Teil III: Marktausblick USA

Wird die Wirtschaft in den USA durch die Krise in den anderen Ländern auch runtergezogen? Der amerikanische Alltag 2012 wird von Reformen und einer Wahl bestimmt sein. e-fundresearch hat sich die verschiedenen Statements von Fondsmanager, Analysten und Experten angesehen und für Sie zusammengefasst. Funds | 04.01.2012 04:30 Uhr
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Krise beherrscht auch die Stimmung in den USA

Rick Patel, Fondsmanager des Fidelity US Dollar Bond Fund: "Auch im neuen Jahr werden Staatsverschuldung und andere politische Risiken das Denken der Anleger beherrschen. Schwache Konjunkturdaten und Zweifel an den Wachstumsaussichten für die USA und die Weltwirtschaft insgesamt werden die Stimmung prägen. Angesichts äußerst niedriger Renditen auf US-Bundesanleihen erwarte ich eine steigende Nachfrage der Anleger nach ertragsstarken Anlagealternativen. Davon könnten Unternehmensanleihen profitieren. Dabei sind vor allem Unternehmensanleihen von hoher Qualität und mit kurzen Laufzeiten attraktiv, aber auch Anleihen von Unternehmen, die nach einer strategisch sinnvollen Übernahme eine Entschuldungsphase durchlaufen."

Reformen werden auf der Tagesordnung stehen

"Das Marktumfeld wird so lange volatil bleiben, bis die strukturellen Probleme der europäischen Währungsunion und die geopolitischen Herausforderungen gelöst sind. In Europa ist die politische Situation angesichts der Meinungsdifferenzen einzelner Länder zur Lösung der Probleme viel komplizierter als in den USA. Aufgrund dieser Unsicherheit stellt die Region aktuell das größte Risiko dar und wird die Märkte weltweit beeinflussen. In den USA wird der politische Druck auf Demokraten und Republikaner gleichermaßen dazu führen, dass wir in den nächsten Monaten eine umfassende Steuer- und Haushaltsreform erleben werden. Das ist in den aktuellen Bewertungen noch nicht berücksichtigt. In diesem unsicheren Umfeld erscheinen die USA als vergleichsweise defensives Investment. Die Neubauquoten, Autoverkäufe und Investitionsausgaben lagen bislang weit unter den Erwartungen und könnten sich 2012 als wichtiger Treiber für die Konjunktur entpuppen. Nach der jüngsten Verschiebung zugunsten defensiver Sektoren werden Bereiche wie Industrie und Technologie zunehmend attraktiv," kommentiert Aris Vatis, Fondsmanager des Fidelity American Growth Fund.

Rezession wird sich wohl vermeiden lassen...

Einen Hoffnungsschimmer für die Wirtschaft in den USA gibt Ad van Tiggelen, Senior Investment Specialist, Investment Content Management bei ING Investment Management, Den Haag: "In den USA sind die Weichen für eine Fortsetzung der staatlichen Konjunkturförderung in 2012 bereits gestellt. Damit können die USA eine Rezession wahrscheinlich abwenden, auch wenn das Wachstum sehr bescheiden bleibt."

Schwach, aber positiv

Das im Sommer noch drohende Rezessionsszenario hat sich in den letzten Wochen verflüchtigt. Die US-Wirtschaft scheint auf ein schwaches, aber immerhin positives Wachstumstempo eingeschwenkt zu sein. Allerdings lasten die Folgen eine Jahrzehnts der Kreditblase schwer auf dem potenziellen Wachstum. Eine hohe Arbeitslosenquote, weiterhin überschüssige Produktionskapazitäten, der hohe Bestand an unverkauften Wohnimmobilien und der Prozess des Schuldenabbaus der Privathaushalte bedeuten, dass die Fähigkeit der Wirtschaft zu wachsen deutlich unter jener der beiden vorangehenden Jahrzehnte liegt. Daher dieses tendenziell weniger starke schleppende Wachstum, das bei der geringsten Verlangsamung mit dem Rezessionsrisiko flirtet," analysiert das Experten Team Research & Analyse der Bank Syz & Co SA.

Dennoch gäbe es zu Jahresbeginn 2012 zahlreiche Risiken. "Die weiterhin für die USA sehr hohe Arbeitslosigkeit untergräbt das Vertrauen der Privathaushalte und verhindert jede Beschleunigung des Wachstums der Konsumausgaben. Und die Aussichten auf eine Straffung der Haushaltspolitik nach drei Jahren mit einem Haushaltsdefizit in Höhe von etwa 10 Prozent des BIP sind die grosse Unbekannte der kommenden Monate. Eine solche Anpassung ist zugleich nötig und möglicherweise gefährlich, da sie die derzeit schwache Expansionsdynamik zu ersticken droht."

Negativer Einfluss Europas auf die USA

Percival Stanion, Head of Asset Allocation von Barings, erläutert: „In Europa und Großbritannien lässt sich eine Rezession sicherlich nicht mehr abwenden; falls sie noch nicht eingesetzt haben sollte, wird es in wenigen Wochen so weit sein. Sogar in den USA verhält sich das Wachstum weiterhin schleppend, der Immobilienmarkt entwickelt sich erneut rückläufig, und es ist in den kommenden Monaten damit zu rechnen, dass das europäische Negativszenario den US-Markt beeinträchtigt."

Unterschied: Europa - USA ...

"Auch wenn es an den US-Märkten in diesem Jahr nicht richtig rund lief – ein entscheidender Unterschied zur Situation in Europa bleibt: Die Amerikaner haben kein Währungsproblem. Während etwa der deutsche Leitindex DAX® im laufenden Jahr 11,2 Prozent an Wert einbüßte, verzeichnete der US-Index S&P 500®, der die 500 größten Unternehmen der USA enthält, ein Plus von 0,5 Prozent (Stand: 5. Dezember 2011). Und die jüngsten Quartalszahlen der US-Unternehmen deuten auf Aufwärtspotenzial hin: Mehr als 60 Prozent der S&P-500®-Unternehmen konnten die Konsenserwartungen der Analysten übertreffen. Zugleich ist die Bewertung der Aktien mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 13 im historischen Vergleich relativ niedrig," so UniCredit-Analyst Jochen Hitzfeld.

... wirtschaftliche Lage der USA ist günstiger

"Wahlen in den USA sind im Allgemeinen recht unterhaltsam. Selten war jedoch der Zwist zwischen den Demokraten und den Republikanern (genaugenommen der Tea-Party-Bewegung) so bitter.

Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen im November 2012 könnte dies zu einem politischen Stillstand und zu weiterer Volatilität an den Märkten führen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Debatte über den Umfang des Haushaltsdefizits verschärft, wenn der Wahlkampf in vollem Gange ist. Nach einer umfassenden Anpassung in der Folge der Finanzkrise von 2008 ist die wirtschaftliche Lage in den USA nun günstiger als in Europa. Die Wettbewerbsfähigkeit nimmt zu und die Arbeitslosenzahlen haben sich stabilisiert. Obwohl die Verbrauchernachfrage weiterhin schwach ist, sorgt der abnehmende Inflationsdruck für eine gewisse Erleichterung," so die Expertin Virginie Maisonneuve, Leiterin globale und internationale Aktien beim britischen Vermögensverwalter Schroders.

Die dänische Investmentgesellschaft Sparinvest bekräftigt die Bedeutung der Politik bzw. der kommenden Wahlen in den USA für die Wirtschafts- und Finanzmärkte: "In den USA könnte es 2012 ähnliche politische Herausforderungen geben wie 2011 in Europa. Die anstehenden Präsidentschaftswahlen werden eine wichtige Rolle spielen. Politischer Stillstand und Unsicherheit wären nicht gut für die Märkte."

Worauf müssen sich die Anleger einstellen?

„Wir befinden uns in einer strukturellen und nicht zyklischen Finanz- und Wirtschaftskrise vor allem in den USA und Europa, die sich aufgrund der internationalen Vernetzung auch auf den Rest der Welt auswirkt. Absehbare Lösungen wird es dafür nicht geben. Darauf müssen sich Anleger bei ihrer Investmentstrategie einstellen. Anleger müssen diesen Umdenkprozess vollziehen und in längeren Zeiträumen von fünf bis zehn Jahren denken. Markt-Timing ist praktisch unmöglich,“ fasst Volker Buschmann, Managing Director and Head of Northern Europe Sales, M&G, zusammen.

Investment-Möglichkeiten

“Wir favorisieren Aktien, weil diese Anlagekategorie den schwachen Konjunkturausblick am meisten eingepreist hat und deshalb am meisten Aufwärtspotential aufweist“, fasst Bill McQuaker, Head Multi-Asset von Henderson Global Investors die Anlageperspektiven für 2012 zusammen. Am aussichtsreichsten seien US-Aktien, die in den letzten zehn Jahren vernachlässigt worden seien. Exportwerte dürften von einem weiterhin schwachen Dollar profitieren. Der flexible Arbeitsmarkt und der intakte unternehmerische Geist dürften dazu beitragen, dass die Kleinunternehmen die Basis der US-Wirtschaft festigen und damit eine Rezession verhindern.

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