sieht Merino keine größeren Verwerfungen oder begründete Angst vor einem Platzen einer Blase.

Eurozone

Dr. Merino hält es für unwahrscheinlich, dass unmittelbar - also in den nächsten 12 Monaten - ein Austritt eines Landes der Eurozone bevorsteht. Seiner Meinung nach wird es möglich sein die bis jetzt gewählte Strategie weiter zu führen. Dennoch hat er große Sorgen, dass sich innerhalb der nächsten 3-4 Jahre die Zusammensetzung der Eurozone ändern könnte. Der Grund dafür wäre letzten Endes, dass die aktuelle Strategie die Eurokrise zu bewältigen, die tatsächlichen Ursachen und Treiber nicht besiegen kann. Als Ursachen für die Krise nennt er die steigenden Leistungsbilanzdefizite der schwächeren Länder gegen über den starken Ländern mit Leistungsbilanzüberschüssen.

Wie reguliert man die Leistungsbilanzen ohne eine Währung in der Hand zu haben, die das Werkzeug wäre um so einen Prozess zu steuern? „Der Drehschalter wäre dann der Wechselkurs“, erklärt der Experte. „Man müsste Lohnerhöhungen etwa in Deutschland erzwingen oder andere Stimulus Maßnahmen treffen. Es bedarf einer anderen Fiskalunion als jener, wie sie jetzt angewandt wird. Was jetzt in diesen ganzen Verhandlungen und Gipfel als Fiskalunion dargestellt wird, ist keine Fiskalunion.“ Laut dem UBS Experten sollte es zu einer Übergabe von Souveränität auf nationaler Ebene kommen und man müsste zulassen, dass es eine Euro-weite Steuer gibt, die sowohl die Griechen wie auch die Deutschen betrifft. Dazu bedarf es auch eines Steuer- bzw. Fiskaltransfers. „Solange dies nicht erledigt ist, ist die Gefahr groß, dass Austeritäts-Maßnahmen durchgeführt werden“, zeigt sich der Research Experte besorgt.

Merino sieht keine großen Defizit-Einschränkungen trotz der großen Einsparungen in Italien. Er prognostiziert eine langanhaltende Rezession, deflationäre Tendenzen, sinkende Sozialleistungen, sinkende Löhne, hohe Arbeitslosigkeit und langsames Wirtschaftswachstum. Wie lange kann diese Politik noch aufrecht erhalten werden? „Wenn Frau Merkel von Marathon spricht, stimmt das natürlich. Aber ich bin mir nicht sicher wie viele der 17 Läufer nach 42 km dann noch im Ziel ankommen“, gibt Merino zu bedenken. Auch nach den jüngsten Beschlüssen sieht er keine großen Sprünge. Das Beispiel Griechenland zeige, dass die Richtwerte und Kriterien nicht gefruchtet haben - seit 2008 ist die Wirtschaft dort um 20 Prozent geschrumpft. Der Schuldenberg könne auch mit einem Schuldenschnitt von 50 Prozent nicht bewältigt werden. Geht es nach dem UBS Experten so ist die Griechenland Frage nach wie vor ungelöst. Es wurde zwar ein großer finanzieller Betrag ins Spiel gebracht, aber zu wenig um die Situation wesentlich anders aussehen zu lassen.

Banken sollen Eigenkapital aufstocken

Ein Schritt in die richtige Richtung wäre laut Merino die Aufstockung des Eigenkapitals der Banken in Europa. Dabei wären rund 300 Mrd nötig um bis Juni nächsten Jahres Kapital aufzustocken. „In den Beschlüssen der Kommission vom 26. Oktober stand, dass die Banken dies durch Aufnahme von Eigenkapital tun sollen und nicht durch Abbau von Bilanzgrößen. Aber es sieht immer mehr danach aus, dass dies eben doch durch Schrumpfen der Bilanzen passiert. So drehen etwa französische Banken ihren Einsatz in osteuropäischen Ländern zurück, was natürlich die Situation nochmals verschlechtert“, kommentiert Merino.

Der Einfluss der Politik wird mit dem Ausscheren Großbritanniens bei der Unterzeichnung der Verträge letzte Woche deutlich. „Man fragt sich ob jetzt eine Eurozone und ein Rest der EU entsteht.“ Dr. Merino befürchtet zwei Zonen, die sich nicht nur durch die Einführung verschiedener Währungen unterscheiden, sondern eben auch auf anderen Gebieten politisch uneinig zeigen. „Risse gehen durch die Eurozone“, kommentiert er.

„Ich könnte mir vorstellen, dass die Europäische Zentralbank am Ende doch eingreifen muss weil die Situation eskaliert. Man hat im europäischen Finanzsystem Refinanzierungs-Volumina in der Höhe von 270 Mrd. EUR im ersten Halbjahr. Im Moment gewährt die EZB Liquidität gegen Hinterlegung von Pfändungen. Aber immer mehr kann der EZB als Pfand hinterlegt werden. Seit den letzten Beschlüssen nimmt die EZB sogar Kredite an anderen Banken als Pfand. Bei dem Refinanzierungs-Bedarf könnte es am Ende so sein, dass das gesamte Risiko doch bei der EZB bleibt“, so Dr. Merino. Er kann sich vorstellen, dass ein Quantitative Easing auch in Europa kommen könnte. Sollte die kategorische Weigerung die EZB einzusetzen wirklich durgesetzt werden, so sieht der Experte ein Auseinanderbrechen der Eurozone. Dies wird aber nicht in den nächsten 12 Monaten passieren, sondern wäre ein langfristiger Prozess.

Anlagestrategie

Mit Aktien konnte in den letzten zehn Jahren relativ wenig Durchschnittsrendite erwirtschaftet werden. Die UBS Experten rechnen mit einer Aktienrisikoprämie von weltweit vier Prozent. In den 80er und 90er Jahren konnten noch zwischen 12 und 13 Prozent Risikoprämien generiert und eine enorme Performance der Aktien beobachtet werden. Die Erwartungen sind daher sehr stark geprägt und der Einsatz von Fremdkapital wurde immer populärer.

Für den Zweck der Vermögenswahrung würden Aktien langfristig besser abschneiden als etwa Staatsanleihen. „Immerhin handelt es sich doch um Besitzansprüche an realen Werten. Daher werden wir immer gewissen Positionen auch in Zeiten von Unsicherheit und Volatilität im Portfolio haben“, erklärt Merino.

Auch Unternehmensanleihen sind nach wie vor interessant. Anleihenanleger finden stabile Renditen in erstklassigen Unternehmensanleihen außerhalb des Finanzsektors. Für den UBS Experten sind US-Hochzinsanleihen eine gute Ergänzung eines global diversifizierten Portfolios um die Renditen zu verbessern.

Bei Währungen wird ein Fokus auf Ländern mit großen Naturressourcen wie etwa Kanada oder Norwegen gelegt sowie auf jene Länder, die starke Fundamentaldaten aufweisen, wie diese beispielsweise in Asien zu finden sind.

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